Meschede. Eine schlimme Tragödie in Eslohe, eine RAF-Terroristin, die keine war und Klassenkampf auf dem Spielplatz - die Woche vor 45 Jahren.

Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 45 Jahren im Lokalteil.

Tödliche Tragödie

Eine entsetzliche Tragödie ereignet sich in Eslohe: Dort werden die Leichen des Gemeindedirektors, seiner 35 Jahre alten Ehefrau und von zwei Söhnen (8 und 6 Jahre alt) entdeckt. Sie werden im Pkw in der Garage ihres Hauses gefunden. Eine Nachbarin findet die Toten: Ihr waren zuvor die nachmittags noch geschlossenen Jalousien sonderbar vorgekommen. Bei ihrem Anruf meldet sich dann nebenan der zehn Jahre alte Sohn, der als Einziger die Tragödie überlebt hat. Er sagt: „Mama und Papa schlafen noch in der Garage.“ Er hatte sich in einem Kleiderschrank versteckt. Der Gemeindedirektor hinterlässt einen Abschiedsbrief: „Wir haben uns nichts zuschulden kommen lassen“, steht darin. Die Kriminalpolizei stößt bei ihren Ermittlungen auf Gerüchte, die sich wochenlang in Eslohe hielten. Dem Gemeindedirektor wurden dabei angeblich persönliche Verfehlungen unterstellt. Der Gemeindedirektor ist seit 1972 im Amt gewesen. Zuletzt hat es Droh- und Schmähbriefe und anonyme Anrufe bei seiner Familie gegeben. Dieser Zeitung sagte er kurz vor der Tragödie: „Ich bin völlig am Ende.“ Er hatte noch überlegt, durch eine Fangschaltung die Verantwortlichen des Psychoterrors ermitteln zu lassen. 300 Trauergäste nehmen von der Familie Abschied. Beklagt wird dabei noch einmal eine Hetzjagd, die stattgefunden habe.

Klassenkampf auf dem Spielplatz

Klassenkampf auf dem Kinderspielplatz: In Meschede kommt der Verein Aktivspielplatz in politische Bedrängnis. Ohne Entscheidung des Vorstandes gibt das Betreuungsteam am aki ein „Spielplatz-Liederbuch“ heraus, den Druck übernehmen die Jungsozialisten. Im Liederbuch gibt es Texte, wonach die Kinder singen sollen, „Wäre das nicht fabelhaft, mein und dein wird abgeschafft…“ oder „Wehrt euch, leistet Widerstand gegen das Atomkraftwerk, gegen das Berufsverbot im Land“. Die CDU in Meschede protestiert gegen diese „politische Indoktrination“ – und erinnert daran, dass die Stadt Meschede und der Hochsauerlandkreis gerade erst finanzielle Unterstützung für den Verein geleistet hätten.

A46-Idee als unsinnig beerdigt

Im Kreisausschuss des Hochsauerlandkreises wird eine Idee offiziell von Landrat Rolf Füllgräbe als „unsinnig“ beerdigt: Zuvor war der Plackweg am Stimm-Stimm auf seine Tauglichkeit als denkbare Autobahntrasse für die geplante A46 untersucht worden. Dadurch aber werde ein zusammenhängendes Waldgebiet durchschnitten, das weitgehend geschützt sei. Eine Autobahn in der Höhe sei auch kaum zu unterhalten, Lkw müssten große Höhenunterschiede überwinden, um zum Plackweg zu gelangen – und würden stattdessen bestimmt weiter durch das Ruhrtal fahren, das aber entlastet werden soll.

Neubau stillgelegt

Im Dortmunder Nobel-Stadtteil Kirchhörde legt das Ordnungsamt den Neubau eines Kaufmannes still. Sein Bau-Unternehmer ist ein 46 Jahre alter Mann aus Meschede – den das Ordnungsamt von der Baustelle jagt: Er ist nicht in der Rolle der Handwerkskammer eingetragen. Der Mescheder landet wegen Betruges vor Gericht: Betrug liegt nämlich auch dann vor, wenn ein Vermögen nicht geschädigt, sondern gefährdet wird. Dem Dortmunder Bauherrn war der Mescheder von Bekannten empfohlen worden. Vor Gericht kommt der Ex-Unternehmer dann mit einer Geldbuße von 500 Mark weg. Er ist bereits in der Vergangenheit wegen Betrugs und Steuerhinterziehung verurteilt worden.

