Meschede. Großbrand in Velmede, alle Sirenen in Meschede rätselhaft ausgelöst, Staatsschutz ermittelt nach Konzert von Punkern - die Woche vor 35 Jahren.

Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 35 Jahren im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.

Beinahe größere Katastrophe

Mehrere 100.000 Mark Schaden entstehen bei einem Feuer in Velmede. Am Wiemeckerfeld brennen dabei die Stallungen eines Landwirtes völlig aus. Der Brand entsteht durch Fahrlässigkeit: An einer angrenzenden Garage werden Schweißbahnen auf dem Dach verlegt, als plötzlich Qualm entdeckt wird. Versuche, diesen beginnenden Brand mit einem Feuerlöscher zu verhindern, scheitern – die Flammen greifen auf die benachbarten Stallungen über. Der Landwirt kann daraus nur noch seine Tiere retten, die ganze Ernte verbrennt.

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70 Feuerwehrleute verhindern ein weiteres Übergreifen der Flammen auf die Katastrophenschutz-Halle des Hochsauerlandkreises nebenan: Hier lagern unter anderem Medikamente für den Kriegsfall im Wert von mehreren Millionen Euro. Die Bezirksregierung wird vorsorglich über eine mögliche Katastrophe benachrichtigt. Eine Brandschutzmauer verhindert letztlich das Übergreifen.

Die Feuerwehr muss Leitungen über die Bundesstraße und einem Durchbruch an der Bahnstrecke bis zur Ruhr verlegen, um genügend Wasser zu bekommen. Als sich abends der Wind dreht, ist der beißende Geruch des Feuers selbst in Meschede zu riechen.

Ladeklappe rasiert Autodach ab

Dieser Unfall hätte schrecklich ausgehen können: An einem Pferdetransporter, der an einem Lkw angehängt ist, löst sich zwischen Nuttlar und Grimlinghausen unbemerkt eine seitliche Ladeklappe. In der Dunkelheit sieht das auch nicht der Fahrer eines entgegenkommenden Pkw – die herabhängende Klappe rasiert das Dach glatt ab. Der Fahrer wird glücklicherweise nur leicht verletzt.

Drillinge und Mutter wohlauf

Erstmals werden im Stadtgebiet von Schmallenberg Drillinge geboren: Zwei Mädchen und ein Junge. Alle drei und die Mutter sind wohlauf. Die Familie kommt aus Bödefeld. Geboren werden sie im Krankenhaus Fredeburg.

Eine Hebamme kritisiert danach öffentlich die Geburt in dem kleinen Krankenhaus als „gefährliches Experiment“. Der Krankenhaus-Förderverein stellt aber klar: Gegen alle Risiken sei zuvor Vorsorge getroffen worden. Zwei Kinderärzte aus Siegen standen vor Geburtsbeginn bereit, außerdem zwei Kinderkrankenschwestern, zwei Krankenwagen und drei Brutkästen.

Feuerwehr baut sich Anhänger

Um bei Einsätzen genügend Löschwasser zu haben, baut sich die Feuerwehr in Nuttlar selbst einen Löschanhänger. 250 Arbeitsstunden und 2200 Mark aus der Gemeinschaftskasse investiert sie dafür. Ihr neuer Anhänger fasst 900 Liter Wasser.

Hintergrund ist ein Vorfall aus dem letzten Winter: Beim Brand des Bürohauses Wendt musste erst ein Hydrant freigeschaufelt werden, dessen Deckel dann auch noch zugefroren war. Es musste eine Leitung zur Ruhr aufgebaut werden, was zu erheblichen Verzögerungen führte. Bestwigs Gemeindedirektor Werner Vorderwülbecke spricht jetzt von einer „einmaligen Bürgerinitiative“, Pastor August Finke von einem Akt christlicher Nächstenliebe.

19-Jährige stirbt bei Unfall

Zwischen Wormbach und Schmallenberg ereignet sich ein schwerer Verkehrsunfall: Eine 19 Jahre alte Frau aus Ohlenbach gerät in einer Kurve gegen die Leitplanken und prallt dann vor einen Baum. Die junge Frau wird noch in der Unfallnacht in eine Spezialklinik nach Bochum-Langendreer geflogen. Sie stirbt dort an ihren Verletzungen.

