Meschede. Ein Serientäter schlägt zu, Überfall in Bremke, Mescheder Abiturienten dürfen wählen, neue Ideen für den Hennesee – die Woche vor 50 Jahren.

Über diese Themen berichtete diese Zeitung vor 50 Jahren im Lokalteil in Meschede, Bestwig, Eslohe und Schmallenberg.

Sieben Scheunen angezündet

Die Landwirte im ganzen Stadtgebiet von Meschede sind tief besorgt, die Kriminalpolizei in Meschede ruft schon öffentlich dazu auf, abends auf Personen zu achten, die sich in der Nähe von Scheunen aufhalten. Sie befürchtet, dass es einen Serienbrandstifter gibt. Denn bereits zum dritten Mal hat jetzt eine Feldscheune gebrannt – nach Horbach, einer Scheune am Modellflugplatz bei Eversberg, brennt jetzt eine an den Windhäusern zwischen Laer und Calle. Alle brennen nieder. Der Täter muss motorisiert sein.

Dann geht es schlagartig weiter: An einem Samstag brennen alleine vier Scheunen: Zwei in Beringhausen, je einer in Horbach und in Schüren.

Es ist eine ganze Serie an Brandstiftungen: Sieben Scheunen rund um Meschede werden im September 1972 angezündet - hier bei Franz Kersting in Vellinghausen.
Es ist eine ganze Serie an Brandstiftungen: Sieben Scheunen rund um Meschede werden im September 1972 angezündet - hier bei Franz Kersting in Vellinghausen. © Jürgen Kortmann

Im Gutshof Pohl in Beringhausen verbrennt der gesamte Heu- und Strohvorrat, dazu ein Teil des Maschinenparks. Der Schaden hier: 100.000 Mark. Zehn Kälber und 20 Schweine verbrennen. Die Mescheder Feuerwehr ist schnell am Einsatzort, weil sie sich bereits im Gerätehaus in Bereitschaft hielt. Ebenfalls 100.000 Mark Schaden entstehen beim Brand einer modernen Feldscheune in Schüren – auch sie brennt aus, alle Strohvorräte werden vernichtet.

Nach dem Brand einer siebten Scheune bei Franz Kersting in Vellinghausen kann ein Tatverdächtiger festgenommen werden. Er wird in der Nähe gesehen. Kersting hatte aus Sorge bereits im Vorfeld den Hofhund frei herumlaufen lassen. Beim Feuer entsteht auch hier ein Schaden von 100.000 Mark. Straßenposten stoppen den 20 Jahre alten Verdächtigen in seinem Pkw auf der Fahrt zwischen Remblinghausen über Horbach zur B55.

Großflugtag fällt ins Wasser

Buchstäblich ins Wasser fällt am Flugplatz Schüren der geplante Großflugtag der Luftsportgemeinschaft Meschede. Eine Schlechtwetterfront hält sich den ganzen Tag über dem Flugplatz. Die erste geplante Landung eines Düsenflugzeuges in Schüren kann nicht stattfinden. Dafür war eigentlich eigens die Kunstflugstaffel „The Poachers“ der britischen Luftwaffe RAF von England nach Bielefeld gekommen.

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Ein Zeppelin, der in Schüren erwartet wird, kann in Essen gar nicht erst starten, Fallschirmspringer sitzen in Dortmund fest. Die Luftsportvereinigung, die das Großereignis über Monate vorbereitet hat, hatte sich eine Sanierung ihrer angespannten Finanzen erhofft. Jetzt macht sie stattdessen 10.000 Mark Verlust. 400 Liter Erbsensuppe und tausende Würstchen werden nicht verkauft.

Finanzprobleme um Einbergsee

In Wenholthausen muss die Gemeinde einen zweiten Nachtragshaushalt aufstellen. Grund sind Finanzierungsprobleme am geplanten Stausee, dem heutigen Einbergsee: Für Grunderwerbskosten des Stausee-Grundstücks müssen 250.000 Mark als Darlehen aufgenommen werden. Die SPD-Opposition beklagt, das gesamte Projekt sei von Anfang an finanziell nicht durchdacht gewesen. Bisher sind schon vier Millionen Mark ausgegeben worden.

Abiturienten dürfen selbst wählen

Das Staatliche Gymnasium in Meschede (heute: Städtisches Gymnasium) nimmt als eines von 64 an einem Modellversuch in NRW teil: Erprobt wird, die Oberstufe neu zu gestalten. Die Schüler und Schülerinnen können jetzt selbst vier Fächer wählen, in denen sie ihre Abiturprüfung ablegen wollen. Die Leistungen werden in einem Punktesystem festgehalten.

Neue Ideen rund um Hennesee

Am Hennesee laufen die Arbeiten am neuen Großraumparkplatz mit 370 Stellplätzen oberhalb der Berghauser Bucht. Sie sind Teil des Projektes, den Hennesee zum Erholungsgebiet zu machen. Jetzt besucht eine Arbeitsgruppe aus Innen- und dem Ernährungsministerium sowie der Bezirksregierung den See.

