Meschede. Vor 55 Jahren: Sprengung am Flugplatz Schüren, Polizei warnt vor geheimnisvollen Zeichen von Bettlern an Haustüren, „Fohlen“ in Meschede.

Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 55 Jahren, im April 1968, im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.

Dynamit für Flugplatzbau

Mit zwei Tonnen Dynamit werden an der Baustelle des geplanten neuen Flugplatzes in Schüren Hunderte Tonnen Erdreich gesprengt.

Hier soll der neue Flugplatz Schüren entstehen: Zuvor muss der Fels dort mit Dynamit im April 1968 gesprengt werden.
Hier soll der neue Flugplatz Schüren entstehen: Zuvor muss der Fels dort mit Dynamit im April 1968 gesprengt werden. © Jürgen Kortmann

Sechs Bagger, die dort arbeiten, waren zuvor unerwartet auf Massen an Felsen gestoßen. Die Arbeiten an der 900 Meter langen Rollbahn sollen Ende April enden. 100.000 Kubikmeter an Erde müssen noch bewegt werden, außerdem muss ein Teil der Straße zwischen Schüren und Enkhausen verlegt werden.

Soldaten springen aus Lkw

An einem belgischen Militär-Lkw versagen auf der abschüssigen Strecke zwischen Oesterberge und Wenholthausen die Bremsen. Zwei Soldaten springen aus dem ins Tal rasenden Lastwagen – sie werden nur leicht verletzt. Der Lastzug bohrt sich in eine Böschung.

Proteste gegen Schulreform

Im Kreis Meschede formiert sich Protest gegen Pläne des Kreisschulamtes zur Reform der Schulen: Sie sollen neu gegliedert werden. Unter anderem soll in Ostwig eine Hauptschule entstehen – dorthin aber müssten dann 256 Kinder aus der Gemeinde Ramsbeck fahren, die in Ramsbeck bislang selbst zur Hauptschule gehen. In Schmallenberg ist eine vierzügige Hauptschule geplant: Dagegen gibt es Proteste aus Gleidorf, wo man sich ebenfalls Hoffnung auf einen Standort macht.

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Erste Frau an Spitze des Arbeitsamtes

Am Arbeitsamt in Meschede, das auch für Brilon zuständig ist, tritt Dr. Annemarie Schweins ihr Amt als neue Direktorin an. Sie ist die einzige Frau in NRW, die ein Arbeitsamt leitet. Im Sommer geht in Vechta eine Kollegin in den Ruhestand – dann ist sie sogar deutschlandweit die einzige Frau an der Spitze der Arbeitsverwaltung. Schweins kommt aus Wickede/Ruhr, sie war unter anderem beim Internationalen Arbeitsamt in Genf. Das Arbeitsamt in Meschede mit seinen 76 Beschäftigten hatte in 40 Jahren bislang sieben Direktoren.

Amtsdirektor geht in Verlängerung

Mit Ablauf seiner zwölfjährigen Wahlzeit wird in Meschede Hans Liese als Amtsdirektor wiedergewählt. Der 54-Jährige, gebürtig aus Ostwig, war vor seiner Mescheder Zeit Verwaltungsdirektor in Unna-Kamen. Liese ist Vizepräsident des Städte- und Gemeindeverbandes in NRW.

Missglücktes Überholmanöver

Auf der Gefällestrecke der B7 am Wenner Stich bei Wennemen misslingt der Überholversuch einer Autofahrerin aus Kleve. Sie streift dabei das andere Auto, beim Wiedereinscheren schleift sie 70 Meter an einer Böschung entlang, bevor sich der Pkw zweimal überschlägt. Die Fahrerin und eine Beifahrerin werden schwer verletzt.

Geburtstag an Realschule Fredeburg

Die Realschule in Fredeburg wird 20 Jahre alt. 1948 war sie als private Realschule Pädagogium Mungenas gegründet worden, seit 1967 ist die Stadt Fredeburg der Schulträger. Bislang haben 1048 Schüler die Realschule durchlaufen. Paul Rinke wird als neuer Direktor eingeführt, er war vorher Realschullehrer in Eslohe.

Bettler bringen „Zinken“ an

Die Polizei in Meschede warnt vor „Zinken“, die Bettler an Haustüren anbringen.

Die Polizei entschlüsselt im April 1968 so genannte „Zinken“: Mit diesen Zeichen an Haustüren geben sich Bettler  untereinander Nachrichten.
Die Polizei entschlüsselt im April 1968 so genannte „Zinken“: Mit diesen Zeichen an Haustüren geben sich Bettler untereinander Nachrichten. © Jürgen Kortmann

Die Geheimzeichen geben untereinander Aufschluss, was sie erwartet, wenn sie hier klingeln – etwa ein „V“ (Kranke werden nicht abgewiesen) bis zum Zeichen eines Kreises (Hier gibt es nichts), oder Querstrichen durch den Kreis (Vorsicht, Polizei wird gerufen).

