Altkreis. Eine offene Drogenszene gibt es im Hochsauerland nicht. Trotzdem sind 500 Drogendelitke pro Jahr im HSK aktenkundig. Immer öfter wird zu Hause konsumiert und auch angebaut.

Die derzeitige Wetterlage würde ihn klimatisch fast schon im November im Freien möglich machen – den Anbau von Hanf oder anderen berauschenden Pflanzen. Aber das ist natürlich strafbar. Trotzdem scheint ein gewisser Trend zum Eigenanbau zu gehen. „Die technischen Möglichkeiten sind so ausgereift, dass auch die Ausbeute und der Wirkstoffgehalt spürbar höher geworden sind“, sagt Ulrich Steinrücke. Er ist Leiter der beim Kriminalkommissariat 1 angesiedelten Abteilung für Drogendelikte im HSK. Damit bergen die Drogen, die heute auf dem Markt sind, ein hohes Suchtpotential mit zum Teil erheblichen psychischen und körperlichen Folgen für die Konsumenten.

Keine offene Szene

Dass der professionelle Hanfanbau nicht nur in der Großstadt blüht, sondern vielleicht sogar ganz bewusst auch in der vermeintlich unbeobachteten Dorf- und Kleinstadtidylle gedeiht, zeigen zwei Beispiele. In Eversberg hatten drei Männer eine riesige Hanfplantage mit mehr als 2000 Cannabispflanzen betrieben - der bislang größte Drogenfund im Sauerland. Im April war das Ganze aufgeflogen; im Oktober wurden das Trio zu drei Jahren Haft verurteilt. Auch in Hallenberg wurden große Menge Hanfpflanzen sichergestellt.

Fall Hallenberg liegt bei Staatsanwaltschaft in Kleve

Die Ermittlungen nach dem Drogenfund in Hallenberg Anfang September stehen weiterhin am Anfang. In einem Haus in Hallenberg war eine große Cannabis-Zucht entdeckt und beschlagnahmt worden.

Die Staatsanwaltschaft Kleve führt zunächst die Ermittlungen weiter. Es würden derzeit noch mögliche Zusammenhänge mit anderen Verfahren geprüft, sagte der Sprecher der Behörde.

Nach Abschluss dieser Vorermittlungen wird entscheiden, ob das Verfahren in Kleve eröffnet oder an die Staatsanwaltschaft Arnsberg abgegeben wird.

Kaum im Fokus der Ermittler, aber trotzdem oft der Einstieg in eine Abhängigkeit, ist das Zusammenspiel von Nikotin und Alkohol. „Zumal Alkohol die Begehung von Straftaten begünstigt“, sagt Steinrücke. Aber das ist eine andere, wenn auch nicht zu verharmlosende Baustelle. Zunehmend schwieriger wird es hingegen für die Polizei, bei der Beschaffung von Betäubungsmitteln einen Riegel vorzuschieben. „Eine offene Szene im Sauerland, wo Drogen auf der Straße gehandelt werden, gibt es in dem Sinne nicht“, sagt Steinrücke. Auch die Zeiten, wo Diskotheken oder öffentliche Plätze als Umschlagorte galten, sind eigentlich vorbei. „Drogen werden heute mehr zu Hause konsumiert und bei der Beschaffung haben durch neue Medien letztlich auch neue Möglichkeiten Einzug gehalten.“

500 Drogendelikte aktenkundig

Mehr als 50 Prozent der Drogendelikte drehen sich um Haschisch und Marihuana. Etwa 30 Prozent der Delikte stehen in Zusammenhang mit Amphetaminen. Der Rest sind Kokain, LSD oder Heroin. Kreisweit sind jährlich über 500 Drogendelikte aktenkundig. „Am meisten betroffen ist eine Altersgruppe zwischen 16 und 25 Jahren“, so Steinrücke.

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Das im ersten Moment beruhigend wirkende Cannabis gilt nach wie vor als weit verbreitete Einstiegsdroge. Aber auch die Bedeutung von Amphetaminen, in Pillenform als Ecstasy auf dem Markt, nimmt zu. Früher aufgrund seiner aufputschenden Wirkung besonders in der Party-Szene beliebt, werden sie nach Erkenntnissen der Polizei aber auch zunehmend im privaten Umfeld konsumiert. Beide Arten von Drogen schaffen Abhängigkeiten; besonders bei dauerndem Konsum von Amphetamin besteht die Gefahr von völlig konfusem und aggressivem Verhalten bis hin zu psychotischen Zuständen. Immer mehr im Kommen sind auch Kräutermischungen, bei denen die Wirkungsweise und auch die strafrechtliche Relevanz mitunter unklar sind.

Für die Polizei stehen zwei Dinge im Fokus: der Drogenhändler und die Prävention. Dazu Ulrich Steinrücken: „Unser dringlichstes Anliegen ist es, diejenigen dingfest zu machen, die sich an der Sucht anderer Menschen bereichern und mit Drogen Handel treiben. In dem Bereich stellen wir uns auch ermittlungstechnisch auf das geänderte Verhalten der Konsumenten und Händler ein. Ein zweier Aspekt ist die Prävention. Wir gehen in Schulen, klären auf und arbeiten auch eng mit den Suchberatungen zusammen.“