Meschede. Eltern lassen Kinder zu früh auf Straßen, warnt Polizei. So endete letzte Wildkatze im Sauerland. Ärger im Karneval - die Woche vor 55 Jahren.
Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 55 Jahren, im Februar 1968, im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.
Ärger um geplante Neugliederung
Ärger im Karneval: Die geplante kommunale Neugliederung empört, besonders im Raum Bödefeld – denn die Gemeinde soll in einen ungewünschten Großverbund mit Fredeburg kommen. Der für den Fremdenverkehr zuständige Amtsverkehrsverband in Fredeburg, dem auch die Bödefelder angehören, spottet mit Karikaturen und Texten über die Bödefelder Selbstständigkeitsabsichten in seiner Karnevalsausgabe des „Hunau-Boten“: Darin steht „Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand. Im Volke weit verbreitetes Vorurteil.“
Bödefelds Bürgermeister Fritz Nölke sieht sich angegriffen und droht daraufhin die Aufkündigung des gemeinsamen Verbandes an. Nölke weist auf die lange Selbstständigkeit von Bödefeld hin. In Oberkirchen wiederum gibt es Proteste gegen einen Beitritt zur künftigen Großgemeinde Schmallenberg.
Das Ende der letzten Wildkatze
Jetzt wird bekannt, dass die letzte Wildkatze 1902 in Grafschaft geschossen wurde. Das 70 Zentimeter lange Tier mit dicker Rute ist damals von Fritz Lütteken, Förster und Rentmeister des Freiherrn von Fürstenberg, erlegt worden. Das Tier findet sich jetzt ausgestopft bei seinem Sohn, dem Winterberger Oberförster Hubert Lütteken. Wildkatzen gelten seitdem im Sauerland als ausgestorben.
Alle Welt setzt auf Pilz-Rodel
Fritz und Eberhard Pilz aus Stesse sind die technischen Betreuer für die Rodler bei der Winter-Olympiade in Grenoble. Alle Rennrodler der Welt fahren mit Schlitten von Pilz. Beide sind allerdings nur die ersten Tage in Grenoble.
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Bei den Wettbewerben danach kommt es zu einem Skandal: Rennrodler aus der DDR erhitzen vor dem Start die Kufen für eine bessere Gleitfähigkeit – das ist seit der Olympiade in Innsbruck aber verboten. Sie werden disqualifiziert. Pilz baut gerade in Heinrichsthal eine neue Werkshalle für Wintersport-Artikel, in Stesse sollen dann ausschließlich Sitzmöbel und Gaststätten-Einrichtungen angefertigt werden.
Kinder zu früh auf Straßen
Es sind erschreckende Zahlen: Bei Unfällen im Kreis Meschede sind 1967 fünf Kinder gestorben, 67 wurden verletzt. Davon verunglückten 31 der Kinder mit Rollern oder Fahrräder, drei starben. Die Polizei sagt, dass Eltern ihre Kinder vermutlich viel zu früh damit auf die Straße schicken – zumal nur die wenigsten Straßen im Kreisgebiet Bürgersteige haben.
Fleckenberger stirbt bei Unfall
Ein Bundesbahner aus Fleckenberg stirbt im Krankenhaus in Fredeburg an seinen schweren Verletzungen. Der 54-Jährige verunglückte auf der B 236 bei Schmallenberg, als er mit seinem Moped unter einen Lastwagen gerät.
Briefträger wollen keine Karren
Die Briefträger in Meschede lehnen es ab, die neuen zweirädrigen Karren der Bundespost einzusetzen – die so genannten „Post-Go-Carts“. Diese, sagen die Mescheder Zusteller, seien an den vielen Steigungen, Treppenaufgängen und weit auseinander liegenden Bezirken aber unpraktisch. Sie sollten nur in Großstädten verwendet werden, raten sie. In Meschede schwärmen die Briefträger morgens stattdessen mit 30 Kilo schweren Brieftaschen aus. Um sie zwischendurch aufzufüllen, sind unterwegs gesicherte Ablagestellen eingerichtet.
D-Zug hält weiter in Meschede
Die Bundesbahn nimmt nach Protesten ihren Plan zurück, wonach D-Züge von Köln nach Kassel künftig eigentlich nicht mehr in Meschede und in Neheim halten sollen. In beiden Städten wird aber auf die negativen wirtschaftlichen Folgen hingewiesen. Die Bahn wollte eine größere Beschleunigung für ihre Verbindung nach Kassel erreichen.
