Meschede. Notlandung von Bundeswehr-Pilot im Feld, Explosion reißt in Freienohl Kind Finger ab, Taufe der „Hennesee“, Eklat in Meschede – vor 45 Jahren.
Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 45 Jahren, im August 1978, im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.
Wohnhaus brennt völlig aus
In Meschede ereignet sich der seltene Fall, dass ein Wohnhaus bei einem Feuer vollständig ausbrennt. Spätnachmittags heulen in Meschede die Sirenen: Es brennt an der Pulverturmstraße. Das Feuer hat in Windeseile beide Stockwerke des Hauses erfasst. Die Flammen, die aus den Fenstern schlagen, sind selbst in der Stadt noch zu sehen. Der Besitzer des Hauses, Joachim Bernert, befindet sich auf einer Geschäftsreise. Menschen kommen nicht zu Schaden, in dem Feuer stirbt ein Pudel.
Die gesamte Feuerwehr in Meschede unter Löschzugführer Hans Jost Kramer rückt mit 50 Männern und allen Fahrzeugen aus. Nach einer Stunde sind die Flammen eingedämmt, innen ist das Gebäude aber nur ein verkohltes Trümmerfeld. Der Schaden beträgt 250.000 Mark, dazu kommen 30.000 Mark Schaden am daneben liegenden Kiosk. Das Haus war gerade erst von Grund auf renoviert worden und ist erst seit zwei Monaten wieder bewohnt. Die Hitze des Feuers ist so stark, dass Aluminiumblenden an der Rückwand zu tropfen beginnen. Der Brand soll durch einen Defekt im Fernseher entstanden sein.
Notlandung während des Tags der offenen Tür
150.000 Mark Schaden entstehen bei einer Notlandung während des Tages der offenen Tür am Flugplatz in Schüren. Ohne Absprache mit dem Veranstalter landen dabei zwei Maschinen vom Typ Dornier Do 27 der Bundeswehr.
Als einer der Piloten bei einer Showeinlage gewagt den Tower umkreist hat, sackt sein Flugzeug plötzlich durch und stürzt zwischen Büenfeld und Schüren in ein Haferfeld. Die Maschine verliert beim Aufsetzen ein Rad, dem Piloten gelingt es noch, das Flugzeug auf einem Rad noch einen Kilometer weiter im Feld zu steuern. Der Pilot bleibt unverletzt. Er gehört zu einer Sportfluggruppe der Bundeswehr bei Ulm, die in Paderborn an einem Lehrgang teilnimmt. Die Flugsicherheit der Bundeswehr übernimmt die Ermittlungen.
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Zug im Western-Look in Eversberg
Beim Gimmentalfest in Eversberg fährt erstmals der „Gimmental-Express“. Der Zug im Western-Look besteht aus einer Lokomotive und zwei Wagen, die 40 Fahrgäste transportieren können.
Explosion: Jungen werden Finger abgerissen
In Freienohl hantieren Kinder mit Unkrautvernichtungsmitteln und vermischen sie mit anderen Zusätzen – dabei entsteht eine explosive Substanz. Zunächst zünden die Kinder es nur an, dann aber füllen sie Metallröhrchen damit. Nachdem beide Enden verschlossen sind, lassen sie die Röhrchen explodieren.
Beim Verschließen mit einem Stein kommt es aber zu einem verhängnisvollen Unglück: Einem 13-Jährigen werden vier Finger der rechten Hand vollständig und ein Glied des Daumens abgerissen. Die Polizei warnt Eltern: Sie sollten den Umgang mit Unkrautvernichtungsmitteln unmöglich machen. Der Handel wird gebeten, die Mittel nicht an Kinder zu verkaufen.
Taufe der „Hennesee“
Beim ersten Henneseefest in Meschede erhält das Fahrgastschiff seinen neuen Namen „Hennesee“. Bislang ist es als „Westfalen“ auf dem Biggesee gefahren. Achtmal täglich soll das neue Schiff, das Platz für 400 Passagiere bietet, künftig über den See fahren. 10.000 Menschen sind beim Fest dabei.
Missionar und Entwicklungshelfer
Bruder Johannes Rocksloh macht Heimaturlaub in seinem Kloster Königsmünster in Meschede. Der 37-Jährige aus Attendorn hat vor fünf Jahren seinen Missionsdienst in Ndanda in Tansania begonnen. Mit Hilfe des Landes Baden-Württemberg gründete er dort eine landwirtschaftliche Genossenschaft, die jetzt 1800 Hektar Fläche bestellt. Er versteht sich als Entwicklungshelfer: „Wir können nicht den Traktor mit Weihwasser laufen lassen.“ Das Problem ist die gefährliche Nähe von nur 50 Kilometern zur Grenze nach Mosambik, wo Guerilla-Kämpfer zum Einsatz in Rhodesien ausgebildet werden.
