Menden. CDU, Grüne und SPD melden Demonstration an. Viele Gruppen wollen sich an Veranstaltung vor dem Alten Rathaus beteiligen.

Täglich demonstrieren Zehntausende in Deutschland gegen Rechts. Auslöser der Proteste waren Recherchen des Netzwerks correctiv zu einem geheimen Treffen, bei dem es um die mögliche Remigration geht. Menschen mit Migrationshintergrund sollen demnach Deutschland verlassen. An dem Treffen in Potsdam nahmen neben Größen aus der rechten Szene auch Mitglieder der zuletzt immer weiter aufstrebenden AfD teil. Für viele Menschen in Deutschland haben die Recherchen das Fass zum Überlaufen gebracht, Demonstrationen sind an der Tagesordnung.

Menden macht da keine Ausnahme. Am Samstag (27. Januar) wird es im Herzen der Stadt, auf dem Platz vor dem Alten Rathaus und der Vincenzkirche eine Demonstration unter dem Titel „Demokratie verteidigen! Wir stehen zusammen“ geben. Wir - das sind in erster Linie die Parteien CDU, Bündnis 90/Die Grünen und SPD, die die Veranstaltung organisieren. „Wir hatten die Idee, auch in Menden etwas zu organisieren“, erklärt Mirko Kruschinski. Er erinnert daran, dass Mitglieder dieser Parteien die in Regenbogenfarben gestrichenen Stufen an der Gesamtschule neu gestrichen hatten, nachdem die Arbeit von Schülerinnen und Schülern mit Parolen zunichtegemacht worden war.

„Wir hatten die WhatsApp-Gruppe von damals noch und so fiel es leicht, die organisatorischen Dinge in Gang zu bringen. Wenn es darauf ankommt, stehen wir in Menden zusammen.“ Marjan Eggers, Kreissprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, ergänzt: „Wir haben die anderen demokratischen Parteien natürlich sofort informiert und zur Teilnahme eingeladen.“ Es ging also nie darum, andere auszuschließen - im Gegenteil: Möglichst viele Menschen sollen mitmachen, wenn die Demonstration am Samstag um 10.30 Uhr beginnt. FDP und Die Linke haben bereits angekündigt, die Aktion ebenfalls zu unterstützen.

„Es ist uns wichtig, dass wir nicht gegen die AfD demonstrieren, sondern für die Demokratie“, sagt Benjamin Friedrich, Stadtverbandsvorsitzender der CDU. Es gehe darum, alle Kräfte zu bündeln. Dass die Demo in Menden später stattfindet als in vielen anderen Städten, hat laut Friedrich auch praktische Gründe. „Durch die längere Vorbereitungszeit gelingt es uns, viele andere Gruppen zu erreichen, die das Ganze unterstützen.“

Tatsächlich gibt es prominente Beispiele. So hat der Initiativkreis Mendener Wirtschaft (IMW) seine Mitglieder angeschrieben und um Unterstützung gebeten. „Das war gar keine Diskussion. In unseren Mitgliedsunternehmen arbeiten schließlich auch sehr viele Menschen, die selbst Migrationshintergrund haben“, sagt IMW-Vorstandssprecher Andreas Wallentin. Auch die Mendener Werbegemeinschaft hat ihre zur Teilnahme an der Demonstration gegen Rechtsextremismus und für Demokratie aufgerufen. „Auch wenn nicht alle an der Aktion teilnehmen können, so besteht doch die Möglichkeit, Termin und Ort bekannt zu geben, die Seiten der Initiatoren in den sozialen Medien zu teilen, und die Familie, Freunde und Mitarbeiter davon zu überzeugen, wie wichtig gerade jetzt eine Aktion der sonst schweigenden Mehrheit ist“, schreibt die Werbegemeinschaft.

Die Werbegemeinschaft erinnert an ihre Gründung am 8. November 1938, einen Tag vor der Reichspogromnacht. „Damals hat sie die jüdischen Händler allein gelassen. Mit der symbolischen Aufnahme dieser Händler posthum zum 80-jährigen Bestehen in die Werbegemeinschaft hat man versucht, dieses Unrechts zu gedenken. Wiedergutmachen konnte man es damit allerdings nicht. Heute haben wir die Chance, vor der Möglichkeit einer Katastrophe dagegen anzukämpfen“, heißt es in dem Schreiben des Vorstands. Es folgt der Aufruf: „Die Demokratie hat Fehler, aber es gibt nichts Besseres. Kämpfen wir dafür, jetzt!“

Tatsächlich ist auch der Tag der Veranstaltung einer von historischer Bedeutung. Der 27. Januar ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, in Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945. Mendens Bürgermeister Dr. Roland Schröder wird am Samstag im Gedenken einen Kranz auf dem jüdischen Friedhof niederlegen.

Mehr zum Thema

Schröder steht bei der Demo vor dem Alten Rathaus ebenso auf der Rednerliste wie die Bundestagsabgeordnete Bettina Lugk (SPD), die Landtagsabgeordneten Matthias Eggers (CDU) und Dr. Gregor Kaiser (Bündnis 90/Die Grünen), der evangelische Pfarrer Dr. Björn Corzilius sowie Marjan Eggers, Mirko Kruschinski und Benjamin Friedrich als Vertreter ihrer Parteien in Menden. Die Redner sprechen von den Treppen vor der St.-Vincenz-Kirche zu den Teilnehmern der Demonstration. Außerdem soll es eine Tanzaufführung von ukrainischen Schülerinnen der Gesamtschule Menden geben.

Angemeldet wurde die Demo ursprünglich mit 150 Teilnehmern, inzwischen haben die Organisatoren die Teilnehmerzahl bei der Polizei auf 500 nach oben korrigiert. Es scheint aber möglich, dass auch noch mehr Menschen kommen und ein starkes Zeichen für die Demokratie setzen.