Schmallenberg/Bad Berledburg. Mit großer Mehrheit für die Resolution: Einen Zaun wollen die Schmallenberger nicht im Stadtgebiet. Projekt soll für gescheitert erklärt werden.
Es sollte der „tragfähige Kompromiss“ für alle Seiten werden, den die Koordinierungsgruppe in Sachen Wisentprojekt ausgearbeitet und im vergangenen Jahr vorgestellt hatte (wir berichteten). Demnach soll die freilebende Wisentherde - als Übergangslösung - eingezäunt werden. Von einer insgesamt rund 840 Hektar großen Fläche lägen rund 700 Hektar auf Schmallenberger Seite. Für die Schmallenberger ist dieser Kompromiss allerdings „nicht tragfähig“. Deswegen hat der Stadtrat nun, nach anfänglichen Diskussionen über mögliche andere Lösungen, bei drei Enthaltungen (Grüne) eine Resolution beschlossen. Dabei gehe es nicht darum, einen Streit zwischen Bad Berleburg und Schmallenberg zu schüren. „Aber wir sind Opfer des Projektes“, so Bürgermeister Bernhard Halbe.
Stadt steht nicht hinter Kompromiss
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Allen Beteiligten der Koordinierungsgruppe sei bekannt, „dass die Stadt Schmallenberg als betroffene Kommune nicht dahinter steht“, heißt es. Konkret sollen der Kreis Siegen-Wittgenstein, die Bezirksregierung Arnsberg, der Landesbetrieb Wald und Holz NRW, der Trägerverein Wisentwelt Wittgenstein und die Wittgenstein-Berleburgische Rentkammer „das Projekt gemäß Paragraf 10 des Vertrages für gescheitert erklären“ - oder es es hilfsweise in Wittgenstein belassen.
Mit dem Beschluss der Stadtvertretung bittet die Stadt zeitgleich auch den Hochsauerlandkreis um Unterstützung und darum, „alle geeigneten Maßnahmen zu ergreifen, dass das Projekt nicht auf dem Gebiet der Stadt Schmallenberg und im HSK fortgesetzt wird.“ Konkret stellt die Stadt außerdem einen Antrag an das Land NRW, das Projekt nicht in das Stadtgebiet zu verlegen. Es werden mehrere Gründe in der Vorlage aufgeführt:
Mehrere Gründe für die Entscheidung
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1. „Die Stadtvertretung hat sich stets gegen eine Einbeziehung des Schmallenberger Stadtgebietes ausgesprochen. Daran wird festgehalten, weil die Befürchtungen eingetreten sind und Gefahren und Schäden entstanden sind.“
2. Das Naturschutzgebiet „Waldreservat Schanze“, ein FFH-Gebiet, auf dem die Herde eingezäunt werden soll, sei für die Wisente nicht geeignet. „Es fehlt jetzt und auf Dauer eine ausreichende Futtergrundlage“.
3. Darüber hinaus würden wertvolle Buchen geschält. „Die Wisente können nicht frei leben, da die Herde eines ständigen Managements bedarf, schon allein um Inzucht vorzubeugen“, heißt es. Und: „Das ist ein krasser Widerspruch zur vom Trägerverein immer wieder postulierten Herrenlosigkeit.“
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4. Der Zaun werde außerdem den Lebensraum für Hirsche, Rehe und andere Tiere des Waldes erheblich verändern. „Jahrhundertealte Wildwechsel werden unterbrochen. Die vom Menschen eingeführten Wisente werden angestammte Wildtiere verdrängen.“
5. Die touristische Entwicklung werde gefährdet. „Der Verkehrsverein Schmallenberger Sauerland und die Betriebe am Rothaarsteig machen wirtschaftliche Einbußen geltend, weil Angsträume entstehen.“ Die Zusammenführung der Herde in einem relativ kleinen Areal werde zur Verstärkung der Angsträume für Touristen führen. „So werden Mountainbiker das Gelände nicht mehr nutzen. Das gleiche gilt für Wanderer mit Hunden.“
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6. Das freie Betretungsrecht des Waldes werde durch einen Zaun eingeschränkt. „Premium-Wanderwege wie der Rothaarsteig sind betroffen. Die Strecken großer Sportveranstaltungen von überregionaler Bedeutung werden unterbrochen.“
7. Auch Gefahren für Menschen und Straßenverkehr seien ein Problem. Zuletzt habe es einen tödlichen Unfall auf der B 236 gegeben. „Der Trägerverein ist als Störer verantwortlich. Wenn es nicht gelingt, die Gefährdung des Straßenverkehrs auszuschließen, sind entsprechende Ordnungsverfügungen die einzig mögliche Handlungsweise“.
8. Laut Vertrag findet das Projekt in einem auf ca. 4300 Hektar begrenzten Projektgebiet im Kreis Siegen-Wittgenstein statt. Das Projektgebiet steht nicht mehr zur Verfügung. „Die Einstellung des Projektes ist dann nur logisch.“
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9. Der Kreisdirektor des HSK gehöre der Koordinierungsgruppe an, die den öffentlich-rechtlichen Vertrag begleitet. Auch aus dieser Erklärung ergebe sich, dass der HSK nicht Projektgebiet ist. „Daher ist es nur folgerichtig, dass auch der HSK die Einstellung des Projektes unterstützt.“ Sollte es zur Verlagerung kommen, „wäre es konsequent, dass der HSK den Kreis Siegen-Wittgenstein in der Federführung ablöst.“
10. Auf einem kleineren, abgetrennten Gebiet würden sich Situationen multiplizieren. „Die Wisente werden nach und nach den Buchenbestand schälen und zu dessen Absterben beitragen.“
Gutachten wenig sinnvoll
Risiken und Kosten einer aus privatem Interesse entwickelten Idee würden dem Steuerzahler und den Schmallenbergern auferlegt. Abschließend müsse die Frage gestellt werden, „was ein Gutachten über die Eignung des Lebensraumes überhaupt bringen soll. Will die Öffentliche Hand dann tatsächlich das Projekt gegen die Ablehnung der betroffenen privaten und kommunalen Grundeigentümern durchsetzen?“