Fröndenberg. Seit 16 Jahren leitet er die Gesamtschule Fröndenberg, im Sommer 2023 geht Klaus de Vries in den Ruhestand. So blickt der 63-Jährige zurück.

Ende einer Ära: Mit Beginn der Sommerferien 2023 geht Klaus de Vries (63) von der Gesamtschule Fröndenberg (GSF) in den wohlverdienten Ruhestand. Seit dem 1. Februar 2006 leitet und prägt er die städtische Bildungseinrichtung mit aktuell rund 1200 Schülern.

Auf die Frage, wer mehr Probleme mache: Schüler, Eltern oder Kollegen, antwortet de Vries: „Ich bin nicht Schulleiter geworden, um über Probleme zu lamentieren!“ Vielmehr ginge es ihm darum, aktiv nach Lösungen für alle Beteiligten zu suchen. Dazu gehörten auch schon einmal Auseinandersetzungen. Dies allerdings in einem respektvollen Umgang miteinander.

Die demokratische Mitwirkung von Lehrern, Schülern und Eltern sei grundlegend und böte Chancen, die den zum Teil hohen Aufwand aber rechtfertigten, weiß Klaus de Vries aus seiner langjährigen Erfahrung als Lehrer und Schulleiter. +++ Auch interessant: Gesamtschule Fröndenberg setzt weiter auf Digitalisierung +++

16 Jahre an der Spitze der Gesamtschule Fröndenberg

Als Leiter einer solch großen Bildungseinrichtung wie der Fröndenberger Gesamtschule müsse man unzählige Entscheidungen treffen und Verantwortung für viele Menschen übernehmen, hat der Wattenscheider Pädagoge in seinen nunmehr 16 Jahren an der Spitze der GSF erfahren. Als seine wichtigsten Charakter-Eigenschaften für diesen Job sieht de Vries vor allem: Aufgeschlossenheit, Empathie (Einfühlungsvermögen), Kommunikations- und Konfliktfähigkeit sowie Resilienz, also die psychische Widerstandskraft, und Verantwortungsbewusstsein.

„Wertschätzung und Respekt sind das Öl, das die gegenseitige Reibung vermindert“, meint der 63-Jährige. Dabei müsse Respekt vorgelebt werden, um ihn umgekehrt einzufordern. Jungen Kollegen würde er zudem klar mit auf den Weg geben, dass die Wertschätzung der Schüler die Voraussetzung für ein erfolgreiches Lehren sei. Auch den Erziehungsberechtigten rate er zu Wertschätzung und Wertevermittlung. Kindern und Jugendlichen müsse man zudem Geduld und Vertrauen entgegenbringen. +++ Lesen Sie auch: Die Gesamtschule Fröndenberg bekommt ein eigenes Lied +++

Beruf des Lehrers eine „wichtige gesellschaftliche Aufgabe“

Heutzutage sei das Bewusstsein der eigenen Rechte gestiegen, die daraus erwachsenen Pflichten gegenüber anderen und der Gesellschaft aber leider nicht im gleichen Maße mit, so de Vries. So hat der Pädagoge auch festgestellt: „Die Wertschätzung gegenüber der Leistung anderer – wie beispielsweise die von Lehrkräften – ist gesunken.“ Trotzdem würde er nochmals die berufliche Karriere als Lehrer und Schulleiter wählen, da es sich dabei um eine „wichtige gesellschaftliche Aufgaben“ handele.

Der Haupteingang der Gesamtschule Fröndenberg (GSF).
Der Haupteingang der Gesamtschule Fröndenberg (GSF). © Andreas Dunker | Andreas Dunker

Dabei war es für Klaus de Vries nach dem Besuch von Realschule und Gymnasium in Wattenscheid sowie Studium der katholischen Religion und Sozialwissenschaften in Bochum offen, ob er in den Schuldienst gehen würde. Denn nach dem Referendariat fand er erst einmal keine freie Stelle als Lehrer. Deshalb begann er erst einmal ein zweites Studium zum Berufsberater (Diplom-Verwaltungswirt) an der Fachhochschule der Bundesanstalt für Arbeit. +++ Auch lesenswert: „Steuermann“ Hubert Witte verlässt Gesamtschule Fröndenberg +++

1992 wurde de Vries als junger Lehrer in den Schuldienst übernommen

1992 wurde der junge Lehrer dann aber doch in den Schuldienst übernommen und machte 2003 bereits erste Karriereschritte als Oberstufen-Koordinator an der Maria-Sybilla-Merian-Gesamtschule in Bochum, bevor er sich 2005 als Schulleiter an der Gesamtschule in Fröndenberg bewarb.

Dabei fand er „die Alleinstellung der Gesamtschule als einzige weiterführende Schule am Ort“ als eine besondere Chance. Denn dadurch gäbe es „eine sozial und leistungsmäßig ausgewogene Schülerschaft“, die „ohne Versetzungsdruck“ bis zum neunten Jahrgang gemeinsam lernen kann. Gerade für ansonsten gesellschaftlich benachteiligte Kinder eröffnen sich so Chancen. Neben der individuellen Förderung von Kindern mit unterschiedlichen Leistungsstärken und familiären Voraussetzungen würde hierdurch auch die eigene soziale Kompetenz und der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt, glaubt de Vries. Er selbst wuchs als einer von zwei Jungen eines Maschinenschlossers und einer Verwaltungsfachkraft in Wattenscheid auf. Der Übergang von der Realschule zum Gymnasium gestaltete sich für ihn schwierig.

Durch Vorbild eigener Lehrer reifte Entschluss zum Lehramtsstudium

Durch das Vorbild eigener Lehrer und durch seine persönlichen Erfahrungen in der katholischen Jugendarbeit entschloss er sich zum eigenen Lehramtsstudium. Positiv in Erinnerung geblieben sind ihm ein überzeugender Religionslehrer und ein Lehrer für Sozialwissenschaften, der als Seiteneinsteiger auch außerschulische Erfahrungen mit in den Unterricht einbrachte.

Auch heute engagiert sich de Vries in seinem Wohnort Wattenscheid noch ehrenamtlich im Vorstand des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer. Ansonsten ist er in seiner knappen Freizeit in einem Chor als Sänger aktiv und macht gerne Urlaub an der Nordsee. Nach seiner Pensionierung in einem halben Jahr möchte er noch mehr Reisen oder zu Hause am Herd stehen und kochen.