Endlich auf Behinderte eingehen
Allmählich setzt sich die Bereitschaft durch, auf die besonderen Belange behinderter Menschen einzugehen. Vor der AOK in Meschede werden erstmals zwei Parkplätze ausgewiesen, die ausdrücklich für Behinderte reserviert sind. Die Bezirksverkehrswacht stellt bei der Stadt den Antrag, an den Fußgängerüberwegen in Meschede künftig die Bordsteine abzusenken, damit Rollstuhlfahrer sie besser passieren können.
Gemeinde Eslohe holt Badegäste aus dem Wasser
Die Gemeindeverwaltung in Eslohe holt auf Anweisung der Bezirksregierung am Sportsee in Wenholthausen Badegäste und Bootsfahrer aus dem Wasser – beides ist dort offiziell verboten. Nur Modellboote dürfen dort bislang gefahren werden. Mit dem See darf auch nicht mehr in Prospekten geworben werden. Die Verwaltung versucht jetzt, eine „Gemeingebrauchsgenehmigung“ für den See zu beantragen. Der Gemeinderat ist empört über die Bezirksregierung: Nach einer Förderung mit so vielen öffentlichen Mitteln könne der See jetzt kaum genutzt werden.
Eklat über Bauvergabe
Im Mescheder Bauausschuss kommt es zum Eklat: Der Vorsitzende und stellvertretende Bürgermeister Bruno Peus verlässt unter Protest die Sitzung. Hintergrund ist eine Entscheidung zum Rohbau der Stadthalle, für den ein Generalunternehmer gewonnen werden soll. Dagegen richtet sich auch der Protest von Mescheder Unternehmen, die sich damit von einem Großteil der Arbeiten an dem Millionen-Projekt ausgeschlossen sehen. Das Bauvorhaben ist so ausgeschrieben, dass Unternehmer selbst Statik und Massen berechnen müssen – laut Peus könnten sich diese Kosten von 60.000 Mark die Mescheder Betriebe nicht leisten.
Vier junge Leute schwer verletzt
Bei einem schweren Verkehrsunfall auf der Straße zwischen Jagdhaus und Fleckenberg vier junge Menschen schwer verletzt, ein 19-Jähriger ist in Lebensgefahr. Der 18 Jahre alte Fahrer kommt in einer scharfen Kurve von der Fahrbahn ab, prallt gegen die Leitplanke, schleudert dann 50 Meter weit in einen Fichtenwald. Der Aufprall ist so heftig, dass eine 17-Jährige aus dem Auto geschleudert wird. Die anderen drei Insassen werden eingeklemmt, sie müssen von der Feuerwehr Schmallenberg befreit werden.
Hoher Schaden durch Feuer in Berge
In Berge brennt das Wirtschaftsgebäude eines Bauernhofes vollständig aus, es entsteht 200.000 Mark Schaden. Nachbarn können das Vieh noch heraustreiben. Die Feuerwehren aus Berge, Visbeck, Grevenstein und Wallen werden erstmals zu dem Einsatz per Funk alarmiert, die Mescheder Wehr kommt zur Unterstützung. Sie konzentrieren sich darauf, ein Übergreifen des Feuers auf das Wohnhaus zu verhindern.
Weitere Berichte im Rückblick:
Fünf Tote bei schwerem Unfall in Soest - darunter vier Menschen aus Velmede, neue Langspielplatte der Geschwister Leismann aus Schmallenberg, 900 Jahre Grafschaft - die Woche vor 50 Jahren.
Vor 45 Jahren: Nach Buback-Mord durch RAF Fahndung bei Mönekind, Notwehr in Ramsbeck, Spaziergänger findet menschlichen Schädel bei Meschede.
Vor 70 Jahren: Erst Nuss-Likör, dann andere Frau in Andreasberg verprügelt: „Du hast Mörderaugen!“ Neue Notstandsarbeiter aus Schleswig-Holstein treffen am Hennesee in Meschede ein.
Unerwartete Festnahme in Eslohe nach „Aktenzeichen XY“, Rentner in Andreasberg rastet aus und sticht zu, Mann aus Wennemen stirbt bei Kirmes-Unglück, Lob für die Fredeburger Feuerwehr - die Woche vor 45 Jahren.
Wertvolle Maschine bei Unfall in Meschede zertrümmert, wieder Angst vor Pocken, ungewöhnliches Geschenk in Fredeburg – die Woche vor 50 Jahren.
Vor 40 Jahren: Schrecklicher Unfall bei Bödefeld mit zwei Toten, Frau beißt Polizisten in Meschede, in Velmede werden 98.000 Ampullen vernichtet.
Vor 50 Jahren: Mädchen stürzt in Meschede zu Tode, zweiter Toter nach Explosion, Gabelstapler erdrückt Arbeiter bei Honsel, Wintersport-Saison ohne Schnee, Veltins steigert sich.
Vor 65 Jahren: Meschedes erster eigenwilliger Wehrdienst-Verweigerer, Schmallenberger Flieger kaufen Schmuggler-Cadillac, keine Tollwut mehr in Meschede.
Das Kloster Königsmünster wird zur Abtei, keine Bergleute zweiter Klasse mehr in Ramsbeck, Bundeswehr will Truppen bei Meschede stationieren - die Woche vor 65 Jahren.