Menden. Corona, Sturm, Brand, Amok: Tritt der Mendener Krisenstab SAE zusammen, wird es ernst. Beim Bombenverdacht am Papenbusch ist auch der MK dabei.
Keine Krise mehr ohne Krisenstab: So verfährt die Mendener Stadtverwaltung seit der Corona-Pandemie, und so verfährt sie jetzt auch beim aktuellen Blindgänger-Verdacht am Papenbusch. Bei Corona brauchte man einen Kreis von Verantwortlichen für eine Lage, die absehbar einen außergewöhnlich hohen, lang anhaltenden und aufwändigen Koordinierungsbedarf erforderte. Ins Leben gerufen wurde daraufhin der „Stab für außergewöhnliche Ereignisse“, kurz SAE. Diese Bezeichnung klingt indes bürokratisch und verharmlosend, und das ist sie auch. Denn mit den „außergewöhnlichen Ereignissen“ in Menden ist nichts anderes gemeint als heftige Stürme wie Kyrill oder Friederike, katastrophale Hochwasser wie im Juli 2021 oder der aktuelle Bombenverdacht im Wohnquartier am Papenbusch. Auch großflächige Ausfälle der Versorgung mit Strom, Gas oder Wasser im Stadtgebiet oder große Unfall- oder Brandlagen bis hin zu Terroranschlag und Amoklauf sind Fälle für den Stab. Wenn also der SAE einberufen wird, dann wird es richtig ernst.
SAE heißt: Im Rathaus müssen alle kundigen Leute rasch an einen Tisch
Dafür wollen und müssen die Spitzen der Mendener Stadtverwaltung mit Ordnungsamt und Baubetrieb, mit Polizei und der Feuerwehr an einen Tisch. Mittlerweile hat der SAE auch einen Raum im Rathaus. Von dort aus soll der Stab erklärtermaßen „die sofortige Handlungsfähigkeit eines professionellen und eingespielten Teams auf der Verwaltungsebene sicherstellen“ – mit eindeutigen Zuständigkeiten und klaren Entscheidungsstrukturen für den Ernstfall.
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Gefahrenabwehr: Stab soll Schutz und Versorgung der Bevölkerung sicherstellen
Was passiert, wenn es keine Bombe ist?
Wenn sich der Verdacht auf einen Sprengkörper bei der Sondierung am Donnerstag nicht bestätigt, wird die Bevölkerung umgehend informiert – ebenso wie im gegenteiligen Fall, und selbstverständlich auch über WP online. Ist der Fund harmlos, gibt es am Morgen des 1. September keine Evakuierung. Die vorsorglich eingerichteten Krisenstäbe bei Stadt und Kreis werden aufgelöst, und überörtliche Kräfte reisen nicht an.
Bestätigt sich am Donnerstagabend der Verdacht, kommt es am Freitagmorgen zur Evakuierung für die Entschärfung und Räumung des Kampfmittels. Je nach Beschaffenheit des Blindgängers ist dann ein Evakuierungsradius zwischen 250 und 500 Meter geplant. Das bedeutet, dass 1500 bis 4500 Menschen davon betroffen wären.
Zudem soll der SAE die koordinierte Vernetzung von beteiligten Fachämtern und der Behördenleitung erleichtern. Auch die einheitliche Kommunikation nach außen will man hier festlegen, damit die Bevölkerung nicht zur Unzeit widersprüchliche Informationen erhält. Und man hält Kontakt mit auswärtigen Hilfseinheiten etwa des Märkischen Kreises. Mit alledem soll der städtische Krisenstab letztlich dazu beitragen, den Schutz und die Versorgung der Bevölkerung aufrecht zu erhalten und die Funktions- und Handlungsfähigkeit der Stadtverwaltung sicherzustellen.
