Fröndenberg. Monika und Heiner Redeker aus Fröndenberg sind mit einer Pilgergruppe in Israel, als die Raketen einschlagen. Wie sie den Angriff erlebt haben.
Die erlösende Nachricht per sozialer Medien erreichte Familie und Freunde am Dienstagmittag: „Wir sind raus.“ Die Fröndenberger Monika und Heiner Redeker waren mit einer christlichen Pilgergruppe in Israel, als die Hamas ihre Terrorangriffe startete. Nun sind sie zurück in der Heimat und berichten von den Eindrücken, wie die Liebsten zuhause zeitweilig mehr von den Entwicklungen mitbekamen als man selber – oder wie man nach stundenlangem Warten endlich das Land verlassen konnte.
Zunächst nichts Ungewöhnliches
„Es war zunächst ein traumhafter Tag“, sagt Heiner Redeker, wenn er an den vergangenen Samstag zurückdenkt. Mit seiner Frau Monika und gut zwei Dutzend anderen Menschen war er am frühen Morgen, schon ab etwa halb sechs, wandernd in der Wüste unterwegs, gut 15 Kilometer von Jerusalem entfernt. Belohnt wurde das frühe Aufstehen mit einem herrlichen Sonnenaufgang. Als das israelische Abwehrsystem „Iron Dome“ zwei Raketen abschoss, ließ das die Gruppe durchaus aufschrecken, aber noch nicht panisch werden. „Das ist dort gar nichts Ungewöhnliches, unsere Reiseleiterin hatte keine Sorgen“, erzählt Redeker. Erst als man daraufhin auch längeres Gewehrfeuer hörte und die Reiseleiterin schließlich noch mehr telefonierte als sowieso schon die vorherigen Reisetage über, wurde klar, dass dieses Mal etwas anders ist.
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Das wirkliche Ausmaß wurde der Gruppe erst klar, als man zurück im Kibbuz, wo man untergebracht war, die Smartphones mit den Tickernachrichten über den gestarteten Angriff auf Israel sah. Zu dem Zeitpunkt waren alle Touristen im Land schon aufgefordert worden, in ihre Hotels und Unterkünfte zu gehen. Die Pilgergruppe selbst war zuvor noch mitten in der Wüste gewesen.
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Heiner Redeker ist Gemeindereferent in der katholischen Gemeinde in Fröndenberg, seine Frau Monika unterrichtet an der Sonnenbergschule in Langschede, unter anderem Religion. Als das Erzbistum Paderborn Religionslehrer und Schulseelsorger zu einer Pilgerreise ins Heilige Land einlud, war das für die beiden die passende Gelegenheit. „Wir wollten immer schon mal nach Israel“, sagt Heiner Redeker. Vergangene Woche Dienstag ging es los, die ersten Tage verbrachten sie in der Gruppe noch unbeschwert und mit unvergesslichen Eindrücken. Das Heilige Land wandernd erkunden und die Spuren von Jesus erfahren – das war das Ziel der Reise. Der See Genezareth, Nazareth, Magdala, Kafarnaum oder eine Übernachtung auf dem Berg der Seligpreisungen waren die ersten Stationen, untermalt mit den biblischen Texten und Impulsen.
Bewaffnet und in Freizeitkleidung
Dann änderte sich alles durch die Angriffe. Aus dem Kibbuz waren mittlerweile die palästinensischen Mitarbeiter verschwunden. Heiner Redeker erzählt von diesem Ort, dass hier Juden, Christen und Israelis friedlich zusammenleben; wie das auch sonst viele Menschen in der Region schaffen. „Aber Israel ist auch von Feinden umzingelt.“ „Ungewohnt und auch verstörend für uns,“ so erzählt Monika Redeker, dass nun immer mehr Menschen mit schwerer Bewaffnung, mit Maschinengewehren im Anschlag zu sehen waren. „Aber in Freizeitkleidung, in Sandalen teilweise, vor allem auch ganz junge Leute.“
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Die Gruppe zog dann nach Jerusalem in ein Hotel um, erlebte direkt beim Einchecken den ersten Fliegeralarm und musste in den Schutzbunker. Jerusalem wurde von den Tourguides und Behörden als der sicherste Ort genannt, weil dort „Iron Dome“ am wirksamsten sei. Und auch wenn es ungewöhnlich, vielleicht sogar makaber für manchen klingen mag, wie Heiner Redeker betont: Teile der Gruppen machten sich dann in Jerusalem auf zu Besichtigungen, etwa zur Klagemauer. Man habe sich sicher gefühlt in der Stadt, trotz erneuten Raketenalarms. „Interessant ist, wie entspannt die Einwohner damit umgehen. Das hat auch uns beruhigt.“ Und wollte trotzdem auch zum Selbstschutz gar nicht alle Nachrichten an sich rankommen lassen, ergänzt seine Frau Monika: „Wir haben kein Fernsehen geguckt, nicht auf dem Handy Nachrichten gelesen.“ Von den richtig schlimmen Gräueltaten in anderen Landesteilen erfuhr man so erst später.
Die Rückkehr
In der Gruppe wurde derweil die Frage immer drängender, wie man aus dem Land herauskommt. Geplant war der Rückflug jetzt für diesen Mittwoch ab Tel Aviv. Die Lufthansa hatte den Flugverkehr da aber schon gestrichen, Evakuierungsflüge der Bundeswehr waren zu der Zeit noch kein Thema. „Das Erzbistum hat dann wirklich alle Hebel in Bewegung gesetzt“, betont Heiner Redeker. Und übernahm auch alle nun zusätzlich anfallenden Kosten. Die Gruppe fuhr am Dienstag in aller Früh mit einem Bus zur jordanischen Grenzen. „Wir haben siebeneinhalb Stunden gewartet, alle wollten raus“, erinnert sich der Gemeindereferent. Als es dann so weit war, herrschte riesige Erleichterung und auch Freude in der Gruppe. „Die Ungewissheit ist das Schlimmste.“
Und auch die Liebsten zuhause machten sich natürlich große Sorgen. Es folgte von Amman aus ein Flug nach Dubai, dann ging es weiter nach Deutschland mit Ankunft Mittwochmittag in Frankfurt. Und dann folgen Probleme, die in letzter Zeit vielleicht symptomatisch für Deutschland sind, in der Einordnung angesichts solch anderer schrecklicher Ereignisse wohl doch eher nachrangig wirken: Der erste geplante Zug fällt aus wegen einer kaputten Tür, der nächste wird durch einen Notarzteinsatz aufgehalten, der dritte endet früher als geplant. Irgendwie sind Redekers abends dann doch noch zurück in Fröndenberg, müssen zunächst einmal richtig ausschlafen.
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Im Zug mit einem verbliebenen Teil der Pilgergruppe hatte sich am Mittwochabend noch das Gerücht verbreitet, dass Jordanien mittlerweile den Grenzübergang geschlossen habe. Auch wenn sich das als falsch herausstellt, sagt Heiner Redeker: „Wir sind so froh, dass wir raus sind. Es ist furchtbar.“ Die Erlebnisse zu verarbeiten, werde sicher ein bisschen dauern. Monika Redeker blickt aber voraus und ist sich ganz sicher: „Wir wollen auf jeden Fall wiederkommen. Das Land ist wunderschön und so faszinierend. Man kann nur auf eine schnelle und friedliche Lösung hoffen.“