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Hoffen auf Entlastungsstraße

In Düsseldorf stuft die SPD-Landtagsfraktion den möglichen Ausbau der L 776 bei Nuttlar in einen höheren Bedarf ein. Das schafft dort neue Hoffnung, dass die Entlastungsstraße wenigstens etwas näher rückt. Bestwigs Gemeindedirektor Werner Vorderwülbecke sagt, ohne Höherstufung wäre eine Realisierung vor der Jahrtausendwende nicht mehr möglich.

200 Gräber verwüstet

Fassungslosigkeit bei Angehörigen in Meschede: Unbekannte Täter verwüsten auf dem Nordfriedhof 200 Gräber, darunter auch neue Gräber. Grableuchten werden aus Verankerungen gerissen, Blumen zerstört, Trauerkränze herumgeworfen, auf den Gräbern herumgetrampelt.

Anarchistische Parolen

Nach einem Konzert von Punkern in Meschede ermittelt der Staatsschutz aus Dortmund: An die Wände des städtischen Gebäudes an der Brückenstraße, in dem das Konzert stattfindet, werden extremistische Parolen aus der Anarchie-Szene geschmiert – darunter Sympathie für die Hausbesetzer an der Hafenstraße in Hamburg und für die Mörder von Polizisten in Frankfurt.

Löst Funker alle Sirenen aus?

Rätselraten bei der Feuerwehr: Im gesamten Stadtgebiet von Meschede heulen plötzlich die Sirenen – es findet sich aber kein Grund dafür. Weder zentral noch vor Ort sind die Sirenen ausgelöst worden. Letztlich bleibt nur eine Vermutung: Ein CB-Funker könnte den Sender erwischt haben, mit die Sirenen in Betrieb gesetzt werden.

Gaststube ist ein Trümmerhaufen

Wie ein Trümmerhaufen sieht nach einem Unfall die Gaststube des Gasthofes Hester in Nuttlar aus. Wegen zu hoher Geschwindigkeit und auf nasser Fahrbahn kommt in der Doppelkurve ein 22-Jähriger mit seinem Pkw von der Bundesstraße 7 ab, er streift ein geparktes Auto und fährt gegen die Wand des Gasthofes. Die Wand bricht teilweise ein, die Heizung wird herausgerissen, Tische und Stühle einige Meter in die Gaststube geschleudert.

Durch den Aufprall wird der Pkw noch herumgerissen und schlittert auf die Bundesstraße zurück: Totalschaden am Auto, aber wie durch ein Wunder wird niemand verletzt. Der Juniorchef fragt danach den Unfallfahrer, ob er immer „so ungewöhnlich parken“ würde: „Nur, wenn ich großen Durst habe“, antwortet der.

Weitere Berichte im Rückblick:

Fünf Tote bei schwerem Unfall in Soest - darunter vier Menschen aus Velmede, neue Langspielplatte der Geschwister Leismann aus Schmallenberg, 900 Jahre Grafschaft - die Woche vor 50 Jahren.

Vor 45 Jahren: Nach Buback-Mord durch RAF Fahndung bei Mönekind, Notwehr in Ramsbeck, Spaziergänger findet menschlichen Schädel bei Meschede.

Vor 70 Jahren: Erst Nuss-Likör, dann andere Frau in Andreasberg verprügelt: „Du hast Mörderaugen!“ Neue Notstandsarbeiter aus Schleswig-Holstein treffen am Hennesee in Meschede ein.

Unerwartete Festnahme in Eslohe nach „Aktenzeichen XY“, Rentner in Andreasberg rastet aus und sticht zu, Mann aus Wennemen stirbt bei Kirmes-Unglück, Lob für die Fredeburger Feuerwehr - die Woche vor 45 Jahren.

Wertvolle Maschine bei Unfall in Meschede zertrümmert, wieder Angst vor Pocken, ungewöhnliches Geschenk in Fredeburg – die Woche vor 50 Jahren.

Vor 40 Jahren: Schrecklicher Unfall bei Bödefeld mit zwei Toten, Frau beißt Polizisten in Meschede, in Velmede werden 98.000 Ampullen vernichtet.

Vor 50 Jahren: Mädchen stürzt in Meschede zu Tode, zweiter Toter nach Explosion, Gabelstapler erdrückt Arbeiter bei Honsel, Wintersport-Saison ohne Schnee, Veltins steigert sich.

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