Nordenau. Nordenau hat ca. 200 Einwohner und soll bis zu 45 Flüchtlinge aufnehmen. Sogar die Bürgerversammlung wurde vorverlegt. Diese Pläne hat die Stadt.
Das kleine Bergdorf Nordenau ist in Aufruhr. Wie vor wenigen Tagen bekannt geworden ist, soll dort eine neue Flüchtlingsunterkunft entstehen. Die Stadt Schmallenberg plant das zentral gelegene Hotel „Landhaus Nordenau“ zu kaufen. Dort könnten etwa 45 Flüchtlinge untergebracht werden. Eine zu große Belastung für den 211-Einwohner-Ort, sorgen sich die Nordenauer.
Das Thema beunruhigt das touristisch geprägte Dorf so sehr, dass jetzt sogar auf Wunsch der Bewohner eine Bürgerversammlung in der Schützenhalle vom 21. August auf Dienstag, 15. August, um 19.30 Uhr vorverlegt wurde. Die Nordenauer wollen mit der Verwaltung ins Gespräch kommen und ihren Standpunkt klar machen.
Vorübergehende Lösung
„Wir sind nicht generell dagegen, Flüchtlinge aufzunehmen, aber das Verhältnis passt einfach nicht“, sagt der junge Mann, der sich an unsere Redaktion gewandt hatte, auch weil er sich darüber wunderte, dass es noch keine Mitteilung zur Bürgerversammlung in der Presse gegeben habe.
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Matthias Schütte (CDU), Vorsitzender des Bezirksausschusses Oberes Lennetal, weiß um die Ängste der Nordenauer und steht mit einigen Bewohnern in Kontakt. Er sagt aber auch: „Die Verwaltung ist getrieben. Durch die Überlastungsanzeige hat man ja sogar versucht, sich Luft zu verschaffen, aber wir können die Welt- und Bundespolitik von Schmallenberg aus nicht beeinflussen.“
Entwicklung als Chance sehen
Flüchtlinge in dem Gebäude unterzubringen, sei lediglich eine vorübergehende Lösung. „Die Eigentümer werden nicht ohne Grund verkaufen“, ergänzt Schütte. Und für Nordenau sei es auch wichtig, eine langfristige Lösung für das Gebäude zu finden. Das komme dem Ort zu Gute.
„In ein paar Jahren kann die Stadt dort umbauen und gezielt Wohnungen für den Erstwohnsitz vorhalten“, so Schütte mit Blick darauf, dass es in Nordenau - aufgrund der Nähe zu Winterberg - viele Zweitwohnsitze gebe. Letztlich könne die Entwicklung auch eine Chance sein - zum Beispiel in Bezug auf das Thema Mitarbeitermangel unter anderem in der Gastronomie und im Baugewerbe.
18 Gästezimmer und zwei Wohnungen
„Zur Bürgerversammlung werden wir informieren, das Landhaus Nordenau künftig zur Unterbringung von Flüchtlingen nutzen zu wollen“, erklärt Bürgermeister Burkhard König auf Anfrage unserer Redaktion. „Das Gebäude hat 18 Gästezimmer, einige davon als Familienzimmer eingerichtet, und zusätzlich zwei Wohnungen. Wir gehen davon aus, die Gästezimmer mit jeweils zwei und die Wohnungen mit vier Personen belegen zu können.“ Das hänge allerdings davon ab, welche Personen unterzubringen sind.
„Das ehemalige Hotel ist baulich in einem guten Zustand, vollständig möbliert und weitestgehend mit Inventar ausgestattet“, erklärt König die Vorteile. Es könne schnell und ohne großen Aufwand für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung stehen. Einen konkreten Zeitplan gebe es aber noch nicht.
Verständnis
Mit Blick auf die Unruhe in Nordenau sagt König: „Ich habe vollstes Verständnis für die Unsicherheit, für die Sorgen und Ängste vor Ort – wer kommt da? Wo werden sich die Flüchtlinge aufhalten? Was passiert mit unserem Ort?“ Regelmäßig würden eine Reihe durchaus nachvollziehbarer Argumente vorgebracht: Größe des Ortes, Lage im Kurgebiet, Nähe zur Schule, bereits vorhandene Einrichtungen und vieles mehr.
„Am Ende bleibt aber keine Wahl: Wollen wir Massenunterkünfte wie Zelte, Turn- oder Schützenhallen vermeiden, können wir die Menschen nur in zur Verfügung stehenden Gebäuden – Miete oder Kauf – oder in neuen Einrichtungen wie in Fleckenberg (bezogen), Grafschaft (im Bau) oder Schmallenberg (in Planung) unterbringen.“ Mit städtischen Unterkünften in inzwischen zehn Orten sowie den darüber hinaus privat aufgenommenen Flüchtlingen seien die Sorgen und Lasten im Stadtgebiet breit verteilt.
Aktuell noch Urlauber untergebracht
Aktuell sind im „Landhaus Nordenau“ noch Urlauber untergebracht, wie Inhaber Ekon van Akker auf Anfrage unserer Redaktion erklärt. Zusammen mit seiner Partnerin Anna Liza Pagapos führt er den Betrieb. Über die Gründe für den Verkauf möchte er nicht sprechen, verrät aber, dass er konkrete Pläne habe und Nordenau verlassen werde.
>>> Öffentliche Pressemitteilung wegen Terminänderung versäumt
- Grunderwerbsfragen berät und entscheidet der Stadtrat bei Vorberatung im Haupt- und Finanzausschuss.
- Der Kauf der Immobilie in Nordenau steht im nichtöffentlichen Teil der kommenden Ratssitzung, 24. August, auf der Tagesordnung. Vorberaten darüber wird im nichtöffentlichen Teil des Haupt- und Finanzausschusses am 17. August.
- Aufgrund dieser Termine war die Bürgerversammlung ursprünglich auf den 21. August terminiert.
- „Am vergangenen Donnerstag wurde der dringende Wunsch aus Nordenau geäußert, die Bürgerversammlung vorzuziehen“, erklärt der Bürgermeister. „Dem bin ich nachgekommen und habe die Versammlung vorverlegt.“
- Leider habe die Stadtverwaltung in diesem Zuge versäumt, die auf den 21. August terminierte Pressemitteilung zu ändern und auf den Weg zu geben. Das sei der Spontanität der Terminänderung geschuldet gewesen, so die Verwaltung.