Menden. Neue Studie mit alarmierendem Ergebnis: Die Stadt Menden kann ihre selbst gesetzten Klimaziele schon jetzt nicht mehr erreichen.
Die Stadt Menden wird ihre ehrgeizigen selbst gesteckten Klimaziele nicht mehr erreichen. Um wenigstens noch die bundesweiten Vorgaben bis 2045 zu erfüllen, wären ab sofort enorme Anstrengungen erforderlich. Das ist das alarmierende Ergebnis einer druckfrischen Studie. Sie war vor drei Jahren vom Mendener Ratsausschuss für Umwelt und Klima in Auftrag gegeben worden. Analysiert wird darin der Ausstoß an Treibhausgasen wie Kohlendioxid sowie die Potenziale und Chancen der Eindämmung. Das Resultat des Grevener Ingenieurbüros „Energielenker Projects GmbH“ fällt mehr als ernüchternd aus.
Stadt wollte beim Klimaschutz Vorreiter sein: Das ist bereits passé
Denn demnach sind die Ziele des sogenannten „Vorreiterkonzepts“, mit dem Menden beim Klimaschutz schneller sein wollte als der Bund, schon jetzt unerreichbar. So sollten die „klimaneutrale Verwaltung“ bereits im Jahr 2030 und die Treibhausgas-Neutralität der Stadt Menden im Jahr 2040 erreicht sein, also fünf Jahre eher als vom Bund vorgegeben.. Das kann man laut dem Grevener Büro bereits vergessen. Stattdessen gelte es jetzt die schwächeren Vorgaben des Bundes-Klimaschutzgesetzes einzuhalten. Demnach muss der Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 in jeder Stadt um zwei Drittel niedriger sein als 1990. Schon dafür müsste Menden laut der Studie aber „größtmögliche Anstrengungen“ unternehmen.
Jetzt gilt neuer Fahrplan mit bundesweiten Zielen für 2030, 2040 und 2045
Gleiches gilt für die jetzt anzupeilenden Bundes-Etappenziele: Das wäre erst einmal der Abbau 65 Prozent der Ausstoßmenge von 65 Prozent bis 2030, dann 88 Prozent bis 2040. Und 2045 soll dann die Treibhausgas-Neutralität erreicht sein. Das bedeutet: Menden würde dann nur noch so viel CO2 abgeben, wie die Stadt etwa dank der Bäume in der Waldemei absorbiert.
Corona-Pandemie lässt 2020 als Vergleichsjahr ausfallen
Die Menden-Studie wollte ursprünglich das Jahr 2020 als Grundlage nehmen. Doch die einsetzende Corona-Pandemie machte das unmöglich: Lieferengpässe, Kurzarbeit und Homeoffice sorgten für viel geringere Verbräuche an Energie als zu normalen Zeiten. Also wählte das Büro das Bilanzjahr 2019 aus. Damals verbrauchte die Stadt Menden insgesamt rund 1242 Gigawattstunden (GWh) Energie. Ein unvorstellbarer Wert: Ein Gigawatt reicht für die Versorgung von rund vier Millionen Haushalten gleichzeitig.
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Haushalte, Industrie und Verkehr die größten Energieverbraucher
Größte Energieverbraucher in Menden waren die privaten Haushalte mit mehr als einem Drittel (35 Prozent) der Gesamtenergie. Es folgt die Mendener Industrie mit 31 Prozent und der Verkehr mit 21 Prozent. Der Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistungen verbrauchte 12 Prozent, alle städtischen Einrichtungen zusammen dagegen nur ein Prozent. Die Rangfolge beim Ausstoß von Treibhausgasen sieht ähnlich aus, nur dass die Mendener Industrie hier knapp vor den Haushalten liegt.
Nur drei Prozent der Energie werden aus Erneuerbaren gewonnen
Seine Energie holte sich Menden 2019 fast ausschließlich aus fossilen Brenn- und Kraftstoffen wie Erdgas, Diesel und Benzin. Die viel beschriebene Wärme aus erneuerbaren Energien wie Biomasse, Umweltwärme, Solarthermie und sonstige Erneuerbare machte allen Vorzeigeprojekten zum Trotz gerade mal drei Prozent aus. Das allermeiste davon stammt in Menden aus der Photovoltaik. Pro Kopf gerechnet, lag Menden beim Ausstoß von Treibhausgasen trotzdem etwas besser als der Bundesschnitt.
Menden stößt im Jahr 400.000 Tonnen an Treibhausgasen aus
Der aus dem Energieverbrauch der Stadt Menden errechnete Ausstoß an Treibhausgasen summierte sich im Bilanzjahr 2019 auf 400.000 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente. Äquivalente deshalb, weil es neben CO2 auch andere Treibhausgase wie Methan gibt.
Standard-Klimakonzept reicht zur Erreichung der Ziele nicht mehr aus
Um nun wenigstens die Ziele des Bundes-Klimaschutzgesetzes für 2030, 2040 und 2045 erreichen zu können, reicht laut der Studie ein Standard-Klimaschutzkonzept für Menden nicht mehr aus. Vielmehr müssten Maßnahmen zur Vermeidung von CO2 „passgenau auf die Situation in Menden ausgerichtet werden“. Um das bewertbar zu machen, soll jetzt ein weiterer Auftrag an ein qualifiziertes Ingenieurbüro vergeben werden. Gehandelt werden müsse in den Schlüsselsektoren private Haushalte, Wirtschaft, Verkehr und erneuerbare Energien.
Der Rats-Ausschuss für Umwelt und Klima debattiert das Thema öffentlich am kommenden Donnerstag, 8. Mai, ab 17 Uhr im Ratssaal.