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Danach gibt es neue Ideen: Ein großes Kur- und Erholungszentrum mit 300 bis 400 Betten beim Campingplatz am Vorbecken bei Mielinghausen, ein Aussichtsturm auf dem Köpperkopf, ein fünf Hektar großes Ferienhausgebiet bei Berghausen, ein Golfplatz am Flugplatz in Schüren.

Förster Förster hat Jubiläum

Gleicher Name, gleicher Beruf: In Fredeburg feiert Förster Förster sein 25-jähriges Arbeitsjubiläum. Der Forstamtmann Hans Förster hat unter anderem Hinweistafeln auf den Wanderwegen selbst von Hand geschnitzt, er hat 170 Ruhebänke aufgestellt, das Kurwegnetz mit 80 Kilometern Länge entwickelt. Bereits 20 Jahre ist sein Waldlehrpfad alt.

Freispruch nach Tod von Frau

Ein 23 Jahre alter Student wird vom Schöffengericht in Meschede vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen. Der Autofahrer hatte in Bestwig auf der B7 eine 68 Jahre alte Geschäftsfrau aus Bestwig angefahren. Sie starb später im Krankenhaus. Die Fußgängerin hatte zügig die Bundesstraße überquert, der Autofahrer umfuhr sie hinter ihrem Rücken in einem Bogen – dabei erschrak sie aber plötzlich, ging einige Schritte zurück und prallte gegen den Pkw. Das Gericht kommt zu dem Schluss, dass objektiv ein Fehlverhalten der Frau vorgelegen habe.

Räuber ziehen ihre Pistolen

In Bremke wird morgens das Lebensmittelgeschäft Peitz an der Hauptstraße überfallen. Drei junge Männer betreten den Laden, einer wartet im Fluchtauto. Einer greift in die Kasse und drückt sie auf. Cäcilia Peitz ruft um Hilfe, ihre Rufe schrecken ihren Sohn Franz und die Schwiegertochter auf.

Landwirt Reinhard Koch verstellt mit einem Trecker den Fluchtweg, Franz Peitz tritt gegen die Scheibe des Autos der Täter. Die ziehen daraufhin ihre Pistolen und richten sie auf Peitz und Koch. Die Polizei fasst die Räuber in Gleidorf: Die 20 bis 22 Jahre alten Täter kommen aus Bochum, Blankenstein, Hattingen und Kiel.

Kreisschützenkönig aus Nuttlar

Das Kreisschützenfest findet zum 900-jährigen Bestehen des Ortes in Grafschaft statt. Bei strömendem Regen werden schon Vorkehrungen getroffen, den neuen Kreiskönig notfalls durch Scheibenschießen in der Halle zu ermitteln. Dann kann doch noch draußen geschossen werden. 32 Schützenkönige treten an. Erfolgreich ist am Ende Horst Hester (34) aus Nuttlar, der neuer Kreisschützenkönig wird.

Weitere Berichte im Rückblick:

Fünf Tote bei schwerem Unfall in Soest - darunter vier Menschen aus Velmede, neue Langspielplatte der Geschwister Leismann aus Schmallenberg, 900 Jahre Grafschaft - die Woche vor 50 Jahren.

Vor 45 Jahren: Nach Buback-Mord durch RAF Fahndung bei Mönekind, Notwehr in Ramsbeck, Spaziergänger findet menschlichen Schädel bei Meschede.

Vor 70 Jahren: Erst Nuss-Likör, dann andere Frau in Andreasberg verprügelt: „Du hast Mörderaugen!“ Neue Notstandsarbeiter aus Schleswig-Holstein treffen am Hennesee in Meschede ein.

Unerwartete Festnahme in Eslohe nach „Aktenzeichen XY“, Rentner in Andreasberg rastet aus und sticht zu, Mann aus Wennemen stirbt bei Kirmes-Unglück, Lob für die Fredeburger Feuerwehr - die Woche vor 45 Jahren.

Wertvolle Maschine bei Unfall in Meschede zertrümmert, wieder Angst vor Pocken, ungewöhnliches Geschenk in Fredeburg – die Woche vor 50 Jahren.

Vor 40 Jahren: Schrecklicher Unfall bei Bödefeld mit zwei Toten, Frau beißt Polizisten in Meschede, in Velmede werden 98.000 Ampullen vernichtet.

Vor 50 Jahren: Mädchen stürzt in Meschede zu Tode, zweiter Toter nach Explosion, Gabelstapler erdrückt Arbeiter bei Honsel, Wintersport-Saison ohne Schnee, Veltins steigert sich.

Vor 65 Jahren: Meschedes erster eigenwilliger Wehrdienst-Verweigerer, Schmallenberger Flieger kaufen Schmuggler-Cadillac, keine Tollwut mehr in Meschede.

Das Kloster Königsmünster wird zur Abtei, keine Bergleute zweiter Klasse mehr in Ramsbeck, Bundeswehr will Truppen bei Meschede stationieren - die Woche vor 65 Jahren.