Schmallenberg. Klimawandel und Flüchtlinge sind zwei Themen auf der Agenda der Stadtverwaltung. Bürgermeister Burkhard König verrät seine Sichtweisen.

„84 Orte - ,ein König’... der Sie in Schmallenberg willkommen heißt“ - so steht es auf der neugestalteten Website der Stadt Schmallenberg. Burkhard König, der vorher Technischer Beigeordneter und Kämmerer war, ist seit drei Jahren Bürgermeister. Klimawandel, Flüchtlinge, Vandalismus - im Interview nimmt er Stellung zu den Themen, die gerade auf der Agenda stehen. Sein Fazit trotz aller Herausforderungen: „Ich bin überzeugt, dass Schmallenberg ausgesprochen gut dasteht.“

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Kommunen von der Größe Schmallenbergs müssen bis 2027 eine Wärmeplanung erstellen und im besten Fall sagen, wie und bis wann Sie auf fossile Energieträger verzichten wollen. Wo steht Schmallenberg da?

Bund und Land arbeiten an den Regelungen. Wie die Gesetze am Ende aussehen werden, ist völlig offen. Vor allem meine ich, wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen! Das Kernproblem für uns wird sein, wer soll die Planung machen? Wir finden bereits jetzt kaum freie Planungsbüros. Auf der anderen Seite sind viele Hauseigentümer stark verunsichert. Sie wollen wissen, wie sie ihr Haus zukunftssicher heizen können. Ich werde das Thema - wie gehen wir mit der Wärmeplanung um - deshalb zur Sitzung des Technischen Ausschusses im August vorschlagen. Auch wenn längere Fristen möglich sind, sollten wir dieses Thema jetzt angehen, die Hauseigentümer benötigen Sicherheit und Verlässlichkeit.

Die Biogasanlage in Ebbinghof erzeugt Biogas für das Netz der Stadt in Bad Fredeburg. Dort sind Realschule, SauerlandBad und Musikbildungszentrum angeschlossen.
Die Biogasanlage in Ebbinghof erzeugt Biogas für das Netz der Stadt in Bad Fredeburg. Dort sind Realschule, SauerlandBad und Musikbildungszentrum angeschlossen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Das Klimaschutzkonzept hat gezeigt, dass gerade das Thema Nahwärme hier schon gut funktioniert - im Großen in Bad Fredeburg und im Kleinen in einigen Dörfern. Ist das noch ausbaufähig oder woran würde das scheitern?

In Schmallenberg gibt es bereits einige kleine Nahwärmenetze, so in Grafschaft, Oberkirchen, Winkhausen, Ebbinghof oder das Netz der Stadt in Bad Fredeburg. Dort sind Realschule, SauerlandBad und Musikbildungszentrum angeschlossen. Energieträger ist Biogas, erzeugt in Ebbinghof. Gemeinsam mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern der Ortschaft Holthausen haben wir den Aufbau eines Nahwärmenetzes für den gesamten Ort geprüft. Sehr schnell wurde deutlich, Wärmenetze erfordern gewaltige Investitionen - jedes Haus muss an das Rohrleitungsnetz angeschlossen werden, fast alle Straßen müssen aufgegraben werden, und wo bekommt man die Wärme her? Das wird nur gehen, wenn tatsächlich alle Grundstückseigentümer verpflichtet werden, anzuschließen. Aber selbst dann ist der Aufwand enorm.

Auch bei Bauten sollten sich Kommunen auf den Klimawandel einstellen. Die Forderungen des Gesundheitsministers nach Kälteräumen für Senioren und Obdachlose geht in Schmallenberg sicher zu weit, aber wo und wie beschäftigt sich die Kommune mit dem Thema Hitze.

Wir Sauerländer leben in einer bevorzugten Region. Die Temperaturen sind in aller Regel um einiges niedriger als in den Großstädten.

Fehlende Gewerbeflächen sind ein Thema, das die Stadt beschäftigt. AT Boretec baut jetzt zum Beispiel schon bewusst mehrstöckig. Müssen auch andere dorthin kommen, auch um den Flächenverbrauch zu reduzieren. Und was ist jetzt mit der Meisenburg?

