Meschede. . Neue Erkenntnisse zum Amok-Alarm am Berufskolleg in Meschede: Der Hauptverdächtige hat schon vorher mit einer Waffe posiert - und nicht nur das.
Nach dem Amok-Alarm am Berufskolleg wird bekannt: Der Hauptverdächtige hat schon einmal mit einer Waffe für Angst und Schrecken in Meschede gesorgt. Gegen den 18-jährigen Syrer laufen mehrere Ermittlungen - vom Handel mit Cannabis bis zu gefährlicher Körperverletzung.
Auch interessant
Es ist eine bizarre Szene: In der Dunkelheit sind Häuser im Hintergrund zu sehen. Auf dem Bürgersteig mitten in Meschede steht ein junger Mann mit Kappe und gezogener Waffe. Er hält sie mit gestrecken Armen und lässt sich in dieser bedrohlichen Pose fotografieren. Das Bild stellt er im Juli 2017 selbst ins Internet.
Posting als Bedrohung empfunden
Es verfehlt seine Wirkung nicht: Opfer einer Schlägerei, in die dieser junge Mann wenige Tage zuvor verwickelt war, geraten in Panik. „Er ist bewaffnet und sehr gefährlich“, sagen sie und verstehen die Aufnahme als konkrete Bedrohung.
Auch interessant
Auch die Polizei versetzt dieses Foto an jenem Wochenende in Alarm. Anwohner wollen in der Nacht sogar Schüsse gehört haben. Es werden sofort Ermittlungen gestartet, es kommt zu Durchsuchungen - zunächst ergebnislos. Damals wie heute am Berufskolleg steht die Frage im Raum: Handelt es sich vielleicht sogar um eine scharfe Waffe?
In der Öffentlichkeit verboten
Den Fall vom Juli 2017 kann die Polizei letztlich innerhalb von einer Woche lösen: Es handelt sich um eine Softair-Waffe. Deren Geschosse werden mit Druckluft abgefeuert. Das Tragen in der Öffentlichkeit ist verboten. Gegen den 18-Jährigen wird ermittelt. Die Waffe, so stellt sich heraus, gehört dem Vater eines Kumpels.
Wenige Tage vor der Szene mit der Waffe hatte sich eine wüste Schlägerei mit Messerstecherei am Parkplatz des Finanzamtes in der Fritz-Honsel-Straße ereignet. Zwei bis vier Männer greifen eine deutsch-türkische Gruppe an. Zwei Menschen werden schwer verletzt.
Polizei spricht von besonderer Brutalität
Die Täter gehen nach Angaben der Polizei besonders brutal vor. Das Motiv: offenbar eine Nichtigkeit, eine Provokation. Einer der Hauptverdächtigen: der junge Syrer, damals noch 17 Jahre alt. Es ist nicht das erste Mal, das er bei der Polizei in den Akten auftaucht.
Der letzte Eintrag stammt aus diesem Februar - der Amok-Alarm am Berufskolleg Meschede. Gegen den jungen Mann wird wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz und Körperverletzung ermittelt. Diese Schlägerei ist für die Polizei eine Schlüsselszene - auch wenn ihr noch nicht alle Details bekannt sind. Der 18-jährige Syrer prügelt sich an dem Tag mit einem 17-jährigen Deutschen, als plötzlich eine Waffe von mehreren Zeugen, darunter zwei Lehrern, bemerkt wird. Daraufhin wird der Amok-Alarm ausgelöst.
Anzeige wegen sexueller Belästigung
Hinter dem Streit stecken Vorwürfe einer Familie aus Meschede. Sie hatte einen Kumpel des jungen Mannes im Oktober 2017 wegen Bedrohung und sexueller Belästigung angezeigt. Seitdem, so berichten die Angehörigen, werden sie von dieser Gruppe fortgesetzt angegangen.
Nach ihren Worten wird regelmäßig gedroht, die 13-jährige Tochter der Familie sexuell zu missbrauchen. Es werde dem 17-jährigen Sohn andauernd Prügel angekündigt, es werde der Familie mit dem Tod gedroht. Einer der Haupttäter sei der 18-jährige Syrer.
Massenschlägerei am Bahnhof
Schon einmal ist die Auseinandersetzung nach Informationen dieser Zeitung eskaliert: Am Busbahnhof bei McDonalds in Meschede kommt es im Januar zu einer Massenschlägerei, einen Tag später kann die Polizei eine Wiederholung mit einem starken Aufgebot verhindern.
Weder der 18-Jährige, noch der 17-Jährige werden dort von der Polizei identifiziert. Die Beamten können allerdings nicht alle Beteiligten erfassen. Das Umfeld der Gruppen bestätigt dieser Zeitung: Die Attacken hängen mit der Anzeige wegen Belästigung zusammen.
Täter nicht eindeutig zuzuordnen
Das Verfahren war von der Staatsanwaltschaft Arnsberg in diesem Monat eingestellt worden. Sie hatte einen 18-jährigen Afghanen als möglichen Täter ermittelt - doch die 13-Jährige konnte ihm die Übergriffe nicht zweifelsfrei zuordnen. Sie waren nach ihrer Aussage aus einer Gruppe heraus passiert, teilweise von hinten.
„Das ist ein allgemeines Problem bei Ermittlungen, wenn aus einer Gruppe heraus ein Übergriff erfolgt, aber nicht die Gruppe als ganzes beteiligt war“, sagt Oberstaatsanwalt Thomas Poggel zu derartigen Ermittlungen.
Die betroffene Familie ist entrüstet über die Einstellung des Verfahrens - zumal jetzt die Attacken beginnen, wie sie schildert. Die Polizei hatte durchaus Aufwand betrieben, um den Fall aufzuklären: Es kommt sogar zu einer Observation zwischen Ruhrbrücke und Nepomuk in Meschede, weil sich hier die Täter regelmäßig aufhalten sollen.
Mit Totenkopf garniert
Trotz einer Gefährderansprache der Polizei an den 18-jährigen Syrer und seinen 23-jährigen Landsmann, die nach dem Amok-Alarm zweimal von der Polizei vorübergehend festgenommen worden waren, dreht sich die Spirale der Gewalt zumindest verbal weiter.
„Wenn ich Dich sehen Dann werdst Du kaputt“, kündigt einer aus dem Umfeld wörtlich via Facebook der anderen Seite an und garniert seine Sätze mit einem Totenkopf. Umgekehrt wird der Familie zweifelhafte Hilfe angeboten: „Ich unterhalte mich mit der Person und der wird nie wieder auch nur Ansatzweise in eure Nähe kommen...“
Für die Ermittler wäre es in der Situation wichtig, die Waffe zu finden.
Folgen Sie der WP Meschede auch auf Facebook!