Altenilpe. Ein Biohof in Schmallenberg-Altenilpe musste bereits Tiere verkaufen, weil das Futter nicht für den Winter reicht. Hintergründe und ein Ausblick.

Mit Sorgenfalten auf der Stirn schauen die Landwirte Michael und Ludger Hellermann auf ihre Silage-Vorräte nur wenige Meter von ihrem Hof entfernt. Gut die Hälfte der Vorräte für den Winter ist verbraucht. Das Futter wird wahrscheinlich nicht reichen. „Die anhaltende Trockenheit hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Ernte war nicht so gut, wie erhofft. Auch im vergangenen Jahr hatten wir mit dem trockenen Sommer schon zu kämpfen.“

Hoffen auf einen kurzen Winter

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Der Altenilper Biobetrieb muss 120 Rinder auf dem Hof versorgen. Die Landwirte füttern bereits Stroh zur Silage bei den Fütterungen der Tiere zu. „Wir hoffen auf einen milden, feuchten und vor allem kurzen Winter“, sind sie sich einig. Einige Tiere haben sie schon verkauft. Möglicherweise müssen sie sich von weiteren trennen - „das ist schwierig. An den Tieren hängt ja auch das Herz.“ Die Wetterentwicklung bereitet nicht nur ihnen Sorgen, wissen sie. „Es ist überall ein Problem. Das Futter wird überall knapp diesen Winter.“

Die Landwirte kalkulieren immer mit rund 200 Wintertagen. Dabei kommt es nicht darauf an, ob Schnee liegt: „Mitte November kommen die Tiere in den Stall. Erst Mitte Mai kommen sie wieder raus, wenn wieder ausreichend Gras als Futter da ist“, erklärt Michael Hellermann.

10 Jungtiere bereits verkauft

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Er musste bereits zehn junge Tiere, die er eigentlich gerne zur Aufzucht behalten hätte, verkaufen. Im Kuhstall des Ferienbauernhofs Hellermann stehen auch Tiere, die schon 20 Jahre oder älter sind. „Wir hängen an unseren Tieren. Deswegen geben wir die ,guten’ Kühe auch nicht weg.“ Die guten Kühe, das sind die, die eine gute Körperstatur und einen guten Charakter (folgsam und zahm) haben - sie gebären üblicherweise auch gute Kälber.

Eine Alternativlösung zum Verkauf des Rindviehs wäre höchstens, Futter zuzukaufen. „Das haben wir zu Beginn gemacht. Aber als Biobetrieb müssten wir von zertifizierten Betrieben kaufen. Es gibt nur wenige und die meisten haben selbst nicht genug oder verkaufen zu horrenden Preisen“, sagt Ludger Hellermann.

Sorgenvoller Blick in die Zukunft

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Mit Sorge blicken die beiden Landwirte auf die Zukunft: „Es ist uns allen zu wünschen, dass die Sommer wieder nasser werden. Auch dem Forst, der für einige Landwirte ein zweites Standbein ist. Dann sind auch kalte Winter kein Problem.“ Familie Hellermann hat als zweites Standbein bereits vor einigen Jahren begonnen, Ferienwohnungen auf dem Hof zu vermieten.

„Das wird super angenommen.“ Auch in die Weihnachtsbaumproduktion ist die Familie mittlerweile eingestiegen. Wenn sich die Entwicklung fortsetzt, sehen sie schwarz für die Branche: „Dann werden sich einige Betriebe verabschieden müssen - zumindest von der Mutterkuhhaltung und dem Milchviehbetrieb.“ Denn ein weiteres Problem: Wirtschaftlich wird es für viele Landwirte immer schwieriger. Die Preise, die sie für Milch und Fleisch kriegen, sinken.

Ausgleichszulage bricht weg

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„Jetzt bricht auch noch eine Ausgleichszulage weg“, sagt Michael Hellermann. Zuvor hatten Betriebe, die in benachteiligten Gebieten liegen (beispielsweise Hanglage) - wie der Hof in Altenilpe - einen Zuschuss bekommen. „Der wurde nun umverteilt auf mehr Regionen und um die Hälfte gekürzt.“ Gab es früher 50 Euro pro Hektar, waren es 2019 noch 25 Euro.

Nun fällt die Ausgleichszulage im nächsten Jahr ganz weg. „Von den mehreren tausend Euro hätte man beispielsweise auch das teure Futter für die Tiere kaufen können, statt Tiere verkaufen zu müssen.“ Den Optimismus verlieren kommt für sie trotzdem nicht in Frage. Jetzt gilt es, erst einmal den Winter abzuwarten - und den nächsten Sommer. „Dann muss man weiterschauen.“