Fröndenberg. Der GSF-Schulleiter Klaus de Vries in den Ruhestand. Wie Freunde, Kollegen und Offizielle sein Wirken in Fröndenberg beurteilen.

Nach 17 Jahren als Schulleiter der Gesamtschule Fröndenberg ist für Klaus de Vries bald Feierabend. Doch auch in seinen letzten Tagen als Chef der einzigen weiterführenden Schule der Ruhrstadt lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen. Wie Freunde, Kollegen und Offizielle sein Wirken in Fröndenberg beurteilen.

Blick über Tellerrand hinaus

Klaus de Vries hat immer ein offenes Ohr. Für jeden, der an seine Tür klopft. Selbst bei seiner eigenen Verabschiedung schlendert er von einer Person zur nächsten im Atrium der GesamtschuleFröndenberg, als würde er jeden persönlich willkommen heißen wollen in „seiner“ Schule. Dabei bleibt er ebenso sympathisch wie fast schon staatsmännisch. 17 Jahre lang war er maßgeblich an der Weiterentwicklung der Fröndenberger Schullandschaft beteiligt.

Seit seinem Amtsantritt hat sich an der Schule so einiges getan – äußerlich wie innerlich. Sei es die Umgestaltung der Räume hin zu sogenannten Jahrgangsclustern, in denen die Klassenverbände im Grunde ihren gesamten Schultag verbringen, ohne ständig von einem Raum zum nächsten hetzen zu müssen, oder aber die Ipad-Klassen. Letztere haben sich gerade in Zeiten der Corona-Pandemie bewährt. Als andere Städte händeringend auf die Suche nach digitalen Endgeräten gehen mussten und es zunächst nur mit großer Mühe möglich war, den Unterricht in den digitalen Raum zu verlagern, musste man in Fröndenberg nicht alles über den Haufen werfen. Im Gegenteil. Die Schule war bestens vorbereitet auf eine Zeit, in der Distanzunterricht nicht die Ausnahme, sondern die Regel war. Doch dabei hat sich der Bald-Ruheständler keinesfalls auf den Erfolgen ausgeruht. Er galt in der Fröndenberger Schullandschaft als einer der größten Verfechter der Innovation, richtete den Blick stets nach vorne und über den Tellerrand hinaus.

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Wie sehr Klaus de Vries die Gesamtschule prägte und das wofür sie heute steht, wird auch bei seiner offiziellen Verabschiedung deutlich. Dazu hat sich das Kollegium eine kleine Talkshow-Runde zusammengerufen, fast wie bei TV-Granden wie Markus Lanz. Besetzt mit Lehrern, Vertretern der Bezirksregierung, Schüler- und Elternschaft, aber auch langjährigen Weggefährten. Als „positiv penetrant“ beschreibt ihn etwa Markus Zingler, seines Zeichens bei der Bezirksregierung für die Sekundarschulen im Kreis Unna zuständig. Und auch wenn Bürgermeisterin Sabina Müller das erste Treffen mit Klaus de Vries „nicht so einprägsam“ in Erinnerung blieb – so war der Schulleiter seit seinem Amtsantritt ein Fürsprecher seiner und anderer Schulen im Schulausschuss.

Frühe Bedenken

Dabei wäre es fast ganz anders gekommen. Denn dass Klaus de Vries von Wattenscheid aus eine Schule am Rande des Ruhrgebiets übernehmen sollte, war vor allem für seine Mutter ein Graus. „Ihr hat es nicht so gut gefallen, dass er nach Fröndenberg geht“, gibt Ehefrau Heike aus dem Publikum in der Aula süffisant zu. Doch über die Jahre habe genau diese Entscheidung einen positiven Nebeneffekt Zuhause gehabt. „Er ist viel entspannter heim gekommen“, sagt Heike de Vries.

Dass er kein Problem damit hat, ungewohntes Terrain zu betreten, das wird auch anhand der noch immer andauernden Umbaumaßnahmen in der Gesamtschule deutlich. Stück für Stück sind die Jahrgangscluster in der Umsetzung. „Die waren am Anfang schon ein Risiko“, gibt Lehrerin Nancy Meyer zu. Doch letztendlich hat das Konzept auch das Kollegium überzeugt.

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Klaus de Vries ist kein Mann der vielen Worte, wohl aber der richtig gewählten. „Ich hatte großen Respekt vor dem heutigen Tag, fast schon Bammel. Nach 17 Jahren will ich nicht, dass es nur um mich geht“, gibt er mit einem Schmunzeln zu. Doch auch an einem seiner letzten Tage wird er nicht müde, an die Pflichten von Schule zu erinnern. Es sei die Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer, Experten für die kuriosesten Fragen zu sein – und damit gleichzeitig beizutragen, dass die Kinder und Jugendlichen „ihre Potenziale kennenlernen und entfalten können“. Das gelte heutzutage mehr denn je. „Die Aufgaben, die vor uns liegen, reichen weit über Fröndenberg hinaus.“ Und diese zu bewältigen, das gehe nur in der Gemeinschaft.

In Zukunft will sich de Vries vor allem um die Familie kümmern. Der frisch gebackene Großvater freut sich auf die Zeit mit seinem Enkel – und auch ein bisschen ehrenamtliches Engagement darf dabei nicht fehlen. Für manche Kollegen klingt das fast nach „Un“-Ruhestand.