Meschede. Vor 50 Jahren: Bankräuber bei Schmallenberg begeht Fehler, Massenunfall am Bahnübergang in Meschede, Altenwohnungen als neues Konzept.

Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 50 Jahren, im Februar 1973, im Lokalteil für Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.

Filialleiter schöpft Verdacht

Ein Bankräuber überfällt in Nordenau die Spar- und Darlehnskasse. Der 31 Jahre alte Filialleiter wird mit einer Pistole bedroht.

Im Februar 1973 wird die Spar- und Darlehnskasse in Nordenau bei Schmallenberg überfallen.
Im Februar 1973 wird die Spar- und Darlehnskasse in Nordenau bei Schmallenberg überfallen. © Jürgen Kortmann

Nach dem Überfall wird er in der Toilette eingesperrt. Der Filialleiter hat schon vorher Verdacht geschöpft und 15.000 Mark schon vorsichtshalber in ein anderes Fach im Geldschrank gelegt: Denn vor dem Überfall ist der Täter bereits in die Bank gekommen, um sich eine Mark in Groschen wechseln zu lassen – und so einen Blick in die Kasse zu werfen.

Der Räuber flieht mit 7600 Mark an Beute in Richtung Winterberg. Der Bankangestellte hat sich aber das Autokennzeichen gemerkt: Es ist ein Leihwagen, den der Räuber unter seinem richtigen Namen gemietet hat. Bei ihm handelt es sich um einen 22 Jahre alten Mann aus Neheim-Hüsten, der sich gerade erst selbstständig gemacht hat und dringend Geld braucht. Die Polizei lässt sein Büro überwachen, der Täter bekommt dazu einen Hinweis vom Hausmeister. Daraufhin stellt sich der Bankräuber freiwillig der Polizei.

Massenunfall am Bahnübergang

Vor dem Bahnübergang an der Warsteiner Straße in Meschede ereignet sich ein schwerer Auffahrunfall: Ein Lkw-Fahrer kann nicht rechtzeitig abbremsen und schiebt mit seinem Lastzug acht wartende Pkw zusammen. An ihnen entsteht zum Teil Totalschaden. Der Lkw wird zur Überprüfung seiner Bremsen sichergestellt.

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Solidarität mit beliebten Lehrern

An der Grundschule in Schmallenberg streiken die Eltern der zweiten Schulklassen: Sie weigern sich, ihre Kinder zum Unterricht zu schicken. Hintergrund ist ein Versetzungsbescheid des Kreisschulamtes für ein Lehrer-Ehepaar der Grundschule, das nach Fredeburg und Fleckenberg versetzt werden soll. Der erzwungenen Versetzung gehen Querelen des Ehepaares mit der Schulleitung voraus.

Die Eltern setzen sich für die bei ihnen beliebten Lehrer ein: 74 von 102 Eltern unterschreiben einen Protestbrief. Der Kreis Meschede reagiert darauf mit der Androhung von Geldbußen, wenn Eltern ihre Kinder nicht zur Schule schicken. Eltern hätten keinen Anspruch, dass ihre Kinder nur durch bestimmte Lehrkräfte unterrichtet werden. Außerdem erhält das Ehepaar die sofortige Anordnung zur Versetzung. Das Ehepaar erklärt sich gegenüber den Eltern bereit, ihre Kinder beim Streik nachmittags zu unterrichten.

Nuttlar verliert sein ältestes Haus

In Nuttlar soll Basseln Hof abgerissen werden, das im Jahr 1766 erbaute und damit älteste Haus des Ortes.

Die Entscheidung ist gefallen: Basseln Hof, das älteste Gebäude in Nuttlar, soll abgerissen werden.
Die Entscheidung ist gefallen: Basseln Hof, das älteste Gebäude in Nuttlar, soll abgerissen werden. © Jürgen Kortmann

Die Gemeinde Nuttlar stellt 10.000 Mark im Haushalt für den Abbruch bereit. Eine Restaurierung würde 200.000 Mark kosten. An der Stelle des Gebäudes soll eine Grünanlage das Ortsbild verschönern.

Salmonellen im Krankenhaus

Nach einer Salmonelleninfektion im Mescheder St.-Walburga-Krankenhaus gibt das Kreisgesundheitsamt Entwarnung: Es handele sich nur um eine harmlose Erkrankung, wie sie immer wieder auftrete. Gerüchte, die in Meschede umgehen, durch die Infektion breche Paratyphus aus, weist der Kreis zurück.

Stadtstreicher wird rückfällig

Ein in Meschede bekannter Stadtstreicher wird von der Polizei wieder festgenommen. Er ist erst im Dezember aus der Haft entlassen worden, jetzt kann ihm ein Einbruch in die Ausbildungsstätte der Post in Heinrichsthal nachgewiesen werden.

