Meschede. Ärzte fordern Blaulicht, Rechtsextreme in Meschede festgenommen, Entlassungen bei Honsel, Feuer zerstört Restaurant im Fort Fun - vor 30 Jahren.

Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 30 Jahren, im November 1993, im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.

Mordversuch in Meschede

In Meschede ermittelt die Kriminalpolizei wegen eines versuchten Mordes gegen zwei 25 und 26 Jahre alte Männer. Ihr Opfer ist ein 38-Jähriger, der nach einem Gaststättenbesuch auf dem Heimweg ist. An der Briloner Straße kommt es zwischen ihnen zum Streit, die Täter schlagen ihr Opfer mit dem Kopf gegen eine Mauer, einer sticht ihn dann mit einem Messer in den Hals und verletzt ihn lebensgefährlich. Die Täter werden zufällig sofort gefasst: Auf ihrem Heimweg erleidet einer einen Asthmaanfall, als gerade eine Polizeistreife vorbeifährt. Die Polizisten bringen beide ins Krankenhaus, als über Funk der Mordversuch bekannt wird.

450 Entlassungen bei Honsel

Die Honsel-Werke in Meschede haben massive wirtschaftliche Probleme. Hans-Dieter Honsel nennt die Lage „dramatischer denn je“: „Wir kämpfen um unsere Zukunft.“ Hintergrund ist die Rezession mit Auftragsrückgängen in der Automobilbranche. Es kommt zu Entlassungen: 300 im Jahr 1993, weitere 150 sollen 1994 folgen. Die Zahl der Mitarbeiter soll unter 2000 sinken. Ab Januar ist ein neues Konzept der Teamarbeit geplant, Entscheidungen sollen schneller fallen.

Schlag gegen rechtsextreme Szene

Die Polizei führt einen Schlag gegen die rechtsextreme Szene im Sauerland durch. Häuser in Meschede, Bestwig, Olpe und Winterberg sowie in Hessen werden durchsucht. Die Ermittlungen gegen die so genannte „Sauerländer Aktionsfront“ laufen schon seit zwei Jahren. In Meschede kommt es zu zwei Festnahmen. Propaganda-Material, Flugblätter und Videofilme werden sichergestellt. Mitglieder sollen mit einem bei der Bundeswehr gestohlenen Sturmgewehr Schießübungen in einem Steinbruch veranstaltet haben. Die „Sauerländer Aktionsfront“ hatte sich 1991 aus Skinhead-Gruppen gebildet.

Großbrand im Honsel-Werk

Großalarm in Meschede: Eine Million Mark Schaden entsteht bei einem Feuer in den Honsel-Werken. Dort brennt es in der Abteilung Modellbau: Die 1000 Quadratmeter große Halle mit Produktionsräumen, Schreinerei und Lager brennt aus. Durch die Hitze stürzen Mauern ein. Das Feuer droht, sich vom Süden auf den nördlichen Teil der Werke auszuweiten, wo in einer Halle Petroleum lagert. Das kann die Feuerwehr verhindern. In Gefahr ist eine Gasleitung am brennenden Gebäude. Bei Temperaturen von minus acht Grad erschweren Glätte und Eis die Arbeit der Feuerwehr.

Großbrand im November 1993 bei Honsel in Meschede. Die Hitze des Feuers in der Modellbau-Abteilung ist so groß, dass Mauern einstürzen.
Großbrand im November 1993 bei Honsel in Meschede. Die Hitze des Feuers in der Modellbau-Abteilung ist so groß, dass Mauern einstürzen. © WP | Jürgen Kortmann

Kein Blaulicht für Ärzte

Der Regierungspräsident lehnt Anträge von niedergelassenen Ärzten in Schmallenberg und Sundern ab, die im Rettungsdienst mitwirken, und künftig mit Blaulichtern auf ihren privaten Pkw zu Einsätzen fahren wollen: Es könne keine Ausnahmen von gesetzlichen Regelungen geben. Die Bezirksregierung schlägt stattdessen vor, Notarztfahrzeuge anzuschaffen, die von Arzt zu Arzt weitergegeben werden sollten.

