Bad Fredeburg. Die Zukunft Bad Fredeburgs stand jetzt auf der Tagesordnung einer Bürgerversammlung. Dort nahm das Thema Flüchtlinge breiten Raum ein.
Auf sehr großes Interesse stieß die Bürgerversammlung, zu der der Bezirksausschuss Bad Fredeburg am Montag in die Kurhalle geladen hatte. Ging es doch um so brisante Themen wie Flüchtlingsunterkünfte, Umgehungsstraße, Ortskerngestaltung. Zu den Themen nahmen neben Bürgermeister Burkhard König auch Sozialamtsleiter Ulrich Hesse, der Technische Beigeordnete Andreas Dicke und Carmen Oberstadt vom Jobcenter der Stadt Schmallenberg und der Vorsitzende des Bezirksausschuss Michael Eiloff Stellung. Zum Ende der fast zweieinhalbstündigem Zusammenkunft bedankte sich der Bürgermeister für die „faire und sachliche Diskussion“.
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Flüchtlinge
Zum Einstieg in die Flüchtlingsproblematik nannte Ulrich Hesse die momentanen Zahlen: Demnach muss die Stadt Schmallenberg insgesamt 384 Flüchtlinge aufnehmen. Diese Quote ist zu 90 Prozent erfüllt. In Bad Fredeburg hat die Stadt das Hotel „Hochland“ angemietet, in dem 60 Personen Platz finden. Ludger Ritter, Betreiber der Gaststätte „Guntermanns Stuben“ fragte besorgt, wo die Reise hingehe. „In Bad Fredeburg gibt es nur noch 200 Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste. Das ist recht wenig für einen Ort, der sich Bad nennt.“ Der Bürgermeister entgegnete, dass das Hotel „Hochland“ auf dem Weg gewesen sei geschlossen zu werden. Ebenso die Pension „Schmidt Mühle“, in der bereits Flüchtlinge untergebracht sind. „Wir müssen Möglichkeiten schaffen, die vorgegebenen Zuweisungen unterzubringen“, so Ulrich Hesse.
Carmen Oberstadt vom Jobcenter gab einen Eindruck von ihrer Tätigkeit als erster Anlaufpunkt für die Neuankömmlinge: „Wir versuchen, optimale Lösungen zu finden“. Dazu gehöre der Schulbesuch der Kinder, Sprachkurse, aber auch Informationen über das Potenzial der Flüchtlinge. „Wir müssen diesen Leuten eine Chance geben“, so Carmen Oberstadt. Und weiter: „Vom ersten Tag an haben die Geflüchteten eine Ansprechperson im Rathaus. Auch bieten wir Integrationskurse an und versuchen sie möglichst zeitnah in den Arbeitsprozess einzugliedern.“ Dass die Bürgerinnen und Bürger den Flüchtlingen mit Skepsis gegenüberstehen, sei verständlich. „Aber auch diese Menschen haben Ängste und Vorbehalte. Die Ängste sind auf beiden Seiten. Es kommen Menschen in einer Notsituation zu uns. Falsch wäre es hier zu pauschalieren.“ Die Reaktion waren Kopfnicken und Beifall des Publikums.
Weitere Fragen aus dem Plenum waren: Kann man Flüchtlinge einstellen? Ja, das müsse aber individuell beleuchtet werden. Wie viele Flüchtlinge arbeiten? Das könne man nicht genau sagen, weil sie dann aus dem Leistungsbezug fallen. Wie sieht die Finanzierung aus? Hauptlast liege bei den Kommunen. Zur Frage der Obergrenze an Flüchtlingen sagte Burkhard König: „Das kann ich nicht beurteilen. Wir wissen nicht wie viele noch kommen. Und wenn, dann brauchen wir noch weitere Unterkünfte. Die Städte und Kommunen werden von der Landespolitik ein Stück alleingelassen. Das alles kostet viel Kraft und bedeutet viel Arbeit an der Basis.“
Umgehungsstraße
Ein erfreuliches Thema war dann die neu errichtete Umgehungsstraße. Die Eröffnung ist für den 8. September dieses Jahres geplant. „Und dann beginnt ein neuer Zeitrahmen für Bad Fredeburg mit verbesserter Lebensqualität für die Anlieger“, so Andreas Dicke. Geplant ist eine „zünftige Einweihungsparty“ in der Kurhalle. Zur Einweihung soll NRW-Verkehrsminister Oliver Grischer, Die Grünen, kommen. „Immerhin ist die Baumaßnahme mit 25 Millionen eines der größten Verkehrsprojekte der letzten Jahre in NRW“, berichtet der Technische Beigeordnete.
