Eversberg. . Für 44 500 Euro ist ein Wohnhaus in Eversberg versteigert worden. Käufer ist eine Immobilien-Verwaltungsgesellschaft aus Dortmund. Das Gebäude hatte als „Drogenhaus“ Schlagzeilen gemacht.
Damit dürfte für Gesprächsstoff beim Eversberger Schützenfest gesorgt sein: Das leer stehende Wohnhaus an der Oststraße, das 2015 wegen seiner Marihuana-Plantage als „Drogenhaus“ Schlagzeilen machte, ist versteigert worden. Neuer Eigentümer ist jetzt eine Immobilien-Verwaltungsgesellschaft aus Dortmund.
Haus auch Kulisse für Road-Movie mit Lauterbach
Bekannt geworden ist es auch, weil sich die Schauspieler Heiner Lauterbach und Friedrich von Thun im Herbst 2014 genau dieses Haus als Kulisse für ihren Road-Movie „Letzte Ausfahrt Sauerland“ ausgesucht hatten.
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Es war, nach 2014, bereits die zweite Zwangsversteigerung dieses Hauses. Besonders kurios: Bei der zweiten Versteigerung wurde jetzt sogar ein noch höherer Preis erzielt als damals – 40 000 Euro waren es seinerzeit, nun sind es 44 500 Euro. Und das, obwohl das Gebäude im Grunde zur Schrottimmobilie verkommen ist.
Die Versteigerung im Amtsgericht Meschede zog Schnäppchenjäger an. Denn für das Haus (mit 611 Quadratmeter großem Grundstück und etwa 174 Quadratmeter Wohnfläche) wurde ein Verkehrswert von 1 Euro festgesetzt. Ersteigern konnte man es ab 2572,76 Euro – so hoch waren die Verfahrenskosten und die Forderung der Stadt nach ausstehenden Grundsteuern. Die Hauptgläubigerin, eine Bausparkasse, ließ auch schnell die Katze aus dem Sack, was sie mindestens erhoffte: 15 000 Euro. Das wäre immer noch ein Schnäppchen gewesen. Wenn es dabei geblieben wäre.
22 Interessenten bei der Zwangsversteigerung
22 Interessenten verfolgten die Zwangsversteigerung. Der zweite Termin war nötig geworden, weil der letzte Ersteigerer den Versteigerungserlös nicht gezahlt hatte. Die Stadt Meschede und die Bausparkasse hatten deshalb die Wiederversteigerung angeordnet. Doch seit 2014 ist viel passiert – eben die besagte Drogengeschichte. Das Haus sei als „Gewächshaus“ genutzt worden, umschrieb die Justiz das vorsichtig in ihrem Beschluss, mit dem die neue Zwangsversteigerung öffentlich bekannt gemacht wurde. Durch diese Nutzung wiederum sei die Bausubstanz noch weiter geschädigt worden.
Auflagen durch Eversberger Satzung
Unter den Interessenten bei Zwangsversteigerungen sind, gerade bei solch niedrigen Einstiegspreisen, viele Migranten. Sie haben so die Chance, Hauseigentümer zu werden. Das war – wie bei der ersten Versteigerung – auch wieder der Fall. Hier konkurrierten am Ende als Bieter eine Gesellschaft aus Gelsenkirchen mit einer aus Dortmund, beide wieder mit türkischem Hintergrund. Gesteigert wurde in 500-Euro-Schritten. Bei 16 000 Euro bot auch einmal ein Eversberger mit, der danach aber aus dem Bieten ausstieg: Er hätte das Haus abgerissen, etwas Neues hingesetzt.
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Zur ersten Versteigerung 2014 war ein Gutachten angefertigt worden. Schon damals war das Haus heruntergekommen – die Liste des Gutachters reichte von Schimmel, diversen Wasserschäden, Fassadenschäden und einem mangelhaften Hausanschluss über die fehlende Genehmigung der Dachterrasse, einem unzulässigen Zählerschrank bis hin zu Wespennestern in Dach und dem fehlenden Klodeckel. Das ist nicht besser geworden. Im Gegenteil.
Drogen-Plantage hat Haus in Eversberg ruiniert
Nach dem Drogen-Kapitel war aber – wegen des herabgestuften Verkehrswertes – kein neues Gutachten mehr, sondern nur eine erneute Ansicht des Sachverständigen eingeholt worden. Dessen klares Urteil: „Eine Instandsetzung des Gebäudes ist zu einem wirtschaftlich vertretbaren Aufwand nicht möglich.“ Marihuana gedeiht nur in einem feucht-heißen künstlichen Klima, die Aufzucht der über 2000 Drogen-Pflanzen, die hier im April 2015 entdeckt worden waren, hatte das Haus endgültig ruiniert. Die Drogen-Anbauer hatten das Haus innen in einen Gärtnerei-Betrieb verwandelt. Der Gutachter gab deshalb in seiner ergänzenden Ansicht auch gleich mögliche Abrisskosten für das Gebäude an, rund 35 000 Euro.
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Deshalb verblüffte das hohe Versteigerungsergebnis die Beobachter. Denn erschwerend kommt hinzu, dass das Haus aus dem 18. Jahrhundert (mit Umbauten aus 1967) zwar nicht unter Denkmalschutz steht, aber durch seine Lage in den Bereich der so genannten „Denkmalbereichssatzung“ für Eversbergs historischen Ortskern fällt. Damit unterwerfen sich Hauseigentümer vielen Auflagen bei Umgestaltungen. Neubauten müssen sich in die Umgebung einfügen.
Der neue Eigentümer aus Dortmund deutete gegenüber dieser Zeitung an, dass er einen Umbau plane – denkbar als Wohnhaus, Wochenendhaus, Hotel oder preiswertes Hostel. Denn er hat erkannt: „Eversberg ist wie ein Urlaubsziel.“