Meschede. Prominenter kneift bei Schlittenrennen an der Hunau, Millionenschaden durch Schnee, Unfall auf A46 bei Meschede - die Woche vor 35 Jahren.

Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 35 Jahren, im März 1988, im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.

Ein besonderes Schlittenrennen

Beim zweiten Hörnerschlittenrennen an der Hunau bei Bödefeld nehmen vor tausenden Zuschauern wagemutige Fahrer aus ganz Deutschland teil. Mit über 100 km/h geht es die Strecke hinunter. Auf der Piste taucht auch ein Prominenter auf: Gerd Dudenhöffer, Assistent von Jürgen von der Lippe in der Unterhaltungssendung „So isses“ – auf Zuschauerwünsche hin soll er eigentlich an dem Rennen teilnehmen: Als er jedoch am Start steht und in die Tiefe blickt, lehnt er dankend ab. Das Rennen richtet der „1. Hörnerschlittenclub Hochsauerland“ aus.

Millionenschaden durch Schnee

Einen Millionenschaden richten gewaltige nasse Schneemassen im Raum Schmallenberg an. In Bödefeld stürzt die Garagenhalle eines Busunternehmens in sich zusammen. In Gleidorf hält das Dach einer Leiterplattenfirma dem Schnee nicht stand und bricht ein, ein Lkw und mehrere Pkw werden darunter eingeklemmt.

Erster Besuch in Ungarn

1987 ist die erste Partnerschaft zwischen einer katholischen deutschen Schule und einer ungarischen Schule beschlossen worden: Jetzt brechen zwei voll besetzte Busse vom Gymnasium der Benediktiner auf nach Pannonhalma in Ungarn, um die Partnerschaftsurkunden auszutauschen. Es gibt noch acht Ordensschulen im sozialistischen Ungarn, die nur durch westliche Hilfe bestehen können.

Erste Kontakte zwischen den Benediktinern in Meschede und Pannonhalma gab es seit 1981. Die Mescheder sehen die Partnerschaft als Beitrag zur Völkerverständigung. Als Gastgeschenk wird aus Meschede ein Lada-Kleinwagen für den ungarischen Schuldirektor mitgenommen – bezahlt aus Spenden in Meschede, unter anderem vom Städtischen Gymnasium.

>>> Lesen Sie hier: Schulstreik in Schmallenberg: Kreis droht Eltern mit Strafen <<<

Zwei Minuten für einen Bahnhof

Meschedes Bürgermeister Franz Stahlmecke kämpft weiter um den Erhalt des Bahnhofs in Wennemen. Die Bahn möchte den Takt zu den Anschlüssen in Hagen, Schwerte und Fröndenberg verbessern – da stört der Halt in Wennemen. Das macht gerade einmal zwei Minuten aus. Stahlmecke, selbst aus Wennemen und Eisenbahner, rechnet vor: Es gebe in Hagen und Schwerte Übergangszeiten, die viel länger dauern – dort könnte man Zeit einsparen. Er hat 50 Menschen gezählt, die den Bahnhof in Wennemen täglich nutzen.

Flugzeug überschlägt sich

Hoher Schaden entsteht an einem Motorflugzeug, dass sich auf einem Acker bei Schmallenberg überschlägt. Der 30 Jahre alte Pilot bleibt unverletzt. Er hatte eigentlich auf dem Flugplatz in Schüren landen wollen, musste aber wegen eines Schneesturms südlich abdrehen. Er versucht, den Flugplatz Rennefeld zu erreichen, wo ihn aber der Sturm einholt. Weil er den Flugplatz nicht erkennt, entschließt er sich zu einer Außenlandung – er prallt dabei auf dem Acker aber unglücklich gegen eine Erdscholle.

Unfall auf A46 bei Eisglätte

Bei Glätte verwandelt sich die Autobahn A46 in eine Eisfläche. Auf der Berkey-Brücke in Richtung Velmede gerät ein 20-Jähriger mit seinem Pkw ins Schleudern, in den stehenden Wagen fahren zwei weitere Autos hinein.

Unfall bei Eisgätte auf der A46 zwischen Meschede und Velmede: Dieses Auto wird bis zum Brückenrand hochgeschleudert - dahinter ist der Abgrund.
Unfall bei Eisgätte auf der A46 zwischen Meschede und Velmede: Dieses Auto wird bis zum Brückenrand hochgeschleudert - dahinter ist der Abgrund. © Jürgen Kortmann

Drei Menschen werden schwer verletzt. Ein Fahrzeug wird durch die Eismassen hoch vor den Brückenrand geschleudert – direkt dahinter ist der Abgrund. Die Fahrzeuge im Stau müssen auf der Autobahn drehen, um sie wieder verlassen zu können. Die Feuerwehr muss aus Meschede mit Schneeketten anrücken.

