Schmallenberg. Tourismus-Chef Hubertus Schmidt erzählt von seinen Zielen als möglicher Bürgermeister für Schmallenberg und spricht offen über seine Krankheit.
Mit Tourismuschef Hubertus Schmidt gibt es innerhalb der CDU einen zweiten Bewerber für das Bürgermeisteramt. In einem Interview schildert er seine Ziele als Bürgermeister für Schmallenberg und gibt persönliche Eindrücke in sein Leben.
Sie möchten bei der nächsten Kommunalwahl als Bürgermeister kandidieren. Wie kam es dazu?
Hubertus Schmidt: Ich habe immer versucht, dort wo ich lebe, auch Zeichen zu setzen. Durch meine Arbeit als Geschäftsführer vom Schmallenberger Sauerland Tourismus konnte ich über die Jahre viele Kontakte knüpfen und ein nicht unbeachtliches Netzwerk aufbauen - in Schmallenbergs Dörfern und Orten, aber auch über die Grenzen des Sauerlandes hinaus. Ich denke, dass mein Netzwerk und meine Erfahrung ein wichtiger Wert wären, den ich in die Arbeit für eine gute Weiterentwicklung mit einbringen könnte.
Besteht als jahrelanger Touristiker nicht die Gefahr, dass man die Dinge immer unter dem touristischen Aspekt betrachtet?
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Nein, überhaupt nicht. Tourismus ist ja deutlich übergreifender. Man wird als Tourismuschef schnell in die touristische Ecke gestellt, dabei geht es ja nicht nur darum ,Übernachtungen zu generieren’. Ich frage mal andersherum: Was interessiert den Touristiker nicht, was auch einen Bürgermeister interessieren würde? Die Themen Bauentwicklung, medizinische Versorgung, Einzelhandel oder Wirtschaft spielen auch in meinem Alltag eine allgegenwärtige Rolle. Der Bezug zu den Themen ist immer da, denn diese Bereiche funktionieren nur Hand in Hand.
Welche Themen werden Schmallenberg - und Sie als möglichen Bürgermeister - in Zukunft beschäftigen?
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Da gibt es vier wesentliche Aspekte. Der erste ist die Lebensraumgestaltung/Lebensqualität. Einige Entwicklungen bereiten einem schon Sorgen. Strukturen im ländlichen Bereich verändern sich oder brechen weg, Ehrenamt wird immer schwieriger - nur um Beispiele zu nennen. Deswegen denke ich, dass wir viel Kraft in die Dörfer investieren müssen. Da geht es um Wohnraum, um Kommunikation und um identitätsstiftende Maßnahmen, die einen Ort zusammenhalten. Wir müssen auch Verwaltungsstrukturen weiterentwickeln, zum Beispiel einen Ansprechpartner schaffen, um die Dörfer noch mehr zu unterstützen und zu lotsen, was Förderprogramme oder ähnliches angeht.
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Den Kernstädten Bad Fredeburg und Schmallenberg kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu, denn in beiden Orten sehe ich enormes Entwicklungspotenziale. Als zweiten wichtigen Aspekt sehe ich die Wirtschaft - aber nicht zergliedert in produzierendes Gewerbe, Handwerk, Handel, Tourismus und Gesundheit - sondern als ein großes Thema. In Schmallenberg funktioniert das zwar schon gut, aber es gibt noch Raum und Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln, Synergien zu bündeln und den Standort Schmallenberg noch stärker zu präsentieren.
Wie könnte das aussehen?
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Als Beispiel: Es könnten sich in den politischen Ausschüssen auch Mitglieder - natürlich nur in beratender Funktion - aus der Wirtschaft oder anderen Bereichen beteiligen.
Fehlen noch zwei weitere Aspekte, die Ihnen wichtig wären...
Genau. Da ist noch die Bürgernähe und Begeisterung der nachfolgenden Generation für Kommunalpolitik, zum anderen das Thema Nachhaltigkeit.
Jüngere Generationen zu begeistern ist ja immer wieder Thema. Leichter gesagt, als getan, oder?
