Meschede. Tod in „Motzkiste“, bei Post in Meschede verschwinden Schecks vom Finanzamt, Autokennzeichen für HSK, Schatzmeister bei Schalke - vor 45 Jahren.

Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 45 Jahren, im März 1978, im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.

Bei scheinbarer Versöhnung erstochen

Mit einem Schälmesser ersticht am Juni 1977 ein 27 Jahre alter Mann aus Meschede in der Diskothek „Motzkiste“ an der Arnsberger Straße einen 28-Jährigen aus Köln. Jetzt steht er wegen Mordes vor Gericht in Arnsberg. Der Mescheder hatte Streit gesucht: Er wirft seinem späteren Opfer grundlos ein Bierglas auf den Tisch. Scheinbar gibt es danach eine Versöhnung: Der Mescheder sagt noch, „Wir trinken jetzt einen zusammen“ – dann aber schlägt er zunächst mit einem abgebrochenen Besenstiel zu, danach sticht er zu. Der Kölner kann sich noch auf die Straße schleppen, wo er sterbend zusammenbricht: Herzkammer und Herzbeutel waren durchtrennt worden.

Der Mescheder gibt an, nach der Heirat mit einer rauschgiftsüchtigen Frau selbst heroinsüchtig geworden zu sein. Bei der Tat hat er über 2 Promille Alkohol, eigentlich wollte er in Bielefeld Heroin einkaufen. Er gibt an, Bestätigung in Meschedes „Unterwelt“ gesucht zu haben: Er sei, wie er sagt, mit seinem Ruf als Verbrecher der „Fürst“ dieser Unterwelt und auch tonangebend in der „Motzkiste“ gewesen. Der Mescheder ist schon jung straffällig geworden.

Am Ende wird er wegen Totschlags zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Er muss, wegen Wiederholungsgefahr, außerdem in die Psychiatrie

Neues Autokennzeichen: HSK

Der Hochsauerlandkreis soll jetzt das neue Autokennzeichen HSK bekommen. Die Kreisverwaltung stellt dafür den Antrag beim Bundes-Verkehrsministerium. Bereits 1974 hatten die damaligen Kreise Brilon und Arnsberg sich für das HSK-Kennzeichen ausgesprochen. Damals lehnte es aber der Bundesrat ab, weil landschaftsbezogene Autokennzeichen nicht vorgesehen waren und fürs Sauerland kein Präzedenzfall geschaffen werden sollte. Inzwischen sprechen sich aber auch Bayern und Niedersachsen dafür aus, auch die Bundesregierung gibt grünes Licht.

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Einbrecher spülen nachher sogar

Seltsame Einbrecher sind in Meschede unterwegs: Am Schederweg steigen sie durch ein Fenster in die Lehrküche der Hauptschule ein – und bereiten sich dort mit den Lebensmitteln, die sie dort finden, eine Mahlzeit zu. Vor ihrer Flucht spülen sie sogar die Töpfe. Im Gemeindehaus der Evangelischen Kirche wird ebenfalls ein Fenster aufgebrochen: Dort kochen sich die Einbrecher Kaffee.

Weiter Bahn nach Winterberg

Von Bestwig fahren auch künftig weiterhin Züge nach Winterberg. Das Bundesverkehrsministerium und die Bundesbahn geben ihren Plan auf, die Strecke stillzulegen. Zuvor hat ein Gutachten die gesamtwirtschaftliche Bedeutung dieser Bahnstrecke verdeutlicht. In Bestwig bleiben dadurch 40 Arbeitsplätze erhalten. Der Gutachter gibt den Kommunen an der Strecke auf, fürs Bahnfahren zu werben.

WHO forscht in Fredeburg

16 Jahre alte Schüler der Hauptschule Fredeburg werden medizinisch von einem internationalen Team der Weltgesundheitsorganisation WHO untersucht. Seit 1973 läuft dieses Projekt. Die WHO versucht zu klären, ob es einen Zusammenhang zwischen täglicher Belastung und möglichen Krankheiten im späteren Leben gibt. Hintergrund sind zunehmende Herz- und Kreislauferkrankungen. In Fredeburg arbeiten dafür Ärzte aus Norwegen, den Niederlanden, Finnland und der Tschechoslowakei.

Dehler vergrößert seine Werft

Dehler Yachtbau baut in Freienohl seinen Standort aus. Für drei Millionen Mark entsteht Im Langel eine neue Produktionshalle mit 3500 Quadratmetern Nutzfläche. Dort wird der Polyesterbau der Werft künftig untergebracht, außerdem die Abteilung zur Erprobung neuer Fertigungsweisen. 30 neue Arbeitsplätze sind geplant.

Panne um 1,8 Millionen Mark

Bei der Post in Meschede verschwinden spurlos Schecks im Wert von über 1,8 Millionen Mark. Es handelt sich um einen Umschlag mit 317 Schecks des Mescheder Finanzamtes, der für die Landeszentralbank in Arnsberg bestimmt ist. Ein echter Schaden entsteht durch die Panne bei der Post nicht: Keiner der Schecks taucht wieder auf. Das Finanzamt muss mehrere Mitarbeiter damit beschäftigen, um herauszufinden, welche Steuerzahler die 317 Schecks ausgestellt hatten – sie werden jetzt aufgefordert, neue Verrechnungsschecks auszufüllen.