Schüsse aus Signalpistole

Zwei Schüsse aus einer Signalpistole werden in Wennemen auf ein Haus abgefeuert. Nur mit Glück verfehlen sie ein offenes Dachfenster – sie hätten das Gebäude in Brand setzen können. Als Hintergrund ermittelt die Polizei einen seit langem schon schwelenden Kleinkrieg unter CB-Funkern.

Schützenhof als Parkplatz

In Meschede erschließen sich die St.-Georgs-Schützen eine neue Einnahmequelle: Für 15 bis 20 Jahre vermieten sie ihren Schützenhof als Parkplatz an die Honsel-Werke. Honsel zahlt auch den Ausbau für 140.000 Mark. 130 Parkplätze entstehen so. Veranstaltungen der Schützen könnten weiter darauf stattfinden, versichert Hauptmann Bruno Peus.

100 Jahre TuRa Freienohl

Der Sportverein TuRa Freienohl besteht seit 100 Jahren. Vorsitzender Herbert Zacharias betont vor 700 Gästen beim Jubiläum, der Verein verstehe sich als eine große Familie. Zum Fest spielt das Heeresmusikkorps 7 auf.

Loipe in Eversberg

In Eversberg wird die Langlauf-Loipe am Buchsplitt von der Stadt Meschede jetzt offiziell anerkannt. Die Politiker folgen damit Wünschen des Verkehrsvereins und des TV Eversberg: Nur mit einer anerkannten Loipe lasse sich werben. Die Stadtverwaltung kündigt vorsorglich schon einmal an, kein Geld für ein Loipen-Spurgerät ausgeben zu wollen.

Kaum noch Interesse an Schnade

Immer weniger Menschen interessieren sich für die Schnade in Meschede: 1982 und 1984 waren es einmal 1200 Besucher gewesen, zuletzt nur noch 250. Beliebt ist die Schnade nur, wenn beim traditionellen Grenzbegang Eversberg oder der Stimm-Stamm angegangen werden – sind es andere Ortsteile, kommen kaum Bürger. Der Stadt sind die Kosten zu hoch.

Jetzt wird über Änderungen nachgedacht: Eine Schnade nur noch alle zwei Jahre oder keine zentrale Mescheder Schnade mehr, sondern einzelne Züge in den Orten. Auch das nächste Ziel ist offen: Eigentlich wären Visbeck oder Olpe an der Reihe – Olpes Ortsvorsteher Theodor Kremer-Schemme warnt aber, „wenn ihr dahin wollt, dann kommen keine hundert“.

Weitere Berichte im Rückblick:

Fünf Tote bei schwerem Unfall in Soest - darunter vier Menschen aus Velmede, neue Langspielplatte der Geschwister Leismann aus Schmallenberg, 900 Jahre Grafschaft - die Woche vor 50 Jahren.

Vor 45 Jahren: Nach Buback-Mord durch RAF Fahndung bei Mönekind, Notwehr in Ramsbeck, Spaziergänger findet menschlichen Schädel bei Meschede.

Vor 70 Jahren: Erst Nuss-Likör, dann andere Frau in Andreasberg verprügelt: „Du hast Mörderaugen!“ Neue Notstandsarbeiter aus Schleswig-Holstein treffen am Hennesee in Meschede ein.

Unerwartete Festnahme in Eslohe nach „Aktenzeichen XY“, Rentner in Andreasberg rastet aus und sticht zu, Mann aus Wennemen stirbt bei Kirmes-Unglück, Lob für die Fredeburger Feuerwehr - die Woche vor 45 Jahren.

Wertvolle Maschine bei Unfall in Meschede zertrümmert, wieder Angst vor Pocken, ungewöhnliches Geschenk in Fredeburg – die Woche vor 50 Jahren.

Vor 40 Jahren: Schrecklicher Unfall bei Bödefeld mit zwei Toten, Frau beißt Polizisten in Meschede, in Velmede werden 98.000 Ampullen vernichtet.

Vor 50 Jahren: Mädchen stürzt in Meschede zu Tode, zweiter Toter nach Explosion, Gabelstapler erdrückt Arbeiter bei Honsel, Wintersport-Saison ohne Schnee, Veltins steigert sich.

Vor 65 Jahren: Meschedes erster eigenwilliger Wehrdienst-Verweigerer, Schmallenberger Flieger kaufen Schmuggler-Cadillac, keine Tollwut mehr in Meschede.

Das Kloster Königsmünster wird zur Abtei, keine Bergleute zweiter Klasse mehr in Ramsbeck, Bundeswehr will Truppen bei Meschede stationieren - die Woche vor 65 Jahren.