Meschede. Hubschrauber sucht Klinik vergeblich, Tollwut um Meschede, Bürgerinitiative will Brücke in Bestwig bauen - die Woche vor 50 Jahren.
Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 50 Jahren im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.
19-Jähriger geht plötzlich unter
Bei einer Fahrt mit dem Kanu auf der Wenne bei Berge ertrinkt ein 19 Jahre alter Sportler. Bei dem 19-Jährigen handelt es sich um einen routinierten Wildwasserfahrer aus Marl, der mit einem Freund von Menkhausen nach Freienohl unterwegs ist. Auf dem Fluss herrscht Hochwasser. Unterhalb des Wehres in Berge kommt der 19-Jährige in einen Sog, sein 26-jähriger Freund sieht, wie er aus dem Boot stürzt, mehrfach untertaucht und plötzlich untergeht. Nach 300 Metern kann ihn der Ältere aus dem Wasser der Wenne ziehen – die Wiederbelebungsversuche sind erfolglos.
Nach Pocken wird sie zur „Bücher-Schwester“
Seit 1967 führt die Clemens-Schwester Polycletis im St.-Walburga-Krankenhaus in Meschede die Krankenhaus-Bibliothek. Von anfangs 600 Büchern hat sie den Bestand auf 1800 erhöhen können. Sie hatte 1967 selbst Langeweile empfunden, als sie nach einer Pocken-Infektion behandelt wurde. Nach ihrer schweren Erkrankung musste sie den Dienst in der Krankenpflege aufgeben. Seitdem fährt sie viermal in der Woche als „Bücher-Schwester“ mit einer Auswahl von 120 Bänden durch die Krankenzimmer.
Badebucht entsteht am Hennesee
In der Berghauser Bucht am Hennesee entsteht eine Badebucht. Sie soll ab dem Sommer für Wassersportler zur Verfügung stehen. 61.000 Mark investiert die Hennesee GmbH dafür. In der Bucht werden Betonschürzen zum Wasser hin eingebaut, die Nichtschwimmerzone wird mit Rheinkies abgedeckt. Ein 600 Meter langer Fußweg entsteht vom Tunnel an der B 55 bis zum neuen Umkleidegebäude. Der neue Parkplatz mit 300 Stellflächen ist schon 1973 eingeweiht worden.
Weitere Rückblicke hier:
- Ziviler Ungehorsam bei Meschede, schulfrei mangels Reinigung in Meschede, Dach über Bussen stürzt ein - vor 45 Jahren.
- Drei Tote bei Unfall bei Fredeburg, Überfall auf Sparkasse in Nuttlar, Gynäkologe in Meschede ist erster Vater des Jahres, enormer Schaden bei Feuer - vor 40 Jahren.
- Junges Ehepaar stirbt auf B 55, zwei Hauptschulen für Meschede, der millionste Schnellkochtopf aus Bestwig, Hotel mit 260 Betten in Fredeburg geplant - vor 55 Jahren.
- DJ in Meschede schickt Mädchen auf den Strich, Reaktionen auf Ölkrise, Polizist schießt sich bei Meschede in den Arm, 300 Entlassungen in Schmallenberg - vor 50 Jahren.
- Brauerei Veltins schenkt dem Land eine Straße, Ärzte fordern Blaulicht, Rechtsextreme in Meschede festgenommen, Entlassungen bei Honsel, Feuer zerstört Restaurant im Fort Fun - vor 30 Jahren.
- Richtfest in eisiger Höhe bei Meschede, Neues Parkhaus in Meschede, 18-Jähriger aus Reiste verbrennt im Auto, neue Brücke an A 46, Mordprozess in Arnsberg - vor 40 Jahren.
Bestwigs „Bürgerinitiative Brückenbau“
In Bestwig gründet sich auf Initiative von Berni Risse die „Bürgerinitiative Brückenbau“. Ihr Ziel ist, dass bis zum Herbst eine neue Brücke über die Ruhr zum „Sündenwäldchen“ gebaut wird. Die alte baufällige Brücke ist vor fünf Jahren abgerissen worden, seitdem wird eine Verbindung vermisst. Zur Finanzierung der neuen Brücke werden jetzt Bausteine für den Preis von fünf Mark verkauft.
