Meschede. Plötzlich Berge von Schnee, Verfolgungsjagd bei Meschede und Warstein, kein Platz für Punker, kein Zug mehr in Wennemen - die Woche vor 35 Jahren.

Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 35 Jahren im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.

Heftiger Schneesturm

Im Winter 1987/88 gibt es bislang kaum Schnee – jetzt kommt er am Wochenende Anfang März plötzlich mit aller Macht: Über das Sauerland zieht ein Schneesturm hinweg, danach überfriert der Matsch. Selbst die Räumfahrzeuge schaffen es danach nicht, bis zum Stimm-Stamm hinaufzufahren. Am Abzweig Hirschberger Weg stehen Reisebusse quer. Die B55 muss gesperrt werden, Hunderte Fahrzeuge aus dem Rückreiseverkehr müssen umgeleitet werden. Zwischen Velmede und Meschede staut sich der Verkehr in Zweierreihen. Durch mehrere Blitzeinschläge fällt das Kabelfernsehen in Meschede und Schmallenberg komplett aus.

Feueralarm bei Karstadt

Im Kaufhaus von Karstadt lösen drei Jugendliche den Feuermelder mutwillig aus. Bei ihrer Flucht durch den Stadthallen-Ausgang kommen ihnen dann zehn betriebseigene Feuerwehrleute entgegen, die die jungen Männer stellen können. Es kommt zu einer Rangelei, die Jugendlichen fliehen wieder, werden aber am Finanzamt gestellt. Es gibt Anzeigen gegen sie wegen Missbrauchs von Nothilfemitteln, Körperverletzung, Sachbeschädigung und Beleidigung.

Mülldeponie bei Bonacker?

Der Hochsauerlandkreis ist auf der Suche nach einem Standort für eine zentrale Hausmülldeponie. Voruntersuchungen dazu laufen am Ochsenkopf, in der Hellefelder Mark, bei Arnsberg und im Riegelsbachtal bei Wennemen. Jetzt bringt Regierungspräsident Grünschläger aus Arnsberg zwei weitere mögliche Standorte ins Spiel: Bonacker und das Parmecke-Siepen bei Schmallenberg. Der Kreistag ist über den RP überrascht: Beide Standorte waren von Fachbehörden bei früheren Auswahlverfahren als ungeeignet eingestuft worden.

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Schlimmste Raser in NRW

Die Autofahrer im Hochsauerlandkreis sind die schlimmsten Raser in ganz NRW. Die Polizeibilanz für 1987 zeigt: Mehr als 42 Prozent aller Unfälle mit Toten und Schwerverletzten sind auf zu hohe Geschwindigkeiten zurückzuführen – die Zahl liegt deutlich über dem Landesdurchschnitt.

Fernmeldeamt setzt auf BTX

60 bis 70 Millionen Mark gibt das Fernmeldeamt in Meschede jährlich für Tiefbauarbeiten in seinem Bereich aus. Als einzige Behörde in einer kleineren Stadt wird in Meschede gemeinsam mit Berlin, Frankfurt und Nürnberg ein neues Informationssystem entwickelt, um Arbeiten im Tiefbau etwa mit Stadtwerken oder VEW besser zu koordinieren – über den Bildschirmtext BTX tauchen jetzt alle geplanten Baustellen auf.

Kein Raum für Punker

In Meschede lehnt der Jugend- und Sozialausschuss einen Antrag von Punkern ab, ihnen einen eigenen Jugendraum zur Verfügung zu stellen – sie nennen sich selbst „Bunte Bürger“. Die Stadt habe keine freien Räume, heißt es; außerdem sei nicht jede Jugendgruppe grundsätzlich förderungswürdig.

Bei Veranstaltungen der Punker in den städtischen Gebäuden an der Brückenstraße hatte es Auseinandersetzungen mit Skinheads gegeben. Befürchtet wird, dass Ausländer, die dort ebenfalls Vereinsräume haben, zwischen die Fronten der verfeindeten Jugendgruppen kommen könnten.

Kein Park-Privileg für Politiker

Parkplätze sind in Meschede knapp. Meschedes Stadtdirektor streicht jetzt den Kommunalpolitikern das Privileg, bei Rats-Sitzungen kostenlos vor dem Rathaus parken zu dürfen. Bürger hatten sich beschwert. Stattdessen sollten die Politiker künftig im Parkhaus ihr Auto abstellen – in einer vertraulichen Vorlage heißt es, sie bekämen auf Anfrage für die Ausfahrt aus dem Parkhaus dann kostenlos eine codierte Parkkarte.

