Menden. Der Ukraine-Krieg sorgt für ein Umdenken, was die Energie- und Wärmeversorgung betrifft. Wie es in Menden nun weitergehen soll.

Der Ukraine-Krieg sorgt deutschlandweit für ein Umdenken, was die Energie- und Wärmeversorgung betrifft – so auch in Menden. Bereits im Frühjahr 2023 hat der Umweltausschuss eine städtische Wärmeleitplanung in die Wege geleitet. Wie es nun weitergehen soll.

Menden soll – wie Deutschland an sich – möglichst bald möglichst energieautark werden. Das ist zumindest der langfristige Plan der Bundesregierung. Doch noch stehen Bund, Länder und Kommunen ganz am Anfang dieser Entwicklung. Ein Grundstein dabei könnte die sogenannte kommunale Wärmeleitplanung sein. Es geht darum, herauszufinden, wie in Zukunft Häuser ohne fossile Energien geheizt und Gewerbe- und Industriebetriebe mit Prozesswärme versorgt werden können. Den ersten Aufschlag dazu hat der städtische Umweltausschuss bereits im Frühjahr 2023 gelegt. „Die Kommunale Wärmeleitplanung soll zu einem entscheidenden Instrument in der Umgestaltung der Wärmenetze werden“, heißt es dazu vonseiten der Stadt.

Bis 2028 für alle Kommunen verpflichtend

Die Kommunale Wärmeleitplanung soll zu einem entscheidenden Instrument in der Umgestaltung der Wärmenetze werden. Ziel sei demnach die „effiziente und nachhaltige Nutzung von Energie in städtischen Gebieten“. Gefördert durch den Klimawandel und begrenzte Ressourcen werde die Wärmewende zu einem zentralen Baustein, durch die Einführung von intelligenten Lösungen solle der Energieverbrauch reduziert werden. Doch Menden steckt dabei regelrecht in einer Zwickmühle. Zwar steht der Beschluss des Umweltausschusses, eine solche Planung in die Wege zu leiten; auf Bundesebene könnte das „Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze“ allerdings erst ab dem 1. Januar 2024 in Kraft treten – und damit dann verbindlich werden.

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Der bisherige Gesetzesentwurf sieht die Verpflichtung der Länder vor, dass bis zum 30. Juni 2026 für Großstädte und bis zum 30. Juni 2028 für Gemeinden mit weniger als 100.000 Einwohnern Wärmeleitpläne erstellt werden. Menden könnte hier der Zeit also voraus sein, sollte man an den Beschlüssen des Umweltausschusses festhalten. Um das ehrgeizige Ziel umzusetzen, ist für die 11.000 Kommunen ein Fördertopf von bis zu 500 Millionen Euro im Gespräch. Und genau deswegen sollte man sich aus Sicht der Stadt noch Zeit lassen, ehe der Beschluss des Umweltausschusses umgesetzt wird. „Aufgrund der aktuellen unsicheren Gesetzeslage und Entwicklung kann man aktuell nicht sagen, wie die kommunale Wärmeleitplanung in der Stadt eingeführt werden kann, da momentan noch viele Fragen offen sind“, erklärt der städtische Klimaschutzmanager Thomas Tokotsch auf WP-Anfrage.

Will man doch schon vorher handeln, drängt allerdings die Zeit. Bis Ende 2023 gibt es über die sogenannte Kommunalrichtlinie noch eine 90-prozentige Förderung; ab 1. Januar 2024 reduziert sich die Förderquote auf 60 Prozent. „Der Deutsche Städte- und Gemeindebund schlägt vor die kommunale Wärmeleitplanung per Inhouse-Vergabe an die jeweiligen Stadtwerke zu vergeben“, heißt es dazu. Insgesamt geht es laut erster Schätzungen um Kosten in Höhe von 200.000 Euro. +++ Lesen Sie auch: Stadtwerke Menden wollen jetzt mit Macht die Energiewende +++

Ein Musterbeispiel aus dem Münsterland

Welche Vorteile eine größtmögliche Energieautarkie haben kann, hatten unlängst Vertreter aus dem Münsterland bei einer Veranstaltung im Casino der Stadtwerke deutlich gemacht. Die Klimakommune Saerbeck mit rund 7300 Einwohnern hat mit ihren Maßnahmen bereits 2009 begonnen und gilt mittlerweile als Paradebeispiel. Die Stromwende hat Saerbeck bereits nach vier Jahren geschafft. Seit 2013 liegt der Grad der Stromerzeugung bei 400 Prozent – mithilfe verschiedener Aktionen und Maßnahmen: Glühbirnentausch in sämtlichen Haushalten, Solar-Anlagen, Biogas-Anlage, Windräder. Über eine Genossenschaft kann sich jeder Einwohner am Saerbecker Energiepark beteiligen – und einen Teil zur Energiewende beitragen. „Wir haben unseren Co2-Ausstoß zwar halbiert, aber wir sind noch lange nicht am Ziel“, erklärte Projektmanager Guido Wallraven dazu bei der Veranstaltung in Menden.

Mit dem Mendener Energienetzwerk (OBO, HJS, Eco Schulte, MPG, HME, Fischer Hydroforming, Schött Druckguss, Rostek, NCB, Bega, Schulte Verpackungstechnik und den Stadtwerken) gibt es bereits eine Initiative auf gewerblicher Ebene. Über sie wolle man das Bewusstsein fürs Thema in den kommenden Jahren auch bei den Mendenerinnen und Mendenern verankern.

Ob – und falls ja wie – die kommunale Wärmeleitplanung weiter vorangetrieben wird, entscheidet sich am kommenden Mittwoch, 18. Oktober, im Umweltausschuss.