Bockum. Die Stadt Meschede plant ein neues Gewerbegebiet: Dabei ist jetzt auf der Fläche bei Bockum eine Entdeckung gemacht worden, die teuer wird.

Für den Naturschutz müssen zunächst einmal die Bagger anrollen und viele Lastwagen fahren. Denn die gar nicht so seltene Sumpf-Kratzdistel muss umziehen. Sie steht der Planung des neuen Mescheder Gewerbegebietes in Bockum im Weg.

Eine neue Wiese muss her

Für sie und ihre Kollegin, den Kleinen Baldrian, muss die Stadt Meschede deshalb eigens eine neue Wiese anlegen. Und nicht irgendeine: Es muss eine so genannte Nasswiese sein, die sehr feucht ist und auch zeitweise überschwemmt wird – damit Kratzdistel und Baldrian sie auch mögen. Das wird teuer. Aber eine Wahl wird die Stadt nicht haben: Für ein neues Gewerbegebiet steht im Mescheder Stadtgebiet eben nur Bockum zur Verfügung.

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Es ist schon ein Ersatzstandort an der Wennemündung gefunden worden. Dort soll für Kratzdistel und Baldrian eine bislang landwirtschaftlich genutzte Fläche zur neuen Nasswiese werden. Das Problem: Um nass zu werden, muss die derzeit zu hoch liegende Fläche dafür erst einmal abgegraben werden. Um aus der Wiese eine Nasswiese zu machen, muss sie zunächst um 2,90 Meter abgetragen werden – insgesamt sind das 34.000 Kubikmeter an Boden und 3500 Kubikmeter an Oberboden. Die Erde wird dann an einer anderen Stelle wieder eingebaut werden müssen.

Ersatz mit gleicher Größe und Güte

Wie berichtet, bereitet die Stadtverwaltung eine Änderung des Flächennutzungsplanes vor, damit langfristig das neue Gewerbegebiet zwischen Wennemen und Freienohl entstehen kann. Dazu gehört bei diesen Planungen zwingend ein Artenschutzgutachten. Dabei wurde östlich des Umspannwerkes vom Gutachter die Nasswiese entdeckt – bislang war ihre Existenz noch gar nicht bekannt. Kratzdistel, Baldrian und Co. sorgen jetzt für Probleme: Denn auf ihrer Wiese muss für das neue Gewerbegebiet zwingend eine Kanalleitung und eine Erschließungsstraße gebaut werden.

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Sobald aber eine Nasswiese entdeckt wird, gilt sie sofort als gesetzlich geschütztes Biotop, das eigentlich gar nicht beschädigt werden darf.

Die Kratzdistel mag feuchte Böden: Eine Nasswiese bei Meschede-Bockum soll deshalb neu angelegt werden - um ein Gewerbegebiet zu ermöglichen.
Die Kratzdistel mag feuchte Böden: Eine Nasswiese bei Meschede-Bockum soll deshalb neu angelegt werden - um ein Gewerbegebiet zu ermöglichen. © WP | Archiv

Eigentlich: Denn weil die jetzige Wiese unbedingt für das Gewerbegebiet gebraucht wird, kann als Ausgleich auch eine Ersatzfläche in der Nähe mit gleicher Größe und Qualität angelegt werden. Diese Fläche hat die Stadt Meschede jetzt in der Hinterhand, Kratzdistel, Baldrian und Co. könnten nach Abgraben der Wiese und Nässen dort angesiedelt werden. Fachbereichsleiter Klaus Wahle sagt: „Das Thema ist beherrschbar, aber teuer.“ Summen sind noch offen, die Stadtverwaltung spricht vorerst nur davon, dass die Entwicklung des Gewerbegebietes „sehr hohe Kosten verursacht“.

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Sicher ist noch nichts: Denn die Höhere Naturschutzbehörde bei der Bezirksregierung muss dem Umzug und der Neuanlage einer Kratzdistel-Wiese erst zustimmen, damit der Flächennutzungsplan geändert werden könnte. Und diese Zustimmung ist nicht sicher: In einem ähnlichen Fall weigert sich die Behörde im Briloner Stadtgebiet – dort liegt das geplante Feriendorf Gut Petershagen zwar nicht auf einer Nasswiese, dafür aber auf einem ebenfalls schutzwürdigen so genannten Magerrasen, auf dessen nährstoffarmen Boden Wildblumen wachsen.

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>>>HINTERGRUND<<<

Erschlossen werden soll das neue Gewerbegebiet an der Bahnhofstraße am Ortseingang Freienohl.

Dort ist dafür in Höhe der Einmündung Plastenberg ein neuer Kreisverkehr geplant, mit Zufahrt auch zum Lidl-Markt.

Im neuen Gewerbegebiet würde eine neue Erschließungsstraße zu den einzelnen geplanten Grundstücken führen. Angedacht ist dort dabei auch ein neuer Radweg in Richtung Wennemen.