Menden. Jutta Törnig-Struck hat die Nachfolge von Andreas Nolte angetreten. Auf sie warten große Herausforderungen, aber auch Chancen.
Seit wenigen Tagen ist Jutta Törnig-Struck Leiterin des Mendener Kulturbüros. Dass sie in dieser Funktion die Nachfolge des inzwischen pensionierten Andreas Nolte antreten würde, steht schon länger fest. Für die Frau, die viele vor allem als kompetente Museumsleiterin kennen, ist der Schritt ins Kulturbüro einer, der mit vielen Herausforderungen verbunden ist. Gleichzeitig reißt sie an anderer Stelle, eben in der Leitung der städtischen Mendener Museen, ein großes Loch. Es sind riesige Fußstapfen, die Jutta Törnig-Struck hinterlassen hat, doch die sollen schon bald gefüllt werden. „Es gibt eine Lösung, aber die ist noch nicht spruchreif“, vertröstet sie.
Viele Menschen in Menden konnten und können sich Jutta Törnig-Struck vielleicht gar nicht in einer anderen Rolle als der Museumsleiterin vorstellen. Im Gespräch mit der WESTFALENPOST räumt die neue Kulturbüroleiterin ein, dass sie das selbst lange nicht konnte: „Ich habe mir verboten, daran zu denken.“ Ihr großes Wissen will sie, wann immer es gewünscht wird, an ihre Nachfolgerin oder ihren Nachfolger weitergeben. „Ich bin ja noch da“, sagt sie. Es sei jetzt aber auch die richtige Zeit, diese Aufgabe zu übergeben. Wenn Jutta Törnig-Struck das sagt, dann ist das mehr als eine Floskel. Es ist ihr nach vorne gerichteter Blick. Für eine Frau, die sich beruflich lange vor allem mit der Vergangenheit befasst hat, wirkt das möglicherweise erstaunlich.
Persönliches
Nachdem Jutta Törnig-Struck in Köln und Florenz Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie studiert hat, brachte sie sich zunächst im Rahmen von Inventarisierungsarbeiten in die Museumsarbeit ein. Außerdem gab sie VHS-Kurse.
Ab 1996 leitete sie das Heimatmuseum mit dem Museumsverein bereits ehrenamtlich. 1998 wurde dafür eine hauptamtliche Stelle bei der Stadt Menden eingerichtet, die später in eine Vollzeitstelle umgewandelt wurde.
Wer Jutta Törnig-Struck besser kennt, dürfte weniger überrascht sein. Diese Frau guckt nach vorne, entwickelt Visionen. Ein Beispiel gefällig? Beim Umbau von Gut Rödinghausen zu einem Industriemuseum mit Wechselausstellung hat die damalige Museumsleiterin an Konzepten mitgearbeitet, Pläne entwickelt, Überzeugungsarbeit geleistet. Es ist ihr gelungen, eine Begeisterung zu entfachen. Heute steht Gut Rödinghausen gut da – immer mehr Menschen aus Menden und der Region kommen dorthin. Und das Schönste: Darunter sind auch viele Schulklassen. Kinder interessieren sich brennend dafür, was in Menden alles hergestellt wurde und wird. Viele Exponate haben sie so noch nie gesehen.
Das Kunstfest Passagen, das lange um Akzeptanz kämpfen musste, hat inzwischen eine überörtliche Bedeutung bekommen. „Die Besucherzahl konnte zuletzt verdoppelt werden“, weiß Jutta Törnig-Struck. Sie verbindet damit die Hoffnung, dass künftig nicht nur neue Projekte öffentlich gefördert werden können, sondern auch solche, die sich etabliert haben. „Es gibt viele traditionelle Veranstaltungen, die in ihrer jetzigen Form bestehen bleiben müssen und dennoch nach vorne ,orientiert sind“, sagt die Kulturbüroleiterin. Im Hinterkopf hat sie zum Beispiel den „Mendener Sommer“.
„Die Kultur in Menden lebt von den Menschen, die sich einbringen. Das ist hier ganz besonders stark ausgeprägt“, erklärt Jutta Törnig-Struck. „Menden ist meine Lieblingskulturstadt“, sagt sie und man nimmt ihr ab, dass sie das genau so meint. Sie selbst interessiert sich natürlich besonders für Kunst und Geschichte und hat Kunstgeschichte, Philosophie und Germanistik in Köln und Florenz studiert. Die Kulturbüroleiterin ist aber auch musisch unterwegs, spielt Schlagzeug in einer Band. Sie überblickt also durchaus die komplette Kulturszene.
Das wird auch deutlich, wenn sie über Herausforderungen und Chancen spricht. Neben finanziellen Rahmenbedingungen müssten immer wieder auch Menschen gefunden werden, die sich einsetzen. Mit besonderer Vorfreude blickt sie auf den Umzug der Stadtbücherei vom Alten Rathaus in das neue Geschäftshaus am Nordwall. „Dort ergeben sich ganz neue Möglichkeiten“, sagt sie und verweist zugleich darauf, dass es natürlich wichtig sei, sich um die Zukunft des Alten Rathauses zu kümmern. Sie ist zuversichtlich, dass es gute Lösungen gibt.
Auch das Stadtarchiv ist derzeit im Fokus. Zum einen ist auch dort derzeit eine Stelle unbesetzt, viel bedeutender ist aber, dass ein Gutachter die aktuellen Räumlichkeiten als ungeeignet bezeichnet hat und auch diesbezüglich Lösungen gesucht werden müssen. All das geht Jutta Törnig-Struck mit großer Motivation an. Dennoch: Der Wechsel ins Kulturbüro ist auch ein mutiger Schritt. Jutta Törnig-Struck stellt sich noch einmal neuen Herausforderungen. „Ich kann jetzt die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass Kultur gelebt werden kann“, sagt sie.
Begeistern kann sich Jutta Törnig-Struck übrigens auch für überraschende Aktionen. Dass der Street-Art-Künstler „Season“ derzeit seine Kunst an verschiedenen Stellen in der Stadt an die Öffentlichkeit bringt, begeistert sie. Es ist ein Beispiel, dass Menden eine lebendige Kulturstadt ist. „Kultur ist für mich ein Zukunftslabor“, sagt Jutta Törnig-Struck.