Schmallenberg. Die Schmallenberger Werbegemeinschaft hat ein Problem, das viele Vereine betrifft: Die Belastung des Ehrenamtes - da fordert sie nun Hilfe.

Die Werbegemeinschaft Schmallenberg wünscht sich einen Kümmerer, nicht nur für den Weihnachtsmarkt (wir berichteten), sondern generell. Ziel müsse die Einrichtung eines eigenen Stadtmarketings sein. Und da sei die Stadt gefragt.

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Große Hilfsbereitschaft in Schmallenberg

Bei der jüngsten Generalversammlung der Werbegemeinschaft machte Vorsitzender Marcus Schulte-Glade unmissverständlich klar, dass die Aufgaben, die die Kaufmannschaft übers Jahr schultere, auf Dauer nicht ehrenamtlich zu leisten seien. In seinem Rückblick nannte er die Corona-Pandemie, von der die Händler durch Lockdowns und Corona-Vorschriften sehr betroffen gewesen seien. Bis heute litten Betriebe unter den Folgen. Aktuell sei es der Ukraine-Krieg und seine Folgen, der sie alle sprachlos mache. „Zurzeit läuft einiges aus dem Ruder“, sagte er und lobte gleichzeitig die große Hilfsbereitschaft in Schmallenberg, die man auch bei der großzügigen Spendenbereitschaft für die Flutopfer anlässlich des verkaufsoffenen Sonntags gesehen habe: 16.000 Euro waren damals zusammengekommen.

Leerstände in Schmallenberg halten sich in Grenzen

Zufrieden äußerte er sich, dass der Verlust des Rabattz-Spielwaren-Marktes durch die Kette Rofu kompensiert werden konnte. „Die allgemeine Leerstands-Problematik hält sich noch in Grenzen.“ Lobend erwähnte er im Rückblick auch das gelungene Sponsoring für die Olympionikin Hannah Neise. „Da hatte Hermann Hoffe den richtigen Riecher.“ Neise habe bei allen folgenden Auftritten quer durch die Republik immer wieder betont, dass sie aus Schmallenberg stamme und werde auch bei den nächsten Skeleton-Läufen, da wo es erlaubt sei, das Logo der Werbegemeinschaft tragen.

Aktion Morgenland ausgebremst

Schulte-Glade bedauerte, dass die Morgenland-Teams, die die Zukunft der Werbegemeinschaft unter den Themen „Aktionen“, „Instrumente“, „Öffnungszeiten“ sowie „Standortattraktivität“ und „Vernetzung“ angehen sollten, durch die Pandemie ausgebremst worden seien. Ein neuer Anlauf sei geplant. Wichtig sei es, dass man sich als Werbegemeinschaft und in der Stadt gemeinsam positioniere. Jeder allein habe es schwer. „Wir haben doch alle das Ziel, dass Schmallenberg lebendig bleibt.“

Marcus Schulte-Glade, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Schmallenberg, fordert die Einrichtung eines Stadtmarketings.
Marcus Schulte-Glade, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Schmallenberg, fordert die Einrichtung eines Stadtmarketings. © Alexander Lange

In verschiedenen Sitzungen hätten die Kaufleute mit Akteuren aus Tourismus und SUZ zusammengesessen. Viele Themen seien kontrovers diskutiert worden. Doch was alle eine: „Das Ehrenamt stößt an seine Grenzen.“ Deshalb müsse ein professionelles Stadtmarketing so schnell wie möglich eingerichtet werden. Ärgerlich sei es, dass man das seit langem diskutiere, „aber es geht nicht wirklich voran.“ Schulte-Glade: „Jetzt ist die Stadt gefordert.“

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Zu Beginn der Versammlung hatte Katja Lutter, Geschäftsführerin des Schmallenberger Sauerland Tourismus, sich, ihre Arbeit und die aktuellen Projekte vorgestellt. Auch Schulte-Glade unterstrich, wie wichtig der Tourismus für die Stadt ist. Das hätten viele Händler während der Pandemie schmerzlich gemerkt. Zum Abschluss stellten Alexander Thielemeier und Iva Petrovic von der Agentur Viereinhalb vor, welche Social-Media-Projekte als nächstes für die Werbegemeinschaft geplant sind.

Der Erfolg der Schmallenberger City Card

Die Werbegemeinschaft Schmallenberg hat aktuell 119 Mitglieder. Kassierer Dietmar Bellinger informierte unter anderem über den Erfolg der City-Card, die im Juni 2021 eingeführt worden war und zum 1. Januar 2025 die Einkaufsgutscheine komplett ersetzen wird. 45.000 Karten wurden bereits ausgegeben.

Mittlerweile gibt es sieben Verkaufsstellen in Schmallenberg und zwei in Bad Fredeburg. Akzeptiert werden die Karten an 51 Stellen in Schmallenberg und bei neun Händlern in Bad Fredeburg. Zwischen 2012 und 2021 habe sich der Umsatz der Gutscheine von 125.000 Euro im Jahr auf 351.000 Euro nahezu verdreifacht. 246.000 Euro entfielen dabei 2021 bereits auf die City-Card. Im Vergleich von Verkaufszahlen und Einlösequoten und spiegelt sich die Pandemie und der Wunsch die heimische Wirtschaft zu unterstützen. Während 2012 bis 2019 die Einlösequoten zwischen 90 und 97 Prozent lagen, betrug wurden im vergangenen Jahr nur 69,3 Prozent der Papiergutscheine und 28,6 Prozent der City-Cards eingelöst.

Online-Gutschein bis Ende 2022

Der nächste Schritt soll die Einführung eines Online-Gutscheins - bis Ende 2022 - sein, den man selbst zu Hause am PC ausdrucken kann. Auch die Stadt hoffe man als Partner zu gewinnen. „Die Verwaltung hat eigene Gutscheine, die Frage ist, warum?“

Absehbar würden Sparkasse und Volksbank als Verkaufsstellen aufgegeben. Bellinger: „Dort fehlt die Manpower, um das Geschäft weiter mitzuübernehmen.“ „Viel Potenzial“ sieht er noch bei der Gewinnung weiterer Arbeitgeber, die über die Karte ihren Mitarbeitenden seit Januar 50 Euro (früher 44 Euro) als steuerfreien Sachbezug zukommen lassen können. „Alles Geld, das in der Stadt bleibt.“