Meschede. Ausreißer versteckt sich 27 Stunden in Scheune, Betonmischer stürzt 30 Meter hinab in Hennesee, Fahrgast stirbt bei Sturz im Bus - vor 45 Jahren.

Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 45 Jahren, im Oktober 1978, im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.

Führerhaus voll Wasser gelaufen

Auf der B 55 am Hennesee verliert der Fahrer eines Betonmischers die Gewalt über sein Fahrzeug. Der Lkw rast über den Parkplatz Märchenwald, durchbricht dort die Hecke und stürzt dann die 30 Meter tiefe Böschung hinunter in den Hennesee. Der Fahrer kann sich aus dem Führerhaus retten, das voll Wasser gelaufen ist, und ans Ufer schwimmen. Die Feuerwehr kann verhindern, dass der Lkw im See umkippt.

Zur Bergung des Betonmischers wird ein Bergungspanzer der Bundeswehr angefordert. Der Einsatz wird aber ergebnislos abgebrochen. Letztlich zieht ein 72 Tonnen schwerer Autokran den Betonmischer aus dem See.

Vergleich zu neuer Mülldeponie

Die Bürgerinitiative Halbeswig und die Gemeinde Bestwig wehren sich gegen die vom Hochsauerlandkreis geplante Einrichtung einer zentralen Mülldeponie in Halbeswig. Jetzt gibt es im Gerichtsverfahren einen Vergleich: Der Kreis will sich an Mehrkosten der Abwasserleitungen beteiligen, die an der Deponie entstehen müssen, Müllfahrzeuge sollen nicht durch Heringhausen fahren. Die neue Deponie soll im April 1979 in Betrieb gehen.

Fahrgast stürzt im Bus zu Tode

In einem Bus, der in Richtung Bestwig fährt, kommt es zu einem tödlichen Unfall: Der Busfahrer muss vor einem einbiegenden Pkw abbremsen, dabei stürzt ein Fahrgast nach vorne. Der Gemüsehändler aus Meschede stirbt an seinen Verletzungen im Krankenhaus.

Patenschaft in Freienohl

Seit zwei Jahren kennt man sich, jetzt kommt es zum Abschluss einer Patenschaft: Die St.-Nikolaus-Schützen in Freienohl und die Soldaten der zweiten Kompanie des Sanitätsbataillons 7 der Bundeswehr in Hamm schließen eine offizielle Freundschaft.

Oberstleutnant Urbanzik und Freienohls Schützenhauptmann Rolf Lagemann tauschen im Oktober 1978 die Patenschaftsurkunden aus.
Oberstleutnant Urbanzik und Freienohls Schützenhauptmann Rolf Lagemann tauschen im Oktober 1978 die Patenschaftsurkunden aus. © Jürgen Kortann

Hunger treibt Elfjährigen zurück

Mit einem Hubschrauber und per Lautsprecherdurchsagen wird in Bremke nach einem elf Jahre alten Jungen gesucht. Der Junge aus Gladbeck hat auf dem Hof eines Gasthofes, wo die Familie die Herbstferien verbringt, im Auto seines Vaters gespielt. Plötzlich gerät der Pkw in Bewegung und rollt gegen eine Mauer rollt. Offensichtlich in Angst vor Strafe läuft der Junge fort. Die Eltern versichern ausdrücklich, ihn erwarte keine Strafe.

Der Hunger treibt den Ausreißer schließlich wieder in sein Ferienquartier – der Vater findet ihn im Bett, ein Buch lesend. 27 Stunden hatte das Kind im Luftschacht einer Scheune verbracht. Er sagt, seine Angst sei durch den Hubschrauber und die Durchsagen, die er hörte, noch gestiegen.

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Probe für Fußgängerzone

In Meschede wird an einem verkaufsoffenen Samstag geprobt, wie es sich mit einer Fußgängerzone leben würde: Die Ruhrstraße wird dabei für den Autoverkehr gesperrt. Tausende Besucher sind unterwegs. Die Polizei ist im Sondereinsatz, um den Verkehr umzuleiten.

August-Macke-Preis verliehen

Der Mescheder August-Macke-Preis geht 1978 an einen weltberühmten Maler: Den mit 5000 Mark dotierten Preis, der alle drei Jahre vergeben wird, erhält der in Hagen lebende Maler Emil Schumacher. Der Künstler liefert gerade eine Arbeit für das neue Centre Pompidou in Paris.

