Menden. Wo liegt die Zukunft des Stadtarchivs? Nicht am Westwall – das jedenfalls rät ein Gutachter der Stadt Menden.

„Das Stadtarchiv hätte da nie gebaut werden dürfen!“ Mit deutlichen Worten hat Dr. Torsten Kupfer, der im Auftrag der Stadt Menden ein Archiv-Bedarfskonzept erstellt hat, Missstände am aktuellen Standort deutlich gemacht. Der Fachmann erklärte im Ausschuss für Kultur und Tourismus, dass sich in der Nähe des Gebäudes am Westwall mit dem Mühlengraben und insbesondere mit der Hönne Gewässer befinden, die über die Ufer treten könnten. Hinzu komme die Gefährdung durch Starkregen, weil das Archiv auch Fenster in den Kellerräumen aufweist. Und Wasser könne Archivgut beschädigen beziehungsweise sogar vernichten, machte Kupfer deutlich.

Tatsächlich hatte das Mendener Stadtarchiv bereits mit Wasserschäden zu kämpfen, nachdem Starkregen in die Räume eingedrungen war. Diese Tatsache und dazu die, dass das Archiv schlicht aus allen Nähten platzt, führten dazu, dass die Politik im November 2022 den Weg für ein Archiv-Bedarfskonzept freimachte. Nun liegt das Konzept vor, das Torsten Kupfer vorstellte. Und die Folgerung des Gutachters ist eindeutig: Das Stadtarchiv braucht einen neuen Platz.

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Seit 14 Jahren befindet es sich am Westwall, davor war es im Alten Rathaus untergebracht. Das Gebäude, in dem es aktuell untergebracht ist, wurde überhaupt nicht für diese Zwecke errichtet – und ist aus Sicht des Gutachters deshalb auch ungeeignet. Ein Gebäude, in dem ein Stadtarchiv untergebracht sei, müsse über sichere Kellerräume verfügen – ohne Fenster, durch die Wasser eindringen kann. Oder es müsste so eingerichtet sein, dass gar keine Kellerräume genutzt werden müssten. Barrierefreiheit ist für Kupfer obligatorisch, eine zentrale Lage dagegen nicht. Als „nice to have“ (schön, es zu haben) bezeichnete Kupfer die Lage. Eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel sei sinnvoll.

Große Schwankungsbreite bei erforderlicher Größe

Keine Frage: Die Politikerinnen und Politiker im Kulturausschuss verfolgten mit großer Aufmerksamkeit Kupfers Präsentation. Der Experte nannte auch Zahlen, wie groß ein Archiv für Menden sein müsste. 816 bis 1026 Quadratmeter – das sei der Bedarf. Die Schwankungsbreite sei recht groß, weil unterschiedliche Lager-Arten infrage kommen.

Außerdem soll es eine klare Trennung zwischen einem etwa 150 Quadratmeter großen Bereich für die Nutzerinnen und Nutzer sowie einem 250 Quadratmeter großen Mitarbeiterbereich geben. Den Rest machen die eigentlichen Lagerräume für die Archivalien aus.

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Die Einführung der E-Akte im Rathaus hat übrigens nur eine eingeschränkte Wirkung auf den Bestand. Noch bis 2069 gebe es Akten, die in Papierform aufbewahrt werden müssten, erklärte Kupfer. Weil die Menge aber von Jahr zu Jahr sinke, könnten Räume im Neuen Rathaus für die Übergangszeit genutzt werden.

Vorschlag: Altes Rathaus

Ob es in absehbarer Zeit zu einem Umzug des Stadtarchivs in andere Räume oder gar zu einem Neubau kommen wird, bleibt indes abzuwarten. Der Immobilienservice Menden soll mögliche Kosten ermitteln – allerdings erst im Haushaltsjahr 2024, weil vorher keine Gelder dafür im Wirtschaftsplan vorgesehen sind. Marco Graven (Die Linke) brachte erneut das Alte Rathaus als Option ins Spiel und verwies auf den geplanten Umzug der Dorte-Hilleke-Bücherei ins neue Geschäftshaus am Nordwall.

Kulturbüroleiter Andreas Nolte erklärte dazu, es gehe jetzt noch nicht um eine Standortfrage.