Motorflieger künftig in Schüren
Spatenstich am Flugplatz in Schüren: Bis zum Sommer soll der erste Abschnitt der Erweiterung beendet sein. Der Flugplatz bekommt bis dahin eine 900 Meter lange und 30 Meter breite Start- und Landebahn. Dann sollen hier auch zweimotorige Flugzeuge landen können. 95.000 Kubikmeter Boden müssen bewegt werden, davon 45.000 Kubikmeter schwerer Fels.
Beim Spatenstich wird geschwärmt: In 20 Minuten könne künftig nach Düsseldorf geflogen werden. Neben der asphaltierten Bahn wird ein 45 Meter breiter Grünstreifen für Segelflugzeuge reserviert. Anderswo sind Flugplätze komplett in öffentlicher Hand. Anders hier: Der Kreis Meschede ist zu 51 Prozent an der Flugplatz GmbH beteiligt, 49 Prozent des Kapitals kommt von privater Seite.
Angeklagter ist genug bestraft
Das Landgericht Arnsberg kassiert das Urteil des Mescheder Amtsgerichtes ein. Die Mescheder Richter hatten einen Autoverkäufer, der mit 1,6 Promille bei Wennemen verunglückt war, zu drei Monaten Haft verurteilt. Das Landgericht setzt die Strafe jetzt aber nachträglich zur Bewährung aus: Denn der Angeklagte lag neun Wochen im Krankenhaus und leidet immer noch an den Folgen – damit sei er genug bestraft. Außerdem sei er arbeitslos geworden und müsse den Sachschaden ersetzen.
Einbrecher kurz vor Durchbruch
In Meschede überrascht der Uhrmachermeister Franz-Josef Kampmann Einbrecher, die in seinen neuen Laden im Neubau Haus Böhmer am Kaiser-Otto-Platz eindringen wollen. Bei einem Routinegang abends hört er Hammerschläge und überrascht auf der Rückseite dann drei Männer, die versuchen, ein Loch in die Wand zu schlagen – sie sind bereits kurz vor dem Durchbruch. Die Einbrecher fliehen. Kampmann bedauert, dass er seinen Hund nicht dabei hat.
Weitere Berichte im Rückblick:
Fünf Tote bei schwerem Unfall in Soest - darunter vier Menschen aus Velmede, neue Langspielplatte der Geschwister Leismann aus Schmallenberg, 900 Jahre Grafschaft - die Woche vor 50 Jahren.
Vor 45 Jahren: Nach Buback-Mord durch RAF Fahndung bei Mönekind, Notwehr in Ramsbeck, Spaziergänger findet menschlichen Schädel bei Meschede.
Vor 70 Jahren: Erst Nuss-Likör, dann andere Frau in Andreasberg verprügelt: „Du hast Mörderaugen!“ Neue Notstandsarbeiter aus Schleswig-Holstein treffen am Hennesee in Meschede ein.
Unerwartete Festnahme in Eslohe nach „Aktenzeichen XY“, Rentner in Andreasberg rastet aus und sticht zu, Mann aus Wennemen stirbt bei Kirmes-Unglück, Lob für die Fredeburger Feuerwehr - die Woche vor 45 Jahren.
Wertvolle Maschine bei Unfall in Meschede zertrümmert, wieder Angst vor Pocken, ungewöhnliches Geschenk in Fredeburg – die Woche vor 50 Jahren.
Vor 40 Jahren: Schrecklicher Unfall bei Bödefeld mit zwei Toten, Frau beißt Polizisten in Meschede, in Velmede werden 98.000 Ampullen vernichtet.
Vor 50 Jahren: Mädchen stürzt in Meschede zu Tode, zweiter Toter nach Explosion, Gabelstapler erdrückt Arbeiter bei Honsel, Wintersport-Saison ohne Schnee, Veltins steigert sich.
Vor 65 Jahren: Meschedes erster eigenwilliger Wehrdienst-Verweigerer, Schmallenberger Flieger kaufen Schmuggler-Cadillac, keine Tollwut mehr in Meschede.
Das Kloster Königsmünster wird zur Abtei, keine Bergleute zweiter Klasse mehr in Ramsbeck, Bundeswehr will Truppen bei Meschede stationieren - die Woche vor 65 Jahren.