Menden. Langsam aber sicher steht das „LoRaWAN“-Netz der Stadtwerke. Ein Pilotprojekt hat nun begonnen - und das ist erst der Anfang.
„Long Range Wide Area Network“ (LoRaWAN). Was sperrig klingt, ist nichts anderes als ein Grundstein für die Digitalisierung in Menden. Das Funk-Netzwerk könnte dazu beitragen, dass die Energiekosten für die Stadt sinken - aber auch dass Anwohner entlang der Hönne sehen, wann das Wasser ihren Häusern gefährlich nahe kommt. Welche Projekte für 2024 geplant sind - und wo die Reise in Sachen Digitalisierung hingehen könnte.
Funk-Netzwerk in Menden mit gewissen Grenzen
Dunkle Wolken hängen über den Stadtwerken. Als schlechtes Omen sind die allerdings nicht zu werten. Schneegestöber liegt in der Luft. Was man als Besucher ohne große Wetterkenntnis nur deuten kann, könnte bald schon ohne Probleme für Menden vorherzusagen sein. Denn mittlerweile hat sich an Ausleuchtung und Nutzung des sogenannten LoRaWAN-Netzes, das die Stadtwerke an mehreren Punkten aufgebaut haben, einiges getan. Warum man ein zusätzliches Netzwerk dafür braucht, macht Stadtwerke-Chef Matthias Lürbke deutlich: An Punkten, an denen weder Glasfaserleitungen liegen und sich auch mobile Geräte in einem Funkloch befinden, schafft LoRaWAN Abhilfe. Die Stadtwerke greifen so etwa Daten aus ihren Trafo-Stationen ab, ohne dort ein Glasfaserkabel verlegen zu müssen. „Aber wir würden kein Wasserwerk damit steuern“, schränkt Lürbke ein. Gleichwohl habe man „ein hohes Interesse daran, Daten zu sammeln und an einen zentralen Punkt zu übertragen“.
Das Funk-Netz ist gleichzeitig mit dem Thema Smart City verknüpft. Seit gut drei Jahren ist das Projekt immer wieder Thema im politischen Raum - wirklich greifbar ist bisher allerdings nicht viel gewesen. Das könnte sich nun ändern. Mit der Nikolaus-Groß-Schule in Bösperde gibt es ein Pilotprojekt, das beides zusammenbringt. Während der Corona-Pandemie hatte die Stadt über 400 Co2-Ampeln gekauft. Bereits damals ein Traum: Die Daten der Ampeln mittels LoRaWAN nutzbar machen. Genau das ist jetzt möglich. In Echtzeit kann der Immobilienservice Menden (ISM) Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Taupunkte ablesen - und im Zweifel eingreifen. „Sollte zum Beispiel in Ferienzeiten übermäßig Energie verbraucht werden oder Schimmel drohen, sehen wir das im Cockpit und erhalten eine Info auf unserHandy“, erklärt Schulleiterin Christina Grawe. Die Stadt kann also bares Geld sparen. „Das ist jetzt nicht der Flug zum Mond“, sagt Lürbke, aber in datentechnischer Hinsicht zumindest ein Anfang für Menden. „Digitalisierung, Klimaschutz und unsere Schulen werden hier klug miteinander vernetzt – auch weil eine Überführung an weitere Standorte schon im Konzept mitgedacht ist. Ich würde mich freuen, wenn sich nach einer erfolgreichen Pilotierung weitere Schulen anschließen“, freut sich zudem Schulausschussvorsitzender Peter Maywald (CDU).
Pegelstände in Menden bald live verfolgen
Für Mendigital-Geschäftsführer Robin Eisbach liegt der Vorteil der neuen Technik auf der Hand: Theoretisch können alle Klassenräume in allen Mendener Schulen damit ausgestattet werden. „Alle wollen Energie sparen“, sagt Eisbach. Die Mendigital hatte sich in den vergangenen Monaten - auch in Absprache mit den Stadtwerken - immer wieder für das Sammeln solcher Daten stark gemacht. Und eines der nächsten LoRaWAN-Vorhaben für 2024 wird einen ganz praktischen Nutzen für zahlreiche Mendenerinnen und Mendener haben. Mithilfe von Wetterstationen und Pegelmessgeräten könnten Mikroklima und Wasserstände in Echtzeit nachverfolgt werden können. In Zeiten des Klimawandels mit Starkregen und Co. sicher eine Erleichterung für Anwohner. Im Gegensatz zu den Daten aus Schulgebäuden sollen diese Werte öffentlich einsehbar sein. „Das wird für die Bürger sicher spannend“, sagt Robin Eisbach. „Die Anwendungsmöglichkeiten sind enorm – wir erhalten mit dem Funknetz ein gutes digitales Werkzeug, um uns für Klimawandel, Hochwasser oder steigende Energiepreise zu wappnen“, freut sich zudem Bürgermeister Dr. Roland Schröder.
Und für Menden scheint sich langsam aber sicher etwas zu bewahrheiten, was Eisbach bereits vor Monaten im Digitalausschuss gepredigt hatte: Man müsse Herr der eigenen Daten bleiben. „Es ist gut, wenn alles in einer Hand bleibt.“ Denn die Datenpunkte und Messgeräte sind auf Dauer vor allem eine Kostenfrage. Meist würden die bei externen Anbietern je Datenpunkt berechnet. Ob das Funk-Netz auf lange Sicht etwa bei der Erfassung von Zählerdaten zum Zuge kommt, ist allerdings noch offen. Ein Knackpunkt hierbei: gesetzliche Datenschutzvorgaben.