Neubau bei Veltins

In Grevenstein wird die neue Landstraße 839 eröffnet, die sich jetzt auf etwa 900 Metern um das Gelände der Brauerei Veltins zieht. Außerdem wird das neue Verwaltungsgebäude von NRW-Minister Wolfgang Clement und Brauerei-Chefin Rosemarie Veltins eingeweiht. Clement betont den einmaligen Vorgang: Veltins als privates Unternehmen habe aus eigenen Mitteln eine neue Straße gebaut und sie dann ans Land übergeben. Den Steuerzahler kostet das nichts. Das alte Stück der Straße führte mitten durchs Brauerei-Gelände, sie wird künftig zur reinen Werksstraße. Die Umsetzung des Straßenbauprojektes geschieht in Rekordzeit: Erst im Juni 1992 waren die ersten Anträge von Veltins gestellt worden.

Malteser verlassen Eslohe

Der Malteser Hilfsdienst wird Eslohe verlassen und nach Arnsberg ziehen. Das wird im Kreisausschuss für das Rettungswesen bekannt. Hintergrund sind fehlende freiwillige Helfer. Nachwuchssorgen hat auch das DRK: Beim Deutschen Roten Kreuz in Eslohe steht deshalb eine Zusammenlegung mit Meschede bevor.

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Sparkasse investiert in Umbau

8,5 Millionen Mark investiert die Sparkasse in Meschede in ihren Umbau. Durch einen Anbau sollen 400 Quadratmeter an Bürofläche hinzukommen. Dazu gehört auch der Bau eines zweigeschossigen Parkdecks.

Rekord bei der Auskunft

Durchschnittlich 17.600 Anrufe gehen täglich bei den 60 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Telefonauskunft beim Fernmeldeamt in Meschede ein. Die Telefonauskunft besteht hier seit 1955. Früher wurden Informationen von Mikrokarten abgelesen, heute kommen die Daten aus zwei Rechenzentren in Bielefeld und München. Jetzt gibt es einen neuen Rekord. Die viermillionste Auskunft im laufenden Jahr – so viel wie nie.

Demo für Kinderklinik in Meschede

350 Menschen demonstrieren für einen Kinderklinik in Meschede – darunter auch Eltern aus Bestwig, Olsberg und Hallenberg. Sie protestieren gegen die Entscheidung der Landesregierung für eine neue Kinderklinik in Hüsten: Meschede sei wegen seiner zentralen Lage viel schneller aus dem ganzen Hochsauerlandkreis erreichbar. Über 45.000 Unterschriften für eine Kinderklinik in Meschede trägt eine Elterninitiative zusammen.

Für eine eigene Kinderklinik in Meschede demonstrieren 350 Menschen aus dem ganzen Hochsauerlandkreis im November 1993.
Für eine eigene Kinderklinik in Meschede demonstrieren 350 Menschen aus dem ganzen Hochsauerlandkreis im November 1993. © WP | Jürgen Kortmann

Brand im Fort Fun

500.000 Mark Schaden entstehen bei einem Brand im Freizeitpark Fort Fun bei Wasserfall. Dort brennt das Restaurant „Steakhouse“ bis auf die Grundmauern nieder. Ein Anwohner hat frühmorgens auf dem Weg zur Arbeit das Feuer entdeckt. Die Feuerwehren aus Velmede-Bestwig, Andreasberg, Ramsbeck und Heringhausen können ein Übergreifen der Flammen auf andere Gebäude und einen benachbarten Gastank verhindern. Das 300 Quadratmeter große „Steakhouse“, in dem 200 Menschen Platz finden, steht lichterloh in Flammen.

Durch ein Feuer wird im November 1993 das Restaurant „Steakhouse“ im Freizeitpark Fort Fun zerstört.
Durch ein Feuer wird im November 1993 das Restaurant „Steakhouse“ im Freizeitpark Fort Fun zerstört. © WP | Jürgen Kortmann