Schon die Vorbereitung auf die Evakuierung erbringt wichtige Erkenntnisse
Der jetzt für den Blindgängerverdacht eingerichtete SAE ist somit auch für künftige Gefahren- oder Schadenslagen vorgesehen und soll dann um jeweils wichtige Akteure erweitert werden. Bei Hochwasser war das zum Beispiel auch die Mendener Stadtentwässerung. Zudem will man aus jedem neuen Fall lernen. „Auch beim Bombenverdacht ist es jetzt so, dass wir zum Beispiel bei der Überprüfung geeigneter Gebäude für die zeitweilige Aufnahme von Evakuierten gerade wichtige Erfahrungen für die Zukunft gesammelt haben“, berichtet Ordnungsamtsleiterin Manuela Schmidt. So wurde aktuell festgestellt, welche Gebäude in Menden wirklich zur Aufnahme geeignet sind und welche nicht. Das betreffe das Platzangebot, die Parkmöglichkeiten oder die sanitären Anlagen. „Für uns ist das alles sehr wertvoll.“
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Enge Zusammenarbeit dem Märkischen Kreis: 80 MK-Einsatzkräfte bereit
Sollte also der ersehnte Fall der Bomben-Entwarnung eintreten, dann kämen die dafür getroffenen Vorbereitungen wie die Bereitstellungsräume, die Straßensperrungen und vieles mehr nicht mehr zum Zuge. Doch umsonst sei alles deshalb keinesfalls gewesen. Gut geklappt habe im Bomben-Verdachtsfall bisher etwa die Zusammenarbeit mit dem Märkischen Kreis. Heinz Ostermann, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, und Kreisbrandmeister Michael Kling seien als Verbindungspersonen des Märkischen Kreises in alle Planungen eingebunden und bringen ihre Expertise auch in den regelmäßig stattfindenden Sitzungen des SAE Menden vor Ort ein.
Drohneneinheit des Kreis soll die Räumung abschließend überprüfen
Für die Evakuierung der betroffenen Bevölkerung unterstützt der Kreis mit etwa 80 Einsatzkräften von Feuerwehr und Hilfsorganisationen in den Bereichen der Betreuung von Personen, der Logistik und dem Transport von Personen mit Einschränkungen aus dem Evakuierungsradius heraus, in der Aufklärung und in derr Einsatzleitung. Bei einem möglichen Blindgängerfund ist auch die Drohneneinheit des Kreises im Einsatz, um die Räumung des betreffenden Gebiets zu überprüfen.
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100 Menschen mit Einschränkungen müssen zur Wilhelmshöhe gebracht werden
Für den Transport von Personen mit Einschränkungen zur Wilhelmshöhe – dafür sind inzwischen etwa 100 Menschen angemeldet – wird zudem auf überörtliche Hilfe aus dem Regierungsbezirk Arnsberg zurückgegriffen. Unter anderem werden zwei Patiententransportzüge für jeweils zehn Patienten und vier Spezial-Fahrzeuge für Personen mit Rollstühlen eingesetzt.
Kreis richtet in Altenaer Feuerwehrzentrum die „Einsatzleitung MK“ für Menden ein
Auch der Märkische Kreis richtet für all das vorsorglich die Einsatzleitung MK am Brandschutz- und Rettungsdienstzentrum in Altena-Rosmart ein. Die Einsatzleitung soll die operativ taktischen Maßnahmen der eingesetzten Kräfte von Feuerwehr, Hilfsorganisationen und THW in Menden unterstützen. Unter anderem wird auch der Einsatzleitwagen 2 des Märkischen Kreises vor Ort in Menden eingesetzt, ebenso die Koordinierungsgruppe des Krisenstabs MK im Kreishaus. Sie soll auf eventuelle Hilfeersuchen der Stadtverwaltung Menden schnell reagieren. Aus diesem Krisenstab heraus wird auch die Medienarbeit des Märkischen Kreises geleistet.
Kreisbrandmeister Michael Kling erklärt dazu: „Gemeinsam mit der Stadt Menden ist der Kreis sehr gut auf alle mögliche Szenarien im Zusammenhang mit dem Blindgängerfund vorbereitet. Wir nutzen diesen möglichen Einsatz auch dazu, um Abläufe zu testen und zu trainieren.