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RAF-Terroristin gesichtet

Mit allen aktuellen Vorsichtsmaßnahmen zum Terrorismus geht die Polizei bei Schmallenberg vor: In Holthausen werden zwei Frauen, mit großem Polizeiaufgebot und mit vorgehaltener Maschinenpistole, überprüft. Zuvor will ein Anrufer in einer der Frauen die gesuchte RAF-Terroristin Birgit Mohnhaupt erkannt haben. Die beiden Frauen sind abends in Niedersorpe und suchen ein Zimmer. Weil sie keines finden, fahren sie weiter nach Holthausen. Am Ende stellt sich heraus: Beides sind harmlose Feriengäste.

Explosion bei Honsel

In Meschede heult frühmorgens die Sirene, die Feuerwehr rückt zu den Honsel-Werken aus. Angeblich soll es in der Umschmelze brennen. Tatsächlich aber ist beim Abfahren von Aluminiumresten ein Kessel von einem Gabelstapler gerutscht. Das löst eine kleine Explosion aus und den Anschein eines größeren Feuers. Die Feuerwehr muss nicht eingreifen.

Erweiterungsbau eingeweiht

50 Jahre alt wird die Feuerwehr Wennemen-Bockum-Stockhausen. Zum Jubiläum wird der Erweiterungsbau des Feuerwehrhauses eingeweiht. Als erste Feuerwehr in NRW erhalten die Wennemer auch ein neues Fahrzeug vom Typ „LF 8 leicht“ – es hat Platz für eine neunköpfige Einheit und erlaubt es, dass die Männer schon während der Fahrt zum Einsatz zum Beispiel ihren Atemschutz anlegen können.

Neuer Pfarrer

In Remblinghausen wird Hartwig Hogrebe als neuer Pfarrer von St. Jakobus eingeführt. Der 43-Jährige, der aus Hoppecke stammt, ist bislang Campingseelsorger am Biggesee und Religionslehrer an den Berufsschulen in Olpe gewesen.

Weitere Berichte im Rückblick:

Fünf Tote bei schwerem Unfall in Soest - darunter vier Menschen aus Velmede, neue Langspielplatte der Geschwister Leismann aus Schmallenberg, 900 Jahre Grafschaft - die Woche vor 50 Jahren.

Vor 45 Jahren: Nach Buback-Mord durch RAF Fahndung bei Mönekind, Notwehr in Ramsbeck, Spaziergänger findet menschlichen Schädel bei Meschede.

Vor 70 Jahren: Erst Nuss-Likör, dann andere Frau in Andreasberg verprügelt: „Du hast Mörderaugen!“ Neue Notstandsarbeiter aus Schleswig-Holstein treffen am Hennesee in Meschede ein.

Unerwartete Festnahme in Eslohe nach „Aktenzeichen XY“, Rentner in Andreasberg rastet aus und sticht zu, Mann aus Wennemen stirbt bei Kirmes-Unglück, Lob für die Fredeburger Feuerwehr - die Woche vor 45 Jahren.

Wertvolle Maschine bei Unfall in Meschede zertrümmert, wieder Angst vor Pocken, ungewöhnliches Geschenk in Fredeburg – die Woche vor 50 Jahren.

Vor 40 Jahren: Schrecklicher Unfall bei Bödefeld mit zwei Toten, Frau beißt Polizisten in Meschede, in Velmede werden 98.000 Ampullen vernichtet.

Vor 50 Jahren: Mädchen stürzt in Meschede zu Tode, zweiter Toter nach Explosion, Gabelstapler erdrückt Arbeiter bei Honsel, Wintersport-Saison ohne Schnee, Veltins steigert sich.

Vor 65 Jahren: Meschedes erster eigenwilliger Wehrdienst-Verweigerer, Schmallenberger Flieger kaufen Schmuggler-Cadillac, keine Tollwut mehr in Meschede.

Das Kloster Königsmünster wird zur Abtei, keine Bergleute zweiter Klasse mehr in Ramsbeck, Bundeswehr will Truppen bei Meschede stationieren - die Woche vor 65 Jahren.