Mit der Bezirksregierung arbeiten wir an der Erweiterung des Gewerbeparks bei Bad Fredeburg. Ich bin optimistisch, dass in absehbarer Zeit etwa 14 Hektar Erweiterungsfläche verfügbar sein werden. Die Flächen stehen im Eigentum der Stadt – sobald wir Planungsrecht haben, kann es also losgehen. Wichtiges Ziel ist es, sparsam mit Flächen umzugehen. Eine mehrstöckige Nutzung ist daher ein guter Ansatz. Dazu gehört auch, gewerbliche Brachflächen wieder der Nutzung zuzuführen. Wir sind in intensiven Gesprächen mit dem Eigentümer, der Bezirksregierung und dem Land, eine neue Nutzung für die Flächen Auf der Lake zu ermöglichen. Auch dort glaube ich, könnte es gelingen.

Die Unterbringung von Flüchtlingen bleibt weiter angespannt?

Schmallenberg wird mit weiteren Flüchtlingen rechnen müssen – im Moment werden uns monatlich 35 bis 40 zugewiesen. Mit der neuen Wohnanlage in Fleckenberg, der Anmietung bzw. dem Kauf von Häusern in Bad Fredeburg, Grafschaft und Schmallenberg stehen derzeit genügend Plätze zur Verfügung. Weitere Unterkünfte in Grafschaft, Schmallenberg und Westfeld sind im Bau bzw. in Planung. Das wird bis zum nächsten Jahr reichen. Bei inzwischen über 700 Flüchtlingen wird die Integration schwierig, die Akzeptanz schwindet, es kostet unendlich viel Kraft und auch Geld. Unsere Forderung an Bund und Land: So kann es nicht weitergehen!

Die neuen Flüchtlingscontainer in Fleckenberg in der Bahnhofstraße sind bezogen.
Die neuen Flüchtlingscontainer in Fleckenberg in der Bahnhofstraße sind bezogen. © WP | Ute Tolksdorf

Das Thema der Jugendlichen, die um die Grundschule und auf dem Paul-Falke-Platz pöbeln, Dinge zerstören und Müll, Spritzen und Fäkalien hinterlassen. Gibt es dazu aktuelle Überlegungen?

Jugendliche wollen und sollen sich treffen. Das war schon immer so. Mein Appell an die Jugendlichen: Verlasst die Treffpunkte ordentlich, nehmt Rücksicht auf die Anwohner. Auf der anderen Seite ist ein Stück Verständnis und Gelassenheit angezeigt. Ich glaube, nur so wird es miteinander funktionieren.

Welches Thema beschäftigt sie aktuell am meisten?

Nach außen scheinen Flüchtlinge und Windkraft alles zu dominieren. Das ist aber nicht so – die Sicherung der ärztlichen Versorgung, der kommende Rechtsanspruch auf einen Platz in der offenen Ganztagsschule, die Vorbereitung des Schulzentrums auf G 9, Baurecht in den Außenbereichen – sehr viele Themen sind in der Pipeline.

Bürgermeister Burkhard König ist mit der Situation in seiner Stadt trotz aller Herausforderungen zufrieden.
Bürgermeister Burkhard König ist mit der Situation in seiner Stadt trotz aller Herausforderungen zufrieden. © Privat | Klaus-Peter Kappest

Und was läuft richtig gut?

Unsere Finanzen sind geordnet, wir konnten Grund- und Gewerbesteuer senken, die Kindergartenbeiträge sogar abschaffen. Viele Baumaßnahmen sind in der Umsetzung – darunter viele Straßenbaumaßnahmen, das Holzinformationszentrum, die Schulen Berghausen und Bödefeld oder der Kindergarten Westfeld. Mit dem Deutschland-Ticket werden wir unseren Schülerinnen und Schülern ein tolles Mobilitätsangebot machen. Das Leitungsteam der Feuerwehr ist wieder komplett, die Kinderferienangebote wurden sehr gut angenommen, im September werden wir die Umgehungsstraße Bad Fredeburg für den Verkehr freigeben – ich könnte diese Aufzählung lange fortführen. Auch wenn täglich neue Themen hinzukommen, wenn man das eine oder andere gern schneller erledigen möchte, auch wenn mal etwas nicht so läuft, wie ich mir dies vorstelle, ich bin überzeugt, Schmallenberg steht ausgesprochen gut da.

Sie haben Ihren Urlaub noch vor sich? Nehmen Sie dann städtische Probleme mit oder können Sie abschalten?

Einige Tage Erholung und Entspannung stehen an. Wandern, vielleicht ein Badeurlaub, irgendwo in Deutschland – wir werden spontan und nach Wetterlage entscheiden. Eine kurze Information über die Dinge zu Hause mit der elektronischen Ausgabe der Westfalenpost – das war’s dann auch schon – abschalten, den Urlaub genießen, anderes sehen, ja, das geht schon!