Bahn will Wennemen aufgeben

Noch halten täglich sechs Züge am Bahnhof in Wennemen, ab Ende Mai will die Bundesbahn das ändern: Dann soll kein Zug mehr dort halten, um die Verbindungen insgesamt schneller und attraktiver zu machen. Meschedes Bürgermeister Franz Stahlmecke, selbst Eisenbahner und selbst aus Wennemen, will noch dagegen angehen – mit solchen Maßnahmen ziehe sich die Bahn sonst aus der Fläche zurück, befürchtet er. Stahlmecke sorgt sich um die Pendler, die von Wennemen aus noch mit dem Zug fahren.

Die Flucht des Autodiebs

Ein 17-Jähriger aus Velmede stiehlt an der Bundesstraße in Bestwig einen unverschlossenen Mercedes – den Zündschlüssel findet er innen versteckt, weil das Auto von einem Firmenmitarbeiter abgeholt werden sollte. Mit Totalschaden verunglückt der Jugendliche dann bei Warstein-Suttrop und flüchtet dann in Richtung Plackweg.

Dreieinhalb Stunden verfolgen ihn Polizisten aus Meschede und Warstein – über 15 Kilometer zu Fuß: Sie versinken teils bis zur Brust in den Schneemassen. Polizeihubschrauber „Hummel 4“ aus Dortmund unterstützt sie aus der Luft, ein Hundeführer muss aufgeben, weil sein Hund nicht durch den meterhohen Schnee kommt. Der Dieb verliert irgendwann die Orientierung, kehrt um und wird bei Kallenhardt festgenommen.

Zentrale Operationen

Zehn Millionen Mark werden bis 1990 in das St.-Walburga-Krankenhaus in Meschede investiert: Dabei werden die bisherigen vier dezentralen Operationsräume in einen zentralen OP-Trakt zusammengefasst. Daneben entsteht ein neuer Aufwachraum für Patienten. Außerdem wird die Unfallambulanz zur neuen Anfahrtstelle des Krankenwagens verlegt.

Was wird aus der Schnade?

Der traditionelle Schnade-Gang in Meschede kommt auf den Prüfstand – so, wie bisher, geht der Grenzbegang nicht weiter. Die Zahl der Teilnehmer ist von über 1200 auf zuletzt nur noch 250 gesunken. Pro Teilnehmer kostet die städtische Schnade inzwischen 7,66 Mark, statt 2,60 Mark vor sechs Jahren. Die Beteiligung ist nur dann groß, wenn der Stimm-Stamm oder Eversberg angelaufen werden.

Über 18.000 Schützen

Bei der Kreisversammlung des Kreisschützenbundes Meschede in Cobbenrode wird Paul Habbel aus Eslohe als Oberst wiedergewählt. Wilhelm Göddeke aus Grafschaft gibt nach 25 Jahren sein Amt als Präses ab, sein Nachfolger wird Walter Adam aus Remblinghausen. Die Zahl der Schützen steigt um 600 auf jetzt 18.308. Das Kreisschützenfest in Schmallenberg hatte 2700 Teilnehmer – so viele wie nie.

Weitere Berichte im Rückblick:

Fünf Tote bei schwerem Unfall in Soest - darunter vier Menschen aus Velmede, neue Langspielplatte der Geschwister Leismann aus Schmallenberg, 900 Jahre Grafschaft - die Woche vor 50 Jahren.

Vor 45 Jahren: Nach Buback-Mord durch RAF Fahndung bei Mönekind, Notwehr in Ramsbeck, Spaziergänger findet menschlichen Schädel bei Meschede.

Vor 70 Jahren: Erst Nuss-Likör, dann andere Frau in Andreasberg verprügelt: „Du hast Mörderaugen!“ Neue Notstandsarbeiter aus Schleswig-Holstein treffen am Hennesee in Meschede ein.

Unerwartete Festnahme in Eslohe nach „Aktenzeichen XY“, Rentner in Andreasberg rastet aus und sticht zu, Mann aus Wennemen stirbt bei Kirmes-Unglück, Lob für die Fredeburger Feuerwehr - die Woche vor 45 Jahren.

Wertvolle Maschine bei Unfall in Meschede zertrümmert, wieder Angst vor Pocken, ungewöhnliches Geschenk in Fredeburg – die Woche vor 50 Jahren.

Vor 40 Jahren: Schrecklicher Unfall bei Bödefeld mit zwei Toten, Frau beißt Polizisten in Meschede, in Velmede werden 98.000 Ampullen vernichtet.

Vor 50 Jahren: Mädchen stürzt in Meschede zu Tode, zweiter Toter nach Explosion, Gabelstapler erdrückt Arbeiter bei Honsel, Wintersport-Saison ohne Schnee, Veltins steigert sich.

Vor 65 Jahren: Meschedes erster eigenwilliger Wehrdienst-Verweigerer, Schmallenberger Flieger kaufen Schmuggler-Cadillac, keine Tollwut mehr in Meschede.

Das Kloster Königsmünster wird zur Abtei, keine Bergleute zweiter Klasse mehr in Ramsbeck, Bundeswehr will Truppen bei Meschede stationieren - die Woche vor 65 Jahren.