Menden. Homeoffice zwischen Kinderzimmer und Küche gehört für viele Familien inzwischen zum Alltag. Doch es gibt nachhaltigere Veränderungen in Menden.

Corona zwingt die gesamte Gesellschaft zu Anpassungen – seien sie privater oder beruflicher Natur. Die meisten Arbeitgeber haben inzwischen, sofern es möglich ist, Homeoffice-Strukturen geschaffen, die noch vor rund eineinhalb Jahren undenkbar schienen. Doch auch abseits der Arbeit zwischen Küchentisch und Kinderzimmer hat sich die Arbeitswelt verändert, wie der WP-Corona-Check nun zeigt.

Rund Eindrittel (32,1 Prozent) der Befragten im Corona-Check geben an, inzwischen zumindest teilweise im Homeoffice zu arbeiten. In der Gruppe der Befragten bis 40 Jahre geben sogar 41,2 Prozent an, von Zuhause aus zu arbeiten. Und gerade für Familien bedeutet das immer einen Spagat. Denn neben der eigentlichen Arbeit braucht der Nachwuchs auch noch Mathe-, Deutsch- oder Englischunterricht am Küchentisch oder im Kinderzimmer.

Feste Zuteilungen

Ein Unternehmen, bei dem die Veränderungen deutlich werden, ist fischer Hydroforming an der Balver Straße. Dort hat die Geschäftsleitung bereits seit Monaten auf einen konsequenteren Schichtbetrieb umgestellt. Das bedeutet: Statt eines klassischen Dreischicht-Betriebs mit Rotation gibt es feste und durchgängige Teams für Tag- und Nachtschichten. So soll die Belegschaft untereinander möglichst wenig Kontakt haben und Infektionen vorgebeugt werden. „Wir haben dafür extra Modelle entworfen“, erklärt Uwe Weingarten, Betriebsratsvorsitzender und Coronabeauftragter bei fischer Hydroforming. Früh-, Spät- und Nachtschicht gibt es zwar weiterhin, allerdings in anderen Umfängen. Während die Frühschicht nun sechs Tage á sieben Stunden im Einsatz ist, kommt die Spätschicht an fünf Tagen á sieben Stunden zum Zuge; zusätzlich gibt es eine Dauer-Nachtschicht, wie Weingarten erklärt. „Dazu haben wir aber niemanden gezwungen. Wir haben die Mitarbeiter vorher befragt und Freiwillige gesucht.“

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Seit dem Beginn der zweiten Welle, also rund ein halbes Jahr, gelten diese Zuteilungen inzwischen. Mediziner warnen jedoch vor Langzeitschäden durch einen dauerhaften Wechsel des Tag-Nacht-Rhythmus, vor allem Schlafstörungen sind eine Folge. Experten sprechen vom sogenannten Schichtarbeiter-Syndrom. Ein Thema, das auch Uwe Weingarten umtreibt. Deshalb fragt er auch regelmäßig bei dem etwa 20-köpfigen Team der Nachtschicht nach. „Wir würden uns natürlich nicht verwehren, wenn jemand vom Betriebsarzt dazu untersucht werden wollen würde“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Generell gelte das Prinzip der Freiwilligkeit, ein Wechsel in eine andere Schicht könne unter Corona-Vorsichtsmaßnahmen und mit negativen Testergebnissen arrangiert werden.

Wie in vielen Betrieben des verarbeitenden Gewerbes gibt es eben nicht für alle die Möglichkeit, auch mobil oder von Zuhause aus zu arbeiten. Im kaufmännischen Bereich hat man bei fischer Hydroforming die Möglichkeiten so gut es geht geschaffen. Im Betrieb selbst setzt man derweil weiter auf Abstand, Masken, Desinfektion und Selbsttests. Auch das ist ein Grund, warum es bislang zu keinen größeren Corona-Ausbrüchen gekommen sei, so Uwe Weingarten. Dass sich die Veränderungen im Arbeitsablauf aber bereits jetzt bewährt haben, macht er direkt an einem Beispiel deutlich: „Durch die Selbsttests haben wir schon zwei Mitarbeiter mit einem positiven Ergebnis gefunden. Sie hätten das sonst nicht gemerkt.“ Zweimal pro Woche gehört der Test inzwischen zum Standard-Prozedere.

Der Weg zur Normalität

Dass die heimischen Unternehmen vergleichsweise gut durch die Krise kommen, macht auch ein Blick auf den Corona-Check deutlich. 68,9 Prozent der Befragten geben an, dass sich ihre berufliche Situation nicht signifikant verändert habe; 24,1 Prozent hingegen sehen ihre berufliche Situation deutlich schlechter, bewerten sie auf einer Skala von 1 (verbessert) bis 5 (verschlechtert) mit einer 4 oder 5. Im Schnitt bewerten die Mendener ihre berufliche Situation mit 3,25, also mit einer leichten Verschlechterung.

Wenn es nach Uwe Weingarten geht, ist das Mittel der Wahl in den kommenden Monaten klar: eine flächendeckende Impfung. Dazu stehe man mit dem Werksarzt in Kontakt. „Das ist in der Berufswelt der Eintritt in die Normalität“, so der Coronabeauftragte. Nachfragen erhält er angesichts des Wegfalls der Priorisierung im Juni dieses Jahres bereits zuhauf. Für die Zeit nach Corona könnte das mobile Arbeiten bei fischer Hydroforming zudem in einer Betriebsvereinbarung geregelt werden. Eine positive Veränderung hat es für Weingarten aber jetzt schon gegeben: Mehr Bewusstsein für die Gesundheit.

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