Entsetzlicher Verkehrsunfall

Vor den Augen seiner Frau und seines Kleinkindes wird in Meschede auf der Warsteiner Straße in der Nähe der Aral-Tankstelle ein 25 Jahre alter Fußgänger von einem Auto erfasst und eine 15 Meter tiefe Böschung hinabgeschleudert. Der Freienohler stirbt an der Unfallstelle. Die Autofahrerin gibt an, sie habe einem entgegenkommenden Pkw ausweichen müssen, der trotz Gegenverkehrs einen Lkw überholt habe. Dabei sei sie über den Straßenrand hinausgeschossen.

Neuer Schatzmeister bei Schalke

Bernhard Tuschen aus Wehrstapel wird neuer Schatzmeister bei Schalke 04. Der 46 Jahre alter Steuerberater steht an der Seite von Günter Siebert, der wieder zum Präsidenten gewählt wird. Tuschen ist bei jedem Heimspiel dabei, er ist selbst Schiedsrichter, Stadtrat und Vorsitzender der Schützenbruderschaft.

Honsel-Direktor leitet SSV

Paulwalter Conzelmann, Direktor bei Honsel, wird neuer Vorsitzender des SSV Meschede. Er löst nach neun Jahren Josef Gierse ab. Der Verein hat über 1000 Mitglieder. Conzelmann spielt Tennis; er verspricht, jetzt sein Sportabzeichen machen zu wollen.

Mönche feiern 50. Gründungstag

In Meschede feiert die Mönchsgemeinschaft der Abtei Königsmünster ihren 50. Gründungstag.

Die Anfänge der Mönche der Abtei Königsmünster in Meschede liegen in diesem Gebäude an der Steinstraße - ihre erste Bleibe vor dem Bau des Klosters.
Die Anfänge der Mönche der Abtei Königsmünster in Meschede liegen in diesem Gebäude an der Steinstraße - ihre erste Bleibe vor dem Bau des Klosters. © Jürgen Kortmann

Im März 1928 hatten die Stadt Meschede und die Erzabtei St. Ottilien in Oberbayern einen Vertrag geschlossen: Die Stadt stellt ein Baugrundstück zur Verfügung, die Mönche verpflichten sich im Gegenzug, die höhere Schule der Stadt zu übernehmen.

Beim Jubiläum jetzt ist Bruder Frumentius aus der Schweiz dabei – der fast 80-Jährige gehörte vor 50 Jahren zu den ersten Mönchen in Meschede. Studiendirektor Franz Wilmes überreicht beim Jubiläum einen ersten „Baustein“ für die geplante Begegnungsstätte der Jugend auf dem Klostergelände.

Endstation in Schmallenberg

In Schmallenberg ist der Bahnhof jetzt endgültig Endstation auf der Strecke von Wennemen. Bislang liegen noch 500 Meter Gleise über den Bahnhof hinaus in Richtung Fleckenberg, die dem Unternehmen Meiller als Industriegleis dient. Mit Meillers Umzug ins Gewerbegebiet Auf der Lake wird das Gleis überflüssig.

Weitere Berichte im Rückblick:

Fünf Tote bei schwerem Unfall in Soest - darunter vier Menschen aus Velmede, neue Langspielplatte der Geschwister Leismann aus Schmallenberg, 900 Jahre Grafschaft - die Woche vor 50 Jahren.

Vor 45 Jahren: Nach Buback-Mord durch RAF Fahndung bei Mönekind, Notwehr in Ramsbeck, Spaziergänger findet menschlichen Schädel bei Meschede.

Vor 70 Jahren: Erst Nuss-Likör, dann andere Frau in Andreasberg verprügelt: „Du hast Mörderaugen!“ Neue Notstandsarbeiter aus Schleswig-Holstein treffen am Hennesee in Meschede ein.

Unerwartete Festnahme in Eslohe nach „Aktenzeichen XY“, Rentner in Andreasberg rastet aus und sticht zu, Mann aus Wennemen stirbt bei Kirmes-Unglück, Lob für die Fredeburger Feuerwehr - die Woche vor 45 Jahren.

Wertvolle Maschine bei Unfall in Meschede zertrümmert, wieder Angst vor Pocken, ungewöhnliches Geschenk in Fredeburg – die Woche vor 50 Jahren.

Vor 40 Jahren: Schrecklicher Unfall bei Bödefeld mit zwei Toten, Frau beißt Polizisten in Meschede, in Velmede werden 98.000 Ampullen vernichtet.

Vor 50 Jahren: Mädchen stürzt in Meschede zu Tode, zweiter Toter nach Explosion, Gabelstapler erdrückt Arbeiter bei Honsel, Wintersport-Saison ohne Schnee, Veltins steigert sich.

Vor 65 Jahren: Meschedes erster eigenwilliger Wehrdienst-Verweigerer, Schmallenberger Flieger kaufen Schmuggler-Cadillac, keine Tollwut mehr in Meschede.

Das Kloster Königsmünster wird zur Abtei, keine Bergleute zweiter Klasse mehr in Ramsbeck, Bundeswehr will Truppen bei Meschede stationieren - die Woche vor 65 Jahren.