Eslohe. Der Junge Chor Eslohe ist froh, dass er wieder singen darf. Dennoch sind die Mitglieder in großer Sorge.
Nein, so richtiger Probenalltag ist beim Jungen Chor in Eslohe längst noch nicht wieder eingekehrt. Der Blick in die Esloher Schützenhalle ist ernüchternd: 29 Stühle haben die Sängerinnen und Sänger gestellt. In gebührendem Abstand: vier Meter nach vorne und hinten, drei Meter nach rechts und nach links. Ein echtes Chorgefühl kann da beim besten Willen nicht aufkommen. Aber Corona lässt auch dem Jungen Chor einfach keine andere Wahl. „Wir sind ja froh, dass wir überhaupt wieder singen dürfen“, sagt Klaus Winkelmeyer vom Vorstandsteam.
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Immerhin, und das sei das Entscheidende, seien die wöchentlichen Probenabende ein wichtiger Beitrag dazu, dass in der Corona-Krise wenigstens das Gemeinschaftsgefühl nicht auf der Strecke bleibt. Denn ebenso wie viele andere Chöre hat auch der Junge Chor aus Eslohe eine ganz große Sorge: Die Sorge, dass es ihn bald nicht mehr geben könnte. Die Sorge, dass die ganze Chor- und Orchesterlandschaft den Bach runtergeht. „Das müssen wir unbedingt verhindern“, sagt Winkelmeyer während all seine Vorstandskolleginnen und -kollegen um ihn herum zustimmend nicken.
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Die Freude am Singen hat Corona den Esloher Chormitgliedern nicht genommen. Was allerdings fehlt, sind die Ziele, auf die sonst in dieser Jahreszeit hingearbeitet wird. Night of Sounds in Elspe, Night of Sounds in Brilon, die Gaudium-Revue im Kulturbahnhof Grevenbrück. Alles abgeblasen. Und die eigenen Weihnachtskonzerte im Dezember? „Die sehe ich noch nicht“, sagt Winkelmeyer. Natürlich bleibe immer noch ein minimaler Funken Hoffnung. „Aber realistisch betrachtet...“, sagt er und spricht diesen Satz erst gar nicht zu Ende. Und selbst wenn, bleibe immer noch die Frage, ob das Publikum in diesen Zeiten Karten kaufe.
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Ganz nebenbei hat Corona übrigens auch noch diverse Hochzeitspläne zerstört. Drei Chormitglieder und auch Chorleiter Michael Nathen wollten in diesem Jahr eigentlich heiraten. Alle vier werden ihre Eheversprechen nun im kommenden Jahr nachholen - samt gebührender Feierlichkeiten versteht sich.
Aber es ist ja auch nicht alles schlecht: Immerhin hat Corona dem Jungen Chor auch eine Probe unter freiem Himmel an der Rochuskapelle beschert, die es sonst wohl nie gegeben hätte. „Da war die Akustik zwar schlecht, aber dafür war die Atmosphäre einfach toll“, schwärmt Schriftführerin Katharina Schwake-Drucks.
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Linda Bieker ist Pressewartin des Jungen Chores. Sie erinnert sich noch genau, an all die Überlegungen, die man im Vorstand angestellt hat, um den Chorbetrieb trotz des damals geltenden Kontaktverbots aufrecht zu erhalten. Am Ende sei es darauf hinausgelaufen, Aufnahmen und Notenmaterial zu verschicken, damit jeder für sich zu Hause üben kann. Die Idee gemeinsamer Online-Proben sei nicht zuletzt am langsamen Internet auf dem Land gescheitert, sagt sie und verweist mit einem Lachen darauf, dass sie in Niederlandenbeck wohnt. Und auch sonst wäre es damit sicherlich sehr schwierig gewesen, ergänzt Notenwart Jan Böhmer. Schließlich komme es beim Chorgesang aufs Timing an. „Und wenn du da nur den Bruchteil einer Sekunde Verzögerung hast, kannst du das alles vergessen.“
Also geht es seit dem 18. Juni mit Mundschutz zur wöchentlichen Chorprobe in die Esloher Schützenhalle, weil es bei den einzuhaltenden Abständen in der Kardinal-von-Galen-Schule, in der der Chor sonst probt, keinen ausreichenden Platz gibt.
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Mit vier Metern Abstand zum Nebenmann ist das Singen im Chor allerdings so eine Sache. Natürlich mache das immer noch Spaß. „Aber im Prinzip sind wir dabei alles Solisten“, sagt Bernadette Gökdel vom Vorstandsteam. Es fehle quasi der nahe Nebenmann, der einen stimmlich auch mal mitziehe, ergänzt sie. Chorleiter Michael Nathen findet das allerdings gar nicht mal so schlecht. Natürlich sei das am Anfang alles gewöhnungsbedürftig gewesen, inzwischen aber habe man sich durchaus an die widrigen Umstände gewöhnt. Er sieht sogar einen entscheidenden Vorteil: „Durch den Abstand hört sich jeder selbst besser und kann sich so entsprechend besser korrigieren“, sagt er. Und auch er als Chorleiter höre leichter jeden Einzelnen heraus. „Das klappt mit dem Jungen Chor schon sehr gut“, lobt Nathen die Esloher Sängerinnen und Sänger. Problematischer sei das in einigen seiner anderen Chöre. „Ältere Menschen, die schon länger singen, kommen damit viel schlechter zurecht“, sagt er.
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Auch der Esloher Kinder- und der Jugendchor haben die Proben inzwischen wieder aufgenommen. Der Kinderchor mit Jungen und Mädchen vom letzten Kindergartenjahr bis zum vierten Schuljahr probt immer freitags von 15.45 bis 16.30 Uhr in der Schützenhalle, der Jugendchor mit Mitgliedern von der vierten bis zur zehnten Klasse trifft sich dort von 16.45 bis 17.30 Uhr. „Bei beiden Chören sind alle Kinder- und Jugendlichen aus den Esloher Schulen herzlich zum Mitsingen willkommen“, sagt Jugendwartin Ines Lüttecke. „Auch ganz ohne Mitgliedschaft“. Denn das Singen im Schulchor ist wegen Corona nach wie vor nicht möglich.
Die einstündigen Proben des Jungen Chores finden übrigens immer donnerstags um 20 Uhr statt. Auch hier sind jederzeit neue Mitglieder willkommen. Damit die Chorlandschaft nicht den Bach runtergeht...
- Weil der Junge Chor mit seinen Problemen nicht allein dasteht, werden derzeit im Rathaus Überlegungen angestellt, wie es in den Herbst- und Wintermonaten weitergehen könnte. Denn: Durch die Abstandsregeln brauchen Chöre momentan viel Platz. Und der steht in den allermeisten Fällen nur in den Schützenhallen zur Verfügung. Damit nicht in jedem Ort für die Proben die Halle geheizt werden muss, ist es denkbar, dass eine der Hallen für alle Chöre zur Verfügung gestellt wird.
- Aktuell werden für die weitere Planung Vorstandsmitglieder sämtlicher Chöre- und Musikvereine der Gemeinde in einer WhatsApp-Gruppe zusammengeführt. „Wir müssen hier gemeinsam an einem Strang ziehen“, sagt Klaus Winkelmeyer vom Jungen Chor. Ein Konkurrenzdenken sei hier absolut fehl am Platz.