Meschede. Kinder kämpfen in Eversberg für Rodelbahnen, schulfrei mangels Reinigung in Meschede, Dach über Bussen stürzt ein - vor 45 Jahren.

Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 45 Jahren, im Januar 1979, im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.

Kinder kontra Bauhof

In Eversberg beseitigt der Mescheder Bauhof zur Empörung von Kindern und deren Eltern eine Rodelbahn am alten Weg, der von Wehrstapel nach Eversberg führt: Die Straße wird geräumt und mit Salz gestreut. Daraufhin präparieren Kinder den Weg wieder und füllen neuen Schnee auf. Moralisch werden sie von ihren Eltern unterstützt: Sie sagen, irgendwo müssten Kinder doch spielen dürfen. Sie erinnern daran, dass 1979 zum Jahr des Kindes ausgerufen worden sein. Auf dem Weg sei die Durchfahrt ohnehin verboten. Auf der Straße Am Hügel am Feuerwehrhaus blockieren Kinder das städtische Räumfahrzeug: Auch dort rodeln sie, durch ein Sit-in zwingen sie das Räumfahrzeug, aufzugeben.

Stadt kündigt Reinigungsvertrag

Die Schüler des Städtischen Gymnasiums in Meschede bekommen unerwartet einen zusätzlichen Ferientag durch die Schulleitung: An der Schule ist eine erforderliche Grundreinigung nicht durchgeführt worden – die Hygiene lässt so zu wünschen übrig, dass die Kinder und Jugendlichen zuhause bleiben sollen. Die Stadt kündigt ihren Vertrag mit der Wuppertaler Reinigungsfirma.

Chaos durch Schnee und Glätte

Eisglätte und Schnee führen in Meschede zum Chaos. Im gesamten Stadtgebiet fährt kein Bus. Die Fahrzeughalle beim Reise-Unternehmen Knipschild an der Briloner Straße ist deshalb voll: Ausgerechnet jetzt stürzt das Hallendach ein, möglicherweise wegen der dicken Schneelast. Mehrere Busse werden beschädigt. Die stählernen Dachträger brechen an mehreren Stellen auseinander. Die Feuerwehr stützt das Dach notdürftig ab. Die Post-Zustellung in Meschede und Bestwig fällt ebenfalls aus. Im St.-Walburga-Krankenhaus werden 20 Behandlungen nach Stürzen gemeldet. Die Arbeiter der Frühschicht bei Honsel kommen erst mit mehrstündiger Verspätung zur Arbeit.

Unter Schneemassen bricht im Januar 1979 das Dach über den Bussen beim Unternehmen Knipschild in Meschede ein.
Unter Schneemassen bricht im Januar 1979 das Dach über den Bussen beim Unternehmen Knipschild in Meschede ein. © Jürgen Kortmann

Weitere Rückblicke hier:

  • Richtfest in eisiger Höhe an Fernsehturm am Stimm-Stamm, Neues Parkhaus in Meschede, 18-Jähriger aus Reiste verbrennt im Auto, neue Brücke an A 46, Mordprozess in Arnsberg - vor 40 Jahren.
  • DJ schickt Mädchen auf den Strich, Reaktionen auf Ölkrise, Polizist schießt sich bei Meschede in den Arm, 300 Entlassungen in Schmallenberg - vor 50 Jahren.
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  • Mescheder Autofahrer benutzt Auto als Waffe, Ärger um neue Stromleitung, Schmallenberger stirbt bei Unfall, Holztransporter überfährt Kind, Giftwolke nach Brand - vor 45 Jahren.
  • Kuriose Wette mit Bierfass bei Meschede, eine ganze Familie rettet in Eslohe Leben, Formel-1-Weltmeister Graham Hill und der Sauerlandring, Fußballtor abgesägt - vor 55 Jahren.
  • Vergewaltiger in Schmallenberg in Haft, Meschede als atomwaffenfreie Zone, Anhalterin vergewaltigt, Fallschirmjäger erobern Flugplatz Schüren, Niedrigwasser am Hennesee - vor 40 Jahren.