Die Frage, ob dann im Bereich des Schwimmbades ein Kreisverkehr entstehe, konnte nicht abschließend beurteilt werden. Michael Eiloff äußerte „wir kümmern uns als Bezirksausschuss darum. Es ist aber nicht leicht mit Straßen NRW zu sprechen.“ Was geplant ist: Der Rückbau der Bödefelder Straße und der Umbau der Hochstraße. Das, so Andreas Dicke, sei aber eine Herausforderung. „Die Infrastruktur muss erneuert werden. Das heißt, neuer Abwasserkanal, neue Wasserversorgung. Und die Telekom will auch noch ein paar Kabel unterbringen.“ Nach Beendigung der Planung soll die Bauzeit anderthalb Jahre betragen.
Frettelt-Park
Weiteres Thema war die Neugestaltung des Frettelt-Parks. Da sich die geplante Adventure-Minigolfanlage nicht verwirklichen ließ, werden jetzt drei Spielplätze entstehen. „Für Klein-, Grundschul- und ältere Kinder“, so Michael Eiloff, der dazu entsprechende Pläne vorlegte. Dazu kommen noch Turngeräte, ein Beachvolleyballfeld und eine Tisch-Minigolfanlage. „Um die Pläne zu verwirklichen“, so Eiloff, „brauchen wir Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern und den Vereinen. Ich hoffe, dass alle mitmachen.“ Ein leidiges Thema bleibe der sogenannte „Zick-Zack-Weg“mit seiner Steigung von 28 Prozent.
Unter dem Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ wurde die Ruine des ehemaligen Caritas-Heimes am Hömberg angesprochen. Ein Abriss scheitert, so der Bürgermeister, an den finanziellen Forderungen des Eigentümers. „Alles in allem sind uns in Sachen Abriss die Hände gebunden.“
Bezüglich des Gewerbegebiets „Donscheid“ strebe man jetzt eine „kleine Lösung“ an. Entsprechende Pläne sollen in ca. zwei bis drei Monaten vorgestellt werden. Die Stadt plant das Gewerbegebiet an der B 511 durch den Ankauf neuer Flächen zu erweitern. Nicht beantworten konnte Burkhard König die Frage, wann das vom Sozialwerk St. Georg geplante Café am Kirchplatz eröffnet wird.
Zum Schluss appellierte der Bürgermeister an die Versammlung. „Lassen sie uns die Entwicklung der Kernstadt nach Fertigstellung der Umgehungsstraße in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe aus allen Vereine gestalten. Helfen sie mit Bad Fredeburg ein Stück in die Zukunft zu bringen.“
Infokasten
In Bad Fredeburg sind zur Zeit 22,5 Prozent aller Schmallenberger Flüchtlinge untergebracht.
Die Zahl wird auf 23,7 Prozent steigen. Bad Fredeburg ist aber im Verhältnis zur Einwohnerzahl nicht am stärksten betroffen, sondern liegt nur auf Platz 7.
Die Stadtverwaltung erfährt mit einer Vorlaufzeit von zwei Wochen, ob und wie viele Flüchtlingen zugewiesen werden.
Zurzeit laufen drei Integrationskurse, zwei weitere sind geplant. Problem sind Analphabeten.
74 Kinder besuchen die Grundschule, 82 Kinder eine weiterführende Schule.