Hohenheide. Familien mit kleinen Kindern möchte der Pastoralverbund Fröndenberg in die Herz-Jesu Kirche mit einem neuen Konzept locken.
Von außen sieht sie aus, wie viele ihrer Art – eben eine ganz normale Kirche. Doch im Inneren der Herz-Jesu-Kirche bietet sich ein anderes Bild. Bunte Stühle statt dunkler Bänke, Sitzkissen und Minihocker stehen bereit. Trommeln warten auf ihren Einsatz, genau wie die Puppen in der Vitrine. Viele kleine Hände zieren einen Banner, auf dem die Kirche aufgemalt ist. „Wir machen Kirche bunt“ steht dort geschrieben – und es stimmt. Einmal im Monat wird es hier richtig voll und wuselig. Dann erobern die Kleinsten die Kirche. Denn die Herz-Jesu Kirche hat seit Mai einen neuen Schwerpunkt: Sie ist Kinderkirche.
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„Wir sind mehr als zufrieden“, sagt Gemeindereferent Heiner Redeker und blickt sich um. Bei der Eröffnung der „neuen“ Kirche im Mai waren 150 Menschen vor Ort. Und die Begeisterung ist seitdem nicht abgeflacht. Einmal im Monat findet der Kindergottesdienst für Kindergartenkinder sowie Erst- und Zweitklässler statt. „In der Regel kommen rund 120 Besucher“, sagt Redeker. Ein Erfolg.
Erzbistum Paderborn fördert die Aktion mit 50.000 Euro
Der Pastoralverbund Fröndenberg habe im Grunde zu viele Kirchen für zu wenige Kirchgänger: Das sei ein Problem, das nicht nur Fröndenberg betreffe. Als im benachbarten Kindergarten Herz-Jesu beim Elternabend der Wunsch nach einem Kindergottesdienst für die Kleinsten laut wurde, begannen die Überlegungen. Können wir das umsetzen? Wenn ja, wie?
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Schnell fand sich ein Team, das Lust hatte, die Herz-Jesu Kirche kindgerecht umzugestalten. „Der Raum war wirklich nicht geeignet für Kinder. Ab der dritten Reihe konnten sie nichts mehr sehen“, sagt Heiner Redeker. Die Kleinen hätten dem Geschehen im vorderen Teil der Kirche nicht folgen können und seien vielmehr auf den Bänken herumgeklettert. Das Team beschließt, sich umzusehen und Ideen in anderen Kirchen zu sammeln. „Wir sind nach Bottrop gefahren und haben uns in der Kinderkirche inspirieren lassen“, sagt Heiner Redeker.
Als klar wird, dass das Erzbistum Paderborn die Aktion mit 50.000 Euro fördert, kann es losgehen. Bänke und Boden kommen raus, bunte Stühle für die Großen und wandelbare Mini-Stühle für die Kleinen finden ihren Platz. Auch weiche Sitzkissen, Musikinstrumente und Puppen schafft das Team an. „Wir haben auch eine Licht- und Tonanlage gekauft. Wir wollten alles möglichst kindgerecht gestalten.“ Auch die Kinder aus den vier katholischen Kindergärten des Pastoralverbundes gestalten „ihre“ Kirche aktiv mit. Ihre liebevoll gemalten Bilder zieren die Wände und lassen den Raum noch freundlicher wirken. „Die Kitas bringen sich super ein“, sagt Heiner Redeker. Denn nach jedem Gottesdienst gibt es nebenan noch Getränke und Snacks – alles organisiert von den Kitas.
Kinder machen beim Gottesdienst aktiv mit: es darf auch mal lauter werden
Und wie läuft so ein Kindergottesdienst ab? Rund 30 Minuten dauert die Veranstaltung, zu der alle Interessierten eingeladen sind. Die Kleinen dürfen sich bewegen und auch mal laut sein. Die Eltern nehmen hinten Platz, die Kinder vorn – in Halbkreisen zur Mitte des Raumes ausgerichtet. Der Altar spielt nämlich keine Rolle; genauso wenig wie die Orgel. Mittendrin, im Zentrum des Raumes, gut sichtbar und greifbar für die Kleinen geht es rund. Erst wird die Glocke geläutet und eine Kerze entzündet. Dann wird gemeinsam gesungen, begleitet von der Gitarre.
Heiner Redeker hat eine Ausbildung zum Bibelerzähler gemacht. „Wir suchen Geschichten aus der Bibel aus, die für Kinder interessant sind“, sagt er. Mithilfe von Trommeln oder den Egli-Puppen wird die Geschichte dann gemeinsam mit den Kindern gespielt. Und das kommt an. „Die Kinder erleben den Gottesdienst so ganz anders. Sie haben etwas zu tun und können Themen im Rollenspiel anders aufgreifen“, sagt Anke Schulze-Süper. Sie ist Leiterin der benachbarten Kita Herz-Jesu. „Man hört bei uns auch, dass die Kinder den Gottesdienst erleben“, sagt sie und grinst.
„Das Schönste ist eigentlich immer, wenn die Kinder fragen, wann es wieder losgeht“, sagt Heiner Redeker.
Der nächste Kindergottesdienst findet statt am Sonntag, 16. Oktober, um 11 Uhr. Er dauert rund 30 Minuten. Im Anschluss wird geplaudert und es gibt Getränke und Snacks im Nachbargebäude. Eingeladen ist grundsätzlich jeder – der Fokus liegt auf Kindergartenkindern sowie Erst- und Zweitklässlern.