Es geht natürlich auch darum, Themen anzugehen, die die jüngere Generation interessieren, aber die Kommunikation auch offener, bürgernäher und barrierefreier zu gestalten - also auch mehr Transparenz und Offenheit zu schaffen. Zum anderen muss man die jungen Menschen mitnehmen. Denn am Ende ist das die Generation, die diese Aufgaben in Zukunft übernehmen soll. Ich würde mich freuen, wenn also auch junge Menschen mir glauben, dass es nicht um leere Floskeln geht, sondern dass ich sie ernsthaft vertreten und in Prozesse mit einbinden möchte.
Und das Thema Nachhaltigkeit?
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Klar ist: Die Welt muss weiter lebenswert bleiben. Klar ist auch: Maßnahmen und Ideen müssen realistisch für den ländlichen Raum sein. Ohne individuelle Mobilität geht es natürlich hier nicht. Es gibt aber Lösungen dazwischen. Was ist beispielsweise mit E-Bike-Sharing oder attraktiveren Lösungen für die ÖPNV-Nutzung?
Einige Schmallenberger fragen sich natürlich auch, wie es um Ihre Gesundheit steht und ob Sie das in Ihrer Funktion als Bürgermeister beeinträchtigen würde. Können Sie dazu etwas sagen?
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Meine Nervenkrankheit ist nicht planbar, dessen bin ich mir auch bewusst. Ich trage das nicht leichtfertig mit mir und natürlich ist das auch eine Herausforderung für mich. Aber ich sage immer: Wer weiß schon, was morgen ist? Jedem kann zu jeder Zeit etwas passieren. Vielleicht bin ich nicht so flexibel wie andere Bürgermeister, aber es ist mir die Diskussion um das Thema wert. Ich möchte Schmallenberg weiter voranbringen, das ist für mich eine Herzensangelegenheit. Und diese Möglichkeit möchte ich für die Bürger mit in die Waagschale werfen. Was ich auch nicht abstreiten kann: Die Gesundheit geht natürlich vor. Aber auch in meiner momentanen Aufgabe als Tourismus-Geschäftsführer habe ich ein durchaus ausfüllendes Tagespensum.
Auf den Punkt gebracht: Warum möchten Sie Bürgermeister werden?
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Schmallenberg und seine Bürger liegen mir am Herzen. Ich kenne die Menschen und Strukturen in den kleinen und großen Orten. Ich möchte als Bürgermeister - mit den Bürgern gemeinsam - die Zukunft und den Lebensraum in Schmallenberg gestalten. Hier gibt es bereits exzellente Strukturen was Wirtschaft, Gesundheitsversorgung, Einzelhandel oder Tourismus angeht. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass man Synergien noch besser nutzen sollte. Und: Die vier Themen sind natürlich nur Schwerpunkte. Dass Kitabeiträge/Kitaplätze oder eine gute Schulentwicklung etc. dazugehören, versteht sich von selbst. Sie fließen meiner Meinung nach aber sowieso unter dem Aspekt Lebensqualität mit ein.
Hintergrund: Tief verwurzelt in der Region
Hubertus Schmidt ist 52 Jahre alt wurde in Schmallenberg geboren, ist in Fleckenberg aufgewachsen und lebt mittlerweile mit seiner Frau in Schmallenberg-Waidmannsruh.
„Ich bin tief verwurzelt in der Region, war sowohl damals, als es noch möglich war, sportlich (Fußball, Ski, Biathlon) als auch ehrenamtlich - was ich bis heute bin -viel aktiv.“
Hubertus Schmidt absolvierte zunächst eine kaufmännische Ausbildung bei der Stadt Schmallenberg und arbeitete im Anschluss in der Bad Fredeburger Kurverwaltung. 1992 wurde die Kur und Freizeit GmbH (heute Schmallenberger Sauerland Tourismus) gegründet - in der er zunächst als Prokurist tätig war. 2009 übernahm er die Geschäftsführung.