Menden. . Werbegemeinschaft Menden nimmt jüdische Kaufleute posthum auf.

Mit einem symbolischen Akt hat die Werbegemeinschaft Menden im 80. Jahr ihres Bestehens jüdische Kaufleute posthum in ihre Reihen aufgenommen. Äußeres Zeichen dafür ist die Erneuerung des Eingangsbereiches am Jüdischen Friedhof. Rabbiner Baruch Babaev sprach nach der Feierstunde gegenüber der WP von einer „beispielhaften Geste“. Er werde von dem, was er in Menden erlebt habe, gern berichten.

Stützen des Gemeinwohls

Die Gründung der Werbegemeinschaft fand am 8. November 1938 statt, einen Tag vor der Pogromnacht. Doch bereits Monate und Jahre war es immer wieder zu Boykottaufrufen („Kauft nicht bei Juden“), Bedrohungen und massiven Anfeindungen gekommen.

Innehalten Vor dem Tor des jüdischen Friedhofs.
Innehalten Vor dem Tor des jüdischen Friedhofs.

Museumsleiterin Jutta Törnig-Struck und Werbegemeinschaftsvorsitzender Frank Oberkampf betonten beim Festakt im alten Ratsaal mehrfach, wie sehr die Kaufleute jüdischer Herkunft auch Stützen des Gemeinwohls in Menden gewesen sind. Oberkampf: „Sie wären auch für unseren Händlerkreis eine sehr große Bereicherung gewesen.“ Doch zur formalen Aufnahme ist es nie gekommen. Das nunmehr im „ehrenden Gedenken“ nachzuholen, sei ein überaus wichtiges Zeichen.

Positiv berührt zeigte sich auch Pfarrerin Dorothea Goudefroy: „Es war wichtig, die jüdischen Familien nicht nur in der Opferrolle zu zeigen, sondern auch hervorzuheben, wie wichtig sie damals für Menden waren.“

Die Feierstunde verdeutlichte: Mit unternehmerischer Weitsicht und Innovationen veränderten jüdische Familien mit ihren Geschäften und Kaufhäusern – Sinn zeugt heute noch davon – das Gesicht Mendens nachhaltig. Erstmals gab es Verkaufsräume auf zwei Geschossen.

Den damals gepeinigten und ermordeten Mendenern jüdischer Herkunft wieder Namen und Gesichter geben: Jutta Törnig-Struck hat das weit über Gedenkveranstaltungen zum 9. November hinaus getan und die Schicksale geschildert. Gestern erinnerte sie erneut an Familien wie Bernstein, Reifenberg, Samson, Keijzer/Keiser, Eichengrün, Frankenberg, Klein, Weizenkorn, Salomon und Leven.

An der Gedenkstunde nahmen auch die Verwaltungsspitze um Bürgermeister Wächter sowie Vertreter von Rat, Kirchen und zahlreiche Schüler teil.