Neue Bürgerinitiative gegen A 46

In Eversberg und Meschede bildet sich eine Bürgerinitiative gegen den geplanten Bau der A 46. 35 der rund 40 von der Trasse betroffenen Grundeigentümer treten ihr direkt bei. Sie wollen notfalls auch gerichtlich gegen die Trasse vorgehen. Vorsitzender ist Ferdinand Trudewind. Er macht sich dafür stark, den Bau der Autobahn nördlicher in den Arnsberger Wald zu verschieben, anstatt sie unmittelbar vorbei an Eversberg und nur 50 Meter hinter den Häusern an der Weidenstraße in Meschede herzuführen.

Mescheder Grieche beim Bundespräsidenten

Bei den Honsel-Werken in Meschede setzt sich der Grieche Georgios Kostomitsopoulos als freigestelltes Betriebsratsmitglied vor allem für die Belange seiner vielen Landsleute im Unternehmen ein. Der 50-Jährige ist deshalb zum Neujahrsempfang von Bundespräsident Walter Scheel in die Villa Hammerschmidt nach Bonn eingeladen worden.

Sorgen um Arbeitsplätze in Bestwig

In Bestwig gibt es Sorgen um den Erhalt des Bundesbahnbetriebswerkes und die Arbeitsplätze dort. Die Bundesbahn betont, ihre Personalkosten senken zu müssen. Beschlossen ist bereits, aus Bestwig Stellen aus dem Unterhaltungsdienst für Wagen und Maschinen nach Hagen zu verlegen.

AStA-Vorsitzender aus Velmede

Peter Voßwinkel aus Velmede wird an der Fachhochschule Münster zum neuen Vorsitzenden des Allgemeinen Studentenausschusses AStA gewählt. Der 25-jährige Architekturstudent tritt für die Jungsozialisten an. Eine Koalition aus Jusos und einer Basisgruppe löst damit den Marxistischen Studentenbund in dem Gremium ab.

Tödliche Fahrt nach Schützenfest

Wegen fahrlässiger Tötung muss ein 25 Jahre alter Mann aus einem Dorf bei Eslohe für ein Jahr und vier Monate ins Gefängnis. Er hatte mit seinem Pkw im Juli 1977 auf der B 55 bei Cobbenrode einen 36 Jahre alten Fußgänger aus Isingheim angefahren – der Mann war auf der Stelle tot. Der Autofahrer flüchtete. Erst ein Radfahrer entdeckte am nächsten Morgen den Toten. Der Autofahrer war angetrunken nach dem Schützenfest in Berghausen nach Hause gefahren. Er will erst am nächsten Morgen von dem Unfall erfahren haben.

Tiefflüge: Weniger geht nicht

Das Verteidigungsministerium reagiert auf erneute Proteste aus dem Hochsauerlandkreis, wonach die Belästigung durch militärische Tiefflüge zu hoch sei: Große Teile der Pilotenausbildung der Luftwaffe seien bereits nach Großbritannien und in die USA verlagert worden. Weiteren Beschränkungen könne man nicht zustimmen, sonst sei die Verteidigungsbereitschaft gefährdet.

Sägewerk wird ausgesiedelt

Für die Sanierung des Ortskernes soll in Bestwig im Bereich von Rathaus und Bahnhof das Sägewerk Becker ausgesiedelt werden. Stattdessen sollen dort Kleingewerbe und Handwerksbetriebe entstehen können. Auch der Bau einer Tiefgarage ist geplant.

Erinnerung an Mescheder Dichter

Der Dichter, Seelsorger und Theologe Joseph Wittig wäre 100 Jahre alt geworden: Bei einer Gedenkfeier an seinem Grab auf dem Südfriedhof wird an den bedeutenden Mescheder erinnert. Bürgermeister Franz Stahlmecke kündigt an, dass eine Straße im geplanten Neubaugebiet am Gemeinsamen Kirchenzentrum nach Wittig benannt werden soll.