Hagen. „Dicke Sauerländer“-Chef sehr deutlich, Warsteiner-Brauerei bleibt still - dabei sorgte sie einst mit Anti-AfD-Werbung für Aufsehen.
Vertreter der Wirtschaft in NRW positionieren sich in einer Befragung von WAZ und WESTFALENPOST klar gegen Rechtsextremismus. Besonders die „Remigrations“-Pläne, Menschen mit ausländischen Wurzeln massenhaft aus dem Land zu vertreiben, gefährdeten nicht nur Deutschlands Image, sondern auch den Wohlstand.
Dax-Konzernchefs, Mittelständler, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände finden klare Worte und fordern die Menschen auf, sich gegen diese Tendenzen zu wehren.
Tobias Metten, Chef der gleichnamigen Wurstfabrik in Finnentrop („Dicke Sauerländer“), will sich zwar nicht zu einzelnen Parteien äußern, sagt aber trotzdem sehr deutlich: „Schon seit den 50er Jahren sind ausländische Mitarbeitende ein wichtiger – und sehr geschätzter – Bestandteil unserer Belegschaft. Gestern wie heute gilt: Für uns sind die Kolleginnen und Kollegen unverzichtbar und wären darüber hinaus – auch aufgrund des aktuellen Fach- und Arbeitskräftemangels – nur schwierig bis gar nicht ersetzbar. Das gilt in dieser Form auch für viele weitere Unternehmen der heimischen Industrie im Sauerland.“ Metten, der auch Vorsitzender der Unternehmervereinigung „Sauerland Initiativ“ ist, sieht Zuwanderung als „wichtiges Instrument zur Lösung des sich verschärfenden Arbeitskräftemangels“.
Arndt Kirchhoff: Ziele der AfD passen nicht in die Region
Sehr kämpferisch äußerte sich Arbeitgeberpräsident Arndt Kirchhoff: „Wer Unsicherheit sät, Ängste schürt und auf Abschottung und Ausgrenzung setzt, wird auf den entschiedenen Widerstand der Unternehmerinnen und Unternehmer in diesem Land stoßen“, kündigt der Beirats-Vorsitzende des Fahrzeugkomponenten-Herstellers Kirchhoff Gruppe mit Sitz in Iserlohn an. Und er erklärte, warum die Ziele der AfD nicht in diese Region passten: „Wir setzen auf Weltoffenheit, Toleranz und Miteinander. Diese Haltung ist unverrückbar und wird in unseren Betrieben und von unseren Belegschaften seit Jahrzehnten gelebt.“
„Die AfD gefährdet unsere Wirtschaft“, sagt auch Evonik-Chef Christian Kullmann. „Wir leben vom Export, die wirtschaftliche Isolation würde uns in eine tiefe Krise stürzen. Wer einen Kurs der Abschottung fährt, der vernichtet Hunderttausende von Arbeitsplätzen.“ Und weiter: „Mitglieder der Partei betreiben geistige Brandstiftung, indem sie darüber fabulieren, Menschen ihre Staatsbürgerschaft zu entziehen, die nicht dem Bild der Partei vom guten Deutschen entsprechen. Das hatten wir schon mal in Deutschland – das können und dürfen wir nie wieder zulassen.“
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Knut Giesler, Chef der IG Metall in NRW, betonte, die AfD handle gegen die Interessen der Beschäftigten, sie wolle die Mitbestimmung und den Sozialstaat schleifen: „Wer Rechte wählt, trifft also auch eine Wahl gegen seine eigenen Arbeitsbedingungen und seinen Arbeitsplatz.“
Die Krombacher Brauerei aus Kreuztal äußert sich eher allgemein: „In unserem Unternehmen pflegen wir eine offene, diskriminierungsfreie Kultur gegenüber allen Menschen unabhängig von Herkunft, Religion oder Neigung.“ Man habe sich als Unterzeichner der Charta der Vielfalt klar positioniert. Bei Veltins, so die Brauerei aus Meschede, sei die Positionierung zur AfD intern bislang noch kein Thema gewesen.
Nichts sagen wollte auf Anfrage hingegen die Warsteiner Brauerei. Man werde sich nicht politisch äußern, so eine Sprecherin. Vor vier Jahren war die Brauerei nicht so zurückhaltend. Da nutzte man die Wirren um die Ministerpräsidentenwahl in Thüringen sogar für Werbung in eigener Sache. Der FDP-Mann Thomas Kemmerich war Anfang 2020 auch mit den Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten gewählt worden, bevor er nach wenigen Tagen wieder zurücktrat. In Anspielung auf die politische Farbenlehre postet die Warsteiner Brauerei damals in Sozialen Netzwerken wie Facebook ein Bild mit einer braunen Flasche, ein paar gelbe Zitronen und den Slogan: „Die einzigen gelb-braunen Flaschen, die es in Thüringen geben sollte.“
Die Warsteiner-Marketingabteilung wolle auch weiterhin die Strategie verfolgen, auf humorvolle Art und mit Wortwitz tagesaktuell auf Themen zu reagieren oder die eigenen Werte zu betonen, hieß es damals im Jahr 2020: „Dabei geht es nicht darum, Menschen zu verärgern. Im Gegenteil: Wir stehen für Offenheit, Vielfalt und Toleranz. Auch, wenn das nicht jedem schmeckt.“