Burgruine soll wieder aufgebaut werden

In Nordenau soll der Turm der Burgruine wieder aufgebaut werden. Die Gemeindevertretung Oberkirchen beschließt, dafür 30.000 Mark zur Verfügung zu stellen, um das historische Gebäude vor dem Verfall zu retten. Der Turmruine hat der Frost zugesetzt. Der Zugang zu der Turmburg aus dem Hochmittelalter ist wegen Baufälligkeit gesperrt.

Feuerwehr wirft Hühner aus den Fenstern

Ein altes Bauernhaus in Holthausen brennt völlig aus. Das Haus ist unbewohnt, in allen Zimmern sind Hühnerställe eingerichtet worden. Die Feuerwehr aus Fredeburg rettet die Tiere – die Hühner werden kurzerhand aus den Fenstern geworfen.

Mehr Bisamratten

Bisamratten nehmen in der Region zu: In Arpe sind sie 1967 entdeckt worden, jetzt wird in Fredeburg ein Tier erlegt, in Meschede findet ein Hausbesitzer eine tote Bisamratte an der Hennestraße. Das Veterinäramt prüft den Tollwutverdacht.

Osterfeuer vorzeitig in Brand

An der Klause in Meschede zünden Unbekannte vorzeitig das Osterfeuer an, das von Jugendgruppen aufgebaut worden war. Die alarmierte Feuerwehr kann nur noch das Gerüst retten.

Esloher hilft nach Erdbeben auf Sizilien

Im Januar sterben viele Menschen durch ein Erdbeben auf Sizilien - das stärkste Beben dort seit 60 Jahren. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend ruft zu einer Hilfsaktion auf. Daran beteiligt sich auch Walter Schulte aus Eslohe. In der Nähe von Partana hilft er beim Aufbau von zehn Fertighäusern, die von der Caritas an Bedürftige vergeben werden.

„Fohlen“ in Meschede

Kurzurlaub am Hennesee macht über Ostern die Bundesliga-Mannschaft von Borussia Mönchengladbach. Die „Fohlen“ um Trainer Hennes Weisweiler sind im Hennesee-Hotel untergebracht – sie verdauen dort auch die unerwartete 0:2-Niederlage im DFB-Pokal gegen Regionalligist VfL Bochum.

Weitere Berichte im Rückblick:

Fünf Tote bei schwerem Unfall in Soest - darunter vier Menschen aus Velmede, neue Langspielplatte der Geschwister Leismann aus Schmallenberg, 900 Jahre Grafschaft - die Woche vor 50 Jahren.

Vor 45 Jahren: Nach Buback-Mord durch RAF Fahndung bei Mönekind, Notwehr in Ramsbeck, Spaziergänger findet menschlichen Schädel bei Meschede.

Vor 70 Jahren: Erst Nuss-Likör, dann andere Frau in Andreasberg verprügelt: „Du hast Mörderaugen!“ Neue Notstandsarbeiter aus Schleswig-Holstein treffen am Hennesee in Meschede ein.

Unerwartete Festnahme in Eslohe nach „Aktenzeichen XY“, Rentner in Andreasberg rastet aus und sticht zu, Mann aus Wennemen stirbt bei Kirmes-Unglück, Lob für die Fredeburger Feuerwehr - die Woche vor 45 Jahren.

Wertvolle Maschine bei Unfall in Meschede zertrümmert, wieder Angst vor Pocken, ungewöhnliches Geschenk in Fredeburg – die Woche vor 50 Jahren.

Vor 40 Jahren: Schrecklicher Unfall bei Bödefeld mit zwei Toten, Frau beißt Polizisten in Meschede, in Velmede werden 98.000 Ampullen vernichtet.

Vor 50 Jahren: Mädchen stürzt in Meschede zu Tode, zweiter Toter nach Explosion, Gabelstapler erdrückt Arbeiter bei Honsel, Wintersport-Saison ohne Schnee, Veltins steigert sich.

Vor 65 Jahren: Meschedes erster eigenwilliger Wehrdienst-Verweigerer, Schmallenberger Flieger kaufen Schmuggler-Cadillac, keine Tollwut mehr in Meschede.

Das Kloster Königsmünster wird zur Abtei, keine Bergleute zweiter Klasse mehr in Ramsbeck, Bundeswehr will Truppen bei Meschede stationieren - die Woche vor 65 Jahren.