Menden. Cannabis ist in Menden auf dem Vormarsch. Zumindest wenn es nach Zahlen der anonymen Drogenberatung geht. Was dahinter steckt.
Cannabis ist in Menden auf dem Vormarsch. Zumindest wenn es nach den neuesten Zahlen der anonymen Drogenberatung (Drobs) geht. Demnach hat Marihuana erstmals Opioide beim Suchtmittel Nummer 1 der Klienten verdrängt. Was hinter den Zahlen steckt – und wie sich die Arbeit der Drobs verändert hat.
Neue Entwicklung in Menden
171 Klienten zählt die Drobs im vergangenen Jahr. Die meisten von ihnen haben mittlerweile eine Suchtproblematik in Zusammenhang mit Cannabis entwickelt, wie Tina Sonnen und Thomas Zimmermann von der anonymen Drogenberatung der Stadt erklären. Damit hat Marihuana erstmals die Opiate (53) in der täglichen Arbeit überholt, gefolgt von synthetischen Stoffen (32) und Alkohol. Grundsätzlich gilt: Die Drobs kümmert sich nur um Klienten, die von illegalen Substanzen abhängig sind. Für Nikotin-, Alkohol- oder Medienabhängigkeiten ist die Suchtberatung der Diakonie zuständig. „Man kann die Arbeit aber nicht immer in Zahlen darstellen“, betonen Sonnen und Zimmermann im Kinder- und Jugendhilfeausschuss.
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1746 Einzelgespräche stehen allerdings für 2022 unterm Strich bei der Drobs. „Es gibt Leute, die besuchen uns einmal im Jahr, aber auch welche, die wöchentlich zwei- bis dreimal da sind“, erklärt Thomas Zimmermann. Dass Cannabis dabei – vor allem in einer jungen Zielgruppe – führend ist, verwundert die beiden Experten allerdings wenig. „Dass sich junge Menschen ausprobieren, ist nicht ganz neu.“ Es seien vor allem Probleme wie Corona-Pandemie, Isolation und schulischer Druck, die dazu führten, dass sich aus dem Ausprobieren eine Sucht entwickle. „Der Druck in der Schule und eine gewisse Perspektivlosigkeit nehmen zu. Kiffen ist da oft ein Ventil“, so Zimmermann. Eine Lösung könne sein, neue Hobbys auszuprobieren und schlussendlich etwas zu entdecken, das Spaß macht – abseits der Drogen. „Musik und Kreativität spielen dabei eine wichtige Rolle.“
Prävention ist ein Schlüsselfaktor
Damit Kinder und Jugendliche am besten weder zum Joint noch zur Flasche greifen, setzt die Drobs vor allem auf Prävention. Und das direkt dort, wo es am wichtigsten ist: in den Mendener Schulen. Das Ziel, das man sich mit einer personellen Aufstockung in der Drobs gesetzt hatte, konnte man demnach auch erfüllen: alle Schüler der 7. Klassen im Stadtgebiet zu erreichen, insgesamt 1178. „Das ist auch für uns ein Rekord“, sagt Tina Sonnen. Ein weiteres Pfund für das Team: die Mendener Suchtwoche. 2022 lag der Fokus auf dem Thema Magersucht mit einer Lesung von Antonia Wesseling. Für 2024 gibt’s bereits einen neuen Schwerpunkt: Medien.
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Ein Gewinn für die Drobs ist mittlerweile vor allem Substitutionsarzt Sven Naujoks. Fast alle der 39 Substitutionsklienten seien in seiner Praxis untergekommen.