Menden. Seit 1928 ist der Start in die Weihnachtstage für viele in Menden ohne die Tradition des Turmblasens und „Beierns“ nicht vorstellbar
Immer war der Platz beim Mendener Turmblasen zwischen der Vincenzkirche und dem Alten Rathaus gut gefüllt, da konnte das Wetter sich noch so regnerisch oder mit Temperaturen im Minusbereich präsentieren.
Wieder kamen zahlreiche Menschen zum Turmblasen
Auch diesmal trotzten die Menschen dem schneidenden Wind und aufkommenden Niederschlag mit entsprechender Kleidung und Regenschirmen. Durch den aufgespannten Schutz konnte zwar nicht genau erkannt werden, wie viele Besucher sich versammelten, aber die Zahl ging sicher in Richtung vierstellig. Mia Schneider war mit ihrem Mann sogar aus Wickede herübergekommen: „Wir lassen uns dieses Ereignis schon seit Jahren nicht entgehen und freuen uns, dass nach der Corona-Zeit diese Tradition fortgeführt wird.“ Schon eine Viertelstunde vor dem Beginn stand die Menge bis auf die Bahnhofsstraße, aber noch immer strömten Jung und Alt in die Innenstadt
Es ist eine Feier für die Generationen, denn von den Großeltern bis zu den Enkeln wird die Gelegenheit genutzt, sich auf die Festtage einzustimmen, Bekannte zu treffen und sich schon mal zu gratulieren und beste Grüße auszutauschen.
Auftakt mit „Es ist ein Ros entsprungen“
Fast pünktlich, die großen Zeiger an der Turmuhr zeigten gerade mal zwei Minuten nach halb fünf, begann das feierliche Adventsläuten. Schlagartig wurde es still, selbst das leise Murmeln erstarb. Als die Glocken nach einem letzten wuchtigen, weithin dröhnenden Klang schwiegen, gingen die Blicke weit nach oben zum Turmbalkon. Denn nun stimmten Stefan Cosack, Sophie Jürgens, Thorsten Schmücker, Luca Gerbach und Manuel Westermann vom Fanfaren-Korps Kolping Lendringsen „Es ist ein Ros entsprungen“ an. Die Akteure wurden mit viel Beifall für ihren Mut, in dieser Höhe Wind und Regen zu trotzen, belohnt.
Es folgte mit dem „Beiern“, ein schnelles Anschlagen der Glocken noch einem bestimmten Rhythmus - eine Kunst, welche in Deutschland nicht mehr häufig zu hören ist, in Menden allerdings von Christoph Ellert und Marin Swora noch beherrscht wird - ein weiterer Höhepunkt.
Rettungskräfte wurden vom Bürgermeister nicht vergessen
Der Projektchor des Chorverbandes Hönne-Ruhr sorgte mit dem „Ave Maria Glöcklein“ bei einigen Menschen für Tränchen in den Augenwinkeln, bevor Bürgermeister Dr. Roland Schröter für seine Worte zum Weihnachtsfest vor das Mikrofon trat. Er erwähnte die aktuelle Situation: „Auch wenn sich, weil das Wetter nicht richtig mitspielt, Hönne, Bieber und Oese aus ihren angestammten Flussbetten bewegen, können wir uns heute hier treffen. Deshalb gilt mein Dank den Rettungskräften, die mit großem Einsatz seit drei Tagen in der Stadt unterwegs sind.“
Er ging auf die Krisen in der Welt ein, erwähnte die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen. „Aber in den kommenden Tagen feiern wir das größte Zeichen der Hoffnung, die Geburt Jesu Christi“, sah er nicht nur Finsternis. „Lasst uns die Hoffnung niemals verlieren.“
Dann richtete er mahnende Worte an die Mendener Bürgerinnen und Bürger: „Es scheint, als herrsche hier das Mecker-Gen. Nichts geht schnell genug. Aber mal ehrlich, schaut euch auf diesem Platz um, dann seht ihr, in welcheiner wunderschönen Stadt wir leben.“
Nach dem Verlesen der Weihnachtsgeschichte nach Lukas wünschte Pfarrer Jürgen Senkbeil allen Menschen ein gesegnetes Fest und Zuversicht für die Zukunft.
Mit „Oh du fröhliche“ und dem „Stille Nacht, heilige Nacht“ in dem zahlreiche Besucher stimmkräftig mit einstimmten, erfreute die Choralgruppe aus der Höhe noch einmal die Anwesenden.
Schließlich sorgte der Projektchor, in dem erstmals auch der Redaktionsleiter der WP, Thomas Hagemann, Initiator der Formation, auftrat, und Trompetenbegleitung, mit „Mary‘s Boychild“ für frohe Stimmung in den Herzen.