Türkischer Bergmann verunglückt
Ein türkischer Gastarbeiter verunglückt untertage in der Zinkgrube in Ramsbeck. Er erleidet schwere Verletzungen am Kopf und am Brustkorb. Es gibt keine Zeugen, zur Unfallzeit hat er allein gearbeitet. Ein 50 Meter entfernt beschäftigter Bergmann leistet Erste Hilfe. Der Verletzte wird zur Elisabeth-Klinik nach Olsberg gebracht, von dort aus wird ein Hubschrauber der Bundeswehr aus Porz angefordert, um ihn in eine Klinik nach Bochum zu fliegen. Nebel und tiefliegende Wolken ergeben für die Piloten eine so schlechte Sicht, dass der Hubschrauber zunächst auf dem Sportplatz in Olsberg landet. Sie müssen sich bei Kindern dort erkundigen, wo die Klinik liegt, und steigen dann wieder auf. Das Blaulicht der Polizei an der Klinik ist nicht zu sehen gewesen.
Von Bundeswehr geflüchtet
Auf dreieinhalb Monate Haft auf Bewährung und 500 Mark Geldstrafe lautet das Urteil gegen einen jungen Mann aus dem Kreis Meschede – wegen eigenmächtiger Abwesenheit von der Truppe und Ungehorsam gegenüber einem Vorgesetzten. Der Mann ist wenige Tage nach seiner Einberufung zur Bundeswehr nachts über den Kasernenzaun geklettert und geflüchtet. Er wird in Dortmund entdeckt. Wegen einer Krankheit soll er dann aus der Bundeswehr vorzeitig entlassen werden: Das feiert er am Vorabend mit Kameraden in der Kantine, weigert sich dann aber auf die Aufforderung eines Offiziers, den Raum zu verlassen und wird beleidigend und handgreiflich.
Tollwut bei Füchsen und Katze
Im Kreis Meschede müssen 66 Menschen gegen Tollwut geimpft werden, 25 Tiere müssen wegen Tollwutgefahr getötet werden – darunter ein Pferd und drei Rinder. Auf dem Bauhof Lahrmann in Meschede sowie in Nuttlar sind tollwütige Füchse und eine tollwütige Katze entdeckt worden.
Neue ökumenische Zusammenarbeit
Die katholische Kirchgemeinde Mariä Himmelfahrt und die evangelische Kirchengemeinde in Meschede einigen sich auf ein gemeinsames Bauvorhaben – und damit auf eine einzigartige Form der ökumenischen Zusammenarbeit im Sauerland. Im Mescheder Norden soll gemeinsam ein ökumenisches Kirchenzentrum entstehen, das neben einer Kirche auch eine Altentagesstätte und Räume für die Jugend und für Seminare umfassen soll. Die Planungen dafür laufen seit 1969. Die Kosten werden auf 2,8 Millionen Mark veranschlagt.
Betreuungskräfte fehlen
350 ausländische Kinder besuchen im Kreis Meschede die Schulen, darunter 150 junge Portugiesen. In Berge gibt es für sie Übergangs- und Vorbereitungsklassen bis zum Besuch der Regelschule. Rektor Josef Rath von der Gemeinschafts-Hauptschule in Meschede setzt sich gegenüber den Behörden und dem Generalkonsulat für eine bessere Integration ein: Es fehle an Betreuungskräften. Ausländerkinder müssten bereits in den Kindergärten integriert werden. Rath hat beobachtet, dass deutsche Kinder die Ausländerkinder meiden würden, sobald sie in ihre Klassen kämen: Es müsse mehr für die sprachliche Förderung getan werden.
Mädchen fällt in kochende Brühe
Ein furchtbares Unglück ereignet sich in Calle: Dort stürzt ein fünf Jahre altes Mädchen in kochende Brühe. Das Kind wird in die Spezialklinik nach Hamm-Heessen gebracht. Das Kind stirbt an den schweren Verletzungen.
Kampfabstimmung um Stadthalle
In einer Kampfabstimmung entscheidet der Stadtrat in Meschede mit den 18 Stimmen der CDU gegen die 15 von SPD und FDP über den geplanten Standort der neuen Stadthalle: Sie wird jetzt am Winziger Platz entstehen. SPD und FDP wollten einen Neubau auf Kerstings Wiese an der Ruhr (heute: Standort der Agentur für Arbeit), weil dort mehr Fläche unter anderem auch für die Volkshochschule, eine Altenstätte und eine Kegelbahn zusätzlich zur Stadthalle möglich wäre. Für die CDU ist entscheidend, dass die 3000 Quadratmeter Fläche am Winziger Platz vollständig im Besitz der Stadt sind – und dadurch schnell gebaut werden könne.
Jagdhaus brennt völlig aus
100.000 Mark Schaden entstehen beim Brand des Jagdhauses Möller in der Wacholderheide in Eversberg. Das Haus, erst 1973 neu hergerichtet, brennt völlig aus. Die Feuerwehren aus Meschede und Eversberg können nur die Flammen eindämmen, um den umliegenden Wald zu schätzen. Alles deutet auf Brandstiftung hin: Ein Kellerfenster ist eingeschlagen worden.