Neues Konzept beim Hausbau

Die Bau- und Siedlungsgenossenschaft Meschede weiht an der Nelkenstraße ein siebengeschossiges Haus mit 31 Wohnungen ein, davon 15 Altenwohnungen: Der Neubau ist als „gemischtes Haus“ gedacht – auf jeder Etage wohnen junge Familien neben Älteren. Im Erdgeschoss besteht ein Gemeinschaftsraum.

Kampfabstimmung in Bödefeld

In einer Kampfabstimmung stimmt der Gemeinderat Bödefeld-Freiheit mit acht zu fünf Stimmen für einen Planungsvertrag, der bei der kommunalen Neuordnung zum Beitritt in die neue Großgemeinde Fredeburg-Schmallenberg führen wird. Zuvor hat Siedlinghausen vergeblich dafür geworben, eine Gemeinde zusammen mit Bödefeld zu bilden.

Nachbarn helfen wieder bei Feuer

Bei einem Feuer in Leckmart wird das Wohnhaus einer siebenköpfigen Familie zerstört. Die Nachbarn des Schreinermeisters retten noch Inventar aus dem Haus. Die Familie kommt danach in Oedingen unter, wieder helfen Nachbarn beim Umzug. Zwei Jahre zuvor war die Werkstatt des Schreinermeisters ausgebrannt: Damals retteten Nachbarn unter Einsatz ihres Lebens den Maschinenpark aus dem brennenden Gebäude.

Ehrenring in Schmallenberg

Josef Schmidt-Klauke erhält den Ehrenring der Stadt Schmallenberg. Der 71-Jährige wird durch Bürgermeister Paul Falke geehrt. Schmidt-Klauke baute nach 1945 in Schmallenberg das demokratische Leben mit auf: Er ist Mitbegründer der CDU in Schmallenberg und ihr erster Fraktionsvorsitzender, von 1961 bis 1964 Amtsbürgermeister.

Brandstifter bei Landwirten

In Huxel geht ein Brandstifter um: Dort werden in einer Nacht bei einem Landwirt ein Wirtschaftsgebäude angezündet, bei einem anderen brennt die Scheune nieder – es entsteht ein Schaden von 130.000 Mark. Ein Zeitungsbote entdeckt frühmorgens den ersten Brand. Schon 1971 hatte es Brandstiftungen in dem Ort gegeben. Der Ortsvorsteher bringt jetzt die Gründung eines Bürgerschutzes ins Gespräch.

Weitere Berichte im Rückblick:

Fünf Tote bei schwerem Unfall in Soest - darunter vier Menschen aus Velmede, neue Langspielplatte der Geschwister Leismann aus Schmallenberg, 900 Jahre Grafschaft - die Woche vor 50 Jahren.

Vor 45 Jahren: Nach Buback-Mord durch RAF Fahndung bei Mönekind, Notwehr in Ramsbeck, Spaziergänger findet menschlichen Schädel bei Meschede.

Vor 70 Jahren: Erst Nuss-Likör, dann andere Frau in Andreasberg verprügelt: „Du hast Mörderaugen!“ Neue Notstandsarbeiter aus Schleswig-Holstein treffen am Hennesee in Meschede ein.

Unerwartete Festnahme in Eslohe nach „Aktenzeichen XY“, Rentner in Andreasberg rastet aus und sticht zu, Mann aus Wennemen stirbt bei Kirmes-Unglück, Lob für die Fredeburger Feuerwehr - die Woche vor 45 Jahren.

Wertvolle Maschine bei Unfall in Meschede zertrümmert, wieder Angst vor Pocken, ungewöhnliches Geschenk in Fredeburg – die Woche vor 50 Jahren.

Vor 40 Jahren: Schrecklicher Unfall bei Bödefeld mit zwei Toten, Frau beißt Polizisten in Meschede, in Velmede werden 98.000 Ampullen vernichtet.

Vor 50 Jahren: Mädchen stürzt in Meschede zu Tode, zweiter Toter nach Explosion, Gabelstapler erdrückt Arbeiter bei Honsel, Wintersport-Saison ohne Schnee, Veltins steigert sich.

Vor 65 Jahren: Meschedes erster eigenwilliger Wehrdienst-Verweigerer, Schmallenberger Flieger kaufen Schmuggler-Cadillac, keine Tollwut mehr in Meschede.

Das Kloster Königsmünster wird zur Abtei, keine Bergleute zweiter Klasse mehr in Ramsbeck, Bundeswehr will Truppen bei Meschede stationieren - die Woche vor 65 Jahren.