Wickede. . Sie wollen ein Zeichen setzen, wollen den Flüchtlingen in der Notunterkunft Wimbern Gastfreundschaft und Menschlichkeit entgegenbringen. Bürger aus Wickede und Umgebung haben in einer privaten Initiative den „Freundeskreis Menschen helfen Menschen Wickede“ gegründet.

Marion Frohwein und Christel Fehling-Pinto vom Organisationsteam stehen am Parkplatz vor dem ehemaligen Marienkrankenhaus und sind gerade zwei Musliminnen aus der Notunterkunft begegnet, die „uns angelächelt haben“. Vielleicht erleben die beiden Flüchtlinge derzeit seit langem mal wieder so etwas wie ein Gefühl der Sicherheit, hoffen, in der Fremde ein menschenwürdiges Leben führen zu können. Niemand kann sich ausmalen, welch traumatische Erlebnisse sie verarbeiten müssen.

„Die Menschen kommen verängstigt nach Wimbern, gleichzeitig löst ihr Eintreffen Ängste in Teilen der Bevölkerung aus, die durch Unwissenheit verursacht sind“, sagt Marion Frohwein. Also hat sich der Freundeskreis auf die ­Fahnen geschrieben, Aufklärung zu betreiben und gleichzeitig den Bewohnern moralische Unterstützung zu geben.

Gastfreundschaft zurückgeben

Die Initiative nahm ihren Lauf, als ein Wickeder bei „Facebook“ von strahlenden Kinderaugen berichtete, als er Spielsachen in der Notunterkunft abgab. Schnell entwickelte sich in dem sozialen Netzwerk eine Diskussion über Hilfsmöglichkeiten. Irgendwann wurde die Frage gepostet: „Kann man nicht einen Freundeskreis gründen, der so ­etwas organisiert?“

Gesagt, getan. 24 Bürger kamen zur Gründungsversammlung im Mai. Zum zweiten, vom sechsköpfigen Organisationsteam vorbereiteten Treffen fanden sich 42 Menschen ein - aus Wickede, Menden, Werl, Ense und Möhnesee. Eine gebürtige Syrerin berichtete von den katastrophalen Zuständen in ihrem Heimatland.

Die Werlerin Christel Fehling-Pinto hat einige Jahre im Ausland gelebt. „Ich habe nur gute Erfahrungen gemacht.“ Sie möchte ein Stück von der Gastfreundschaft, die ihr entgegen gebracht wurde, an die Bewohner in Wimbern zurückgeben. „Wenn man an deren Schicksale denkt, kann man sich doch nicht zurücklehnen.“

Marion Frohwein ist spontan zur Gründungsversammlung gegangen und hat seitdem das Gefühl, „etwas richtig Sinnvolles“ zu tun. „Es sind bereits Ängste in der Bevölkerung abgebaut worden“, sagt sie und erzählt von Veranstaltungen, die auf einen Zustand der Normalität im Zusammenleben hindeuten: das Pfarrfest, bei dem Deutsche und Flüchtlinge beim „Menschenkicker“ Seite an Seite spielten.

Kuscheltiere für die Kinder

Oder das Straßenfest des nahen Seniorenheims und der Kindertagesstätte, bei dem die Bewohner der Notunterkunft herzlich willkommen waren. Christel Fehling-Pintos Augen leuchten, als sie von der Aktion eines Kindergartens berichtet: „Jedes Kind hat ein Kuscheltier für Kinder im ehemaligen Marienkrankenhaus gespendet.“

Der „Freundeskreis Menschen helfen Menschen“ will sich aus politischen Diskussionen raushalten („es geht uns um die ­Situation der Bewohner“). Position bezieht die Initiative, wenn sich rechte Sprücheklopfer hinter der Anonymität sozialer Netzwerke verstecken und Stimmung ­machen. Der Kreis sieht sich als Kontrapunkt zu jeder Form von Fremdenhass und bezieht sich auf die „Wickeder Erklärung“ gegen Ausländerfeindlichkeit, die im März von gesellschaftlichen ­Gruppen gemeinsam verfasst ­wurde.

Die private Initiative will die Menschen in der Notunterkunft auf vielfältige Weise und in enger Absprache mit dem Leiter der Einrichtung unterstützen: z.B. bei der Verteilung von Sachspenden wie Kleidung, Koffer, Spielsachen mithelfen, Info-Veranstaltungen organisieren, in denen Vorurteile abgebaut werden können. Gerne werde, erzählen Christel Fehling-Pinto und Marion Frohwein, die Nase gerümpft, wenn Bewohner in der ­Öffentlichkeit mit einem Handy in der Hand gesehen würden. „Dabei brauchen sie dringend ein Mobiltelefon, um der Familie in der Heimat ihren Aufenthaltsort mitteilen zu können oder um den Verbleib von Angehörigen auf der Flucht zu klären.“