Meschede. Andre Wiese vom H1 in Meschede sieht die Gastronomie benachteiligt in der Corona-Zeit. Er kritisiert Ideen aus der Politik - und auch Politiker.
Die letzten Corona-Beschlüsse nimmt Andre Wiese inzwischen mit Galgenhumor: „Da musste offenbar eine Notlösung für die Gastronomie aufs Papier, damit die überhaupt erwähnt wird“, sagt der Betreiber des Ausflugslokals H1 am Hennesee und Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Meschede aktiv“. Die Idee aus der Politik, dass künftig vor einem Lokal ein Zelt aufgestellt wird, in dem vor dem Zutritt ein Corona-Schnelltest gemacht wird, ist für ihn abenteuerlich – und eben eine besagte „Notlösung“.
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„Jetzt sind wir die letzten in der Kette“
„Das ist überhaupt nicht machbar“, sagt Wiese: „Wer in Gottes Namen geht denn so zum Essen?“ Im H1 wären zum Beispiel samstags abends über 50 Tische zu vergeben. Vorher müsste Gästen eine Zeit zum Essen zugewiesen werden – aber nicht einfach so: „Das bedeutet, man würde um 19 Uhr zum Essen kommen sollen, müsste sich aber vorher anmelden und registrieren, dann in einem Zelt getestet werden – und danach erst noch 15 Minuten auf das Ergebnis warten.“ Wiese nennt das „weltfremd“. Er beklagt: „Wir waren die ersten, die schließen mussten, und sind jetzt die letzten in der Kette.“
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„Dass jetzt die Gastronomie mit Schnelltests anfangen soll, hat etwas von: Vielleicht können wir das mit denen ja machen“, klagt er. Er rät stattdessen zu echten Lockerungen: „Wir sollten langsam wieder anfangen“ – mit Abstand und den Hygieneregeln, Beschränkungen des Besuchs auf zwei Haushalte.
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Denn Wiese sieht eine mangelnde Gleichbehandlung mit dem Rest der Gesellschaft: „Das passiert doch eh in privaten Haushalten. Niemand beantwortet mir die Frage: Warum ist es zuhause erlaubt, sich mit zwei Haushalten zu treffen, aber nicht in der Gastronomie? Warum sollte ein Gastronomiebesuch auf Abstand ansteckender sein?“ Diese Frage will er in Kürze NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart bei einer Veranstaltung der IHK persönlich stellen.
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„Ich erwarte, dass die Politiker vor die Tür kommen“
Überhaupt kommen die Politiker und ihr Krisenmanagement jetzt nicht gut weg bei Andre Wiese: „Ich habe das Gefühl, jeder duckt sich vor allem weg.“ Bei einer Naturkatastrophe wie dem Hochwasser an der Elbe hätten die Politiker sich noch mit den Menschen sprechen: „Das fehlt mir in der Coronazeit. Die haben seit einem Jahr nichts anderes zu tun, als sich um die Pandemie zu kümmern: Da erwarte ich, dass die Politiker vor die Tür kommen und sich mit den Nöten der Leute vor Ort auseinandersetzen.“
Keine Erleichterung sei es auch, wenn jetzt nur in Aussicht gestellt, dass die Außengastronomie ab 22. März wieder öffnen könne – wenn die Inzidenzwerte niedrig bleiben. „Gastronomen müssen planen können“, sagt Wiese. Vielleicht sei diese Öffnung für ein Café denkbar, dass nur draußen Stühle und Tische aufstellen müsse. „Aber das ist keine Perspektive für ein Restaurant: Wie sollen wir denn personell, einkaufstechnisch oder logistisch planen können, dass wir vielleicht öffnen können – und dann nur draußen?“
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Wiese hat schon nachgeschaut: Ende März 2020 waren es tagsüber um die 8 oder 9 Grad, nachts um den Gefrierpunkt. „Wer soll denn dann kommen?“, fragt er. Für sich hat er schon entschieden: Er plant nicht mit dem Termin 22. März.