Stiftungsfest bei „Draconia“

Die Studentenverbindung „Draconia“ feiert in Meschede ihr 20. Stiftungsfest. Sie ist 1958 in Bad Honnef gegründet worden. Als dort das Institut für Ingenieurausbildung aufgelöst, zieht die „Draconia“ nach Meschede um. Die Verbindung hat jetzt 125 Mitglieder.

Sorgen in Wenholthausen

165 Einwohner von Wenholthausen fordern vom Hochsauerlandkreis die Entschärfung von Gefahrenpunkten in ihrem Ort. 1978 sind dort bereits sieben Kinder angefahren und zum Teil schwer verletzt worden. Besonders gefährlich ist die Königsstraße: Dort gibt es auf einer Fahrbahnseite nur einen schmalen unbefestigten Randstreifen, über den die Schulkinder gehen müssen.

Mescheder ersticht 39-Jährige

Zu acht Jahren Gefängnis wegen Totschlags verurteilt das Schwurgericht Marburg einen aus Meschede stammenden Krankenpfleger: Der Mann hatte 1977 seine in Marburg lebende, von ihm geschiedene Frau mit 13 Messerstichen getötet. Er sagt aus, er könne sich nicht an die Tat erinnern. Er hatte seine Ex-Frau in der Vergangenheit mehrfach besucht, um die 39-Jährige zur Rückkehr zu ihm zu bewegen. Der Mann hatte im Haus seiner Eltern in Meschede eine Wohnung ausgebaut, um dort mit ihr leben zu wollen.

Raupe stürzt um, Fahrer getötet

Bei einem Unfall in Wehrstapel stirbt ein 33 Jahre alter Schlossermeister. Der Vater von drei Kindern holt an der Kläranlage in der Nähe des Bahnhofs eine Raupe ab. Er fährt die Raupe auf einen Tieflader, nach 200 Metern Fahrt sackt die Hinterachse der Raupe aber auf dem Randstreifen ins Erdreich. Der 33-Jährige will sie vom Tieflader fahren, dabei kippt die Raupe um, überschlägt sich, das Führerhaus mit dem Mann wird eingedrückt.

Forderung nach Kinderklinik

Den baldigen Bau einer Kinderklinik am St.-Walburga-Krankenhaus in Meschede fordert der CDU-Stadtverband in einer Resolution. Es gebe bereits baureife Pläne dafür, der Bau dürfe nicht wegen fehlender Finanzmittel weiter zurückgestellt werden, heißt es in der Forderung. Eltern müssten mit ihren kranken Kindern derzeit weite Wege nach Lippstadt, Hamm oder Siegen auf sich nehmen.

Weitere Berichte im Rückblick:

Fünf Tote bei schwerem Unfall in Soest - darunter vier Menschen aus Velmede, neue Langspielplatte der Geschwister Leismann aus Schmallenberg, 900 Jahre Grafschaft - die Woche vor 50 Jahren.

Vor 45 Jahren: Nach Buback-Mord durch RAF Fahndung bei Mönekind, Notwehr in Ramsbeck, Spaziergänger findet menschlichen Schädel bei Meschede.

Vor 70 Jahren: Erst Nuss-Likör, dann andere Frau in Andreasberg verprügelt: „Du hast Mörderaugen!“ Neue Notstandsarbeiter aus Schleswig-Holstein treffen am Hennesee in Meschede ein.

Unerwartete Festnahme in Eslohe nach „Aktenzeichen XY“, Rentner in Andreasberg rastet aus und sticht zu, Mann aus Wennemen stirbt bei Kirmes-Unglück, Lob für die Fredeburger Feuerwehr - die Woche vor 45 Jahren.

Wertvolle Maschine bei Unfall in Meschede zertrümmert, wieder Angst vor Pocken, ungewöhnliches Geschenk in Fredeburg – die Woche vor 50 Jahren.

Vor 40 Jahren: Schrecklicher Unfall bei Bödefeld mit zwei Toten, Frau beißt Polizisten in Meschede, in Velmede werden 98.000 Ampullen vernichtet.

Vor 50 Jahren: Mädchen stürzt in Meschede zu Tode, zweiter Toter nach Explosion, Gabelstapler erdrückt Arbeiter bei Honsel, Wintersport-Saison ohne Schnee, Veltins steigert sich.

Vor 65 Jahren: Meschedes erster eigenwilliger Wehrdienst-Verweigerer, Schmallenberger Flieger kaufen Schmuggler-Cadillac, keine Tollwut mehr in Meschede.

Das Kloster Königsmünster wird zur Abtei, keine Bergleute zweiter Klasse mehr in Ramsbeck, Bundeswehr will Truppen bei Meschede stationieren - die Woche vor 65 Jahren.