Menden. Corona machte der Suchtwoche zuletzt einen Strich durch die Rechnung. Im Mai ist es aber wieder soweit. Zu Gast ist auch ein Youtube-Star.
Zwei Jahre pausierte die Suchtwoche in Menden. Corona machte der Anonymen Drogenberatung (Drobs) und der Suchtberatung einen Strich durch die Rechnung. Nun laufen die Planungen für die nächste Auflage Mitte Mai. Im Mittelpunkt steht dabei das Thema Essstörungen. Das ist geplant.
Vernissage im Rathaus
Eine Woche lang dreht sich im Mai alles um Sucht: vom 16. bis 20. Mai. Und in diesem Jahr ist die Finanzierung der Suchtwoche größtenteils gesichert. Am 1. April gibt’s aber auch einen Waffelverkauf auf dem Wochenmarkt, wie Thomas Zimmermann von der Anonymen Drogenberatung sagt. Über die Menden-Crowd der Stadtwerke und eine Spendensammlung wolle man sowohl Werbung machen als auch die Suchtwoche finanziell breiter aufzustellen.
Eine Besonderheit der Aktionswoche gibt’s dann aber direkt zu Beginn am Montag, 16. Mai: Im Foyer des Rathauses ist eine Vernissage geplant. „Das wird sich alles um das Thema Sucht im Allgemeinen drehen“, erklärt Zimmermann. Der Duisburger Künstler Thorsten Kasel portraitierte dafür Klienten der Drobs. „Die Bilder sollen für sich sprechen. Es sind alles Mendener Gesichter“, so Zimmermann weiter. Zwei Wochen werden die Werke ausgestellt sein. Es ist gleichzeitig eine der ersten Ausstellungen, die seit der Corona-Pandemie überhaupt im Rathaus aufgebaut wird.
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Wer sich ein Bild der Drobs und der Suchtberatung machen möchte, kann das am zweiten Tag der Woche tun. Am Tag der offenen Tür stellen beide Beratungsstellen ihre Arbeit vor – ebenso wie das Netzwerk Essstörung. Es gehe darum Betroffenen und Interessierten Hilfsangebot aufzuzeigen. Denn inzwischen seien Essstörungen längst kein Thema mehr, das vornehmlich Frauen betrifft. Mittlerweile zählen auch immer mehr Männer zu den Betroffenen. Proteinshakes ersetzen gut und gerne mal eine Mahlzeit, weiß Thomas Zimmermann. „Eine Begleiterscheinung ist dabei Mangelernährung, das kriegen wir immer wieder mit.“ Eine Rolle spiele dabei vor allem der in sozialen Medien oftmals propagierte Schönheitswahn. Der Instagram-Algorithmus etwa steht seit Monaten in der Kritik, für psychische Schäden bei Kindern und Jugendlichen zu sorgen und Essstörungen fördern zu können, in dem solche Inhalte gezielt ausgespielt werden.
Betroffene berichtet
Wie das Leben mit einer Essstörung aussieht, erklärt am Mittwoch, 18. Mai, Antonia Wesseling. Die 22-jährige Autorin stellt ihr Buch „Wie viel wiegt mein Leben?“ vor. „Das soll vor allem junge Leute ansprechen. Sie ist nah dran an den Jugendlichen“, sagt Thomas Zimmermann. Es gehe darum, die Gründe für eine Essstörung aus erster Hand zu erfahren. Auf Youtube und Instagramklärt die Autorin seit mehreren Jahren zu diesem Thema auf. Wesseling selbst war magersüchtig, hat drei Klinikaufenthalte und mehrere Therapien hinter sich. Die Erlebnisse schrieb die 22-Jährige nieder. Es geht darum zu erklären, warum Magersucht ein Hilfeschrei der Psyche ist – und wie sich Betroffene helfen lassen können. Eine Lesung der Autorin gibt’s zunächst für Schülerinnen und Schüler der Walburgisschulen; am Abend steht anschließend ein Elternabend auf dem Plan, bei dem Wesseling Rede und Antwort steht. Ernährungsberaterin Anke Kaiser ergänzt das Angebot. „Sie bildet den einordnenden Komplex“, erklärt Zimmermann.