Menden. Kann Mendens Stadtbücherei die Herausforderungen der Zukunft im Alten Rathaus meistern? Das soll der Kulturausschuss beantworten.

Wer in Menden fragt, wo die Stadtbücherei zu finden ist, bekommt schnell die richtige Antwort. Seit Jahrzehnten füllt sie das Alte Rathaus mit Leben, mitten im Herzen der Hönnestadt. Nun aber könnte ein Umzug bevorstehen, über den in Menden schon länger diskutiert wird: Die Stadtbücherei könnte zukünftig im Neubau am Nordwall untergebracht werden.

Auch interessant

Für viele Mendener mag das Alte Rathaus ohne die Bücherei nur schwer vorstellbar sein, doch diese Emotionen treffen auf die Ergebnisse des Bibliothekskonzeptes, das der renommierte Bibliotheksexperte Andreas Mittrowann für die Dorte-Hilleke-Bücherei erstellt hat. Ergebnis: An ihrem jetzigen Standort sei „eine moderne Bücherei, die den aktuellen gesellschaftlichen und technischen Notwendigkeiten“ entspreche, nicht zu realisieren.

In der Sitzung des Ausschusses für Kultur und Tourismus (AKT) am Dienstag, 20. Juni, soll das Gremium das Bibliothekskonzept „Stadtbücherei Menden 2027 – Wohlfühlort für Inspiration, Kreativität, Integration und Bildung“ beschließen und den Umzug in das neu entstehende Geschäftshaus am Nordwall empfehlen. Zugleich soll ein Bürgerantrag von Dr. Alexander Zibis, der den Verbleib im Alten Rathaus zum Ziel hat, abgelehnt werden. Sagt die Stadtverwaltung.

Stadtverwaltung will Bürger-Bedenken entkräften

Basis für die Entscheidung der Politik ist eine Vorlage aus dem Rathaus. Das Papier stellt nicht nur noch einmal die Ergebnisse und Ziele des Bibliothekskonzeptes heraus: Sie entgegnet auch den Aussagen und Forderungen des Bürgers, der eine Barrierefreiheit auch im Alten Rathaus für möglich hält.

+++ Lesen Sie auch: Kleine Fraktionen sollen Ausschüssen im Zweifel fernbleiben +++

Die Verwaltung sieht das anders. Die Unterbringung der Bücherei auf nur einer Ebene bringe weitere Vorteile mit sich, ermögliche etwa längere Öffnungszeiten, weil Personal anders eingesetzt werden könne. Längere Öffnungszeiten seien ein Ziel. Eine Delegation des Inklusionsbeirates hat das Alte Rathaus unter die Lupe genommen und mehrere Mängel gefunden. In der Folge empfahl das Gremium auch formell den Umzug in andere Räumlichkeiten. Der Bücherei-Förderverein Scriptum macht sich ebenfalls für den Umzug stark, auch Andreas Wallentin als Sprecher des Initiativkreises Mendener Wirtschaft (IMW) hält diesen für zwingend erforderlich.

+++ Auch interessant: Menden ist in der Lese-Bildung ein echter Vorreiter +++

Die Frage nach dem Danach ist noch offen

Eine Herausforderung dürfte für den AKT werden, ob er die Entscheidung über das Bibliothekskonzept loslösen kann von der Frage, was dann aus dem Alten Rathaus wird. Einen weitgehenden Leerstand – derzeit ist dort auch das Kulturbüro untergebracht – kann an so prominenter Stelle niemand wollen. Bündnis 90/Die Grünen haben beantragt, Nachnutzungsmöglichkeiten zu prüfen. Im Gespräch ist immer wieder Gastronomie, doch ob dieses Szenario realistisch ist, ist unklar. Allein die Anlieferung dürfte schwierig sein, und Barrierefreiheit wird heute auch von Gastronomiebetrieben verlangt. Angesichts der übrigen Gastronomen rund um den Marktplatz hinterfragt mancher Mendener auch, wie viel Konkurrenz dort noch möglich ist.

Bürger können Fragen stellen

Der Ausschuss für Kultur und Tourismus tagt am Dienstag (20. Juni) ab 17 Uhr öffentlich im Ratssaal des Rathauses.

Zu Beginn haben Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, Fragen zu stellen. In der Einwohnerfragestunde sind reine Meinungsbeiträge allerdings nicht erlaubt.

Der Bürgerantrag von Dr. Alexander Zibis steht an Punkt 3 in der Tagesordnung, dürfte aber unter dem Punkt 5 „Umsetzung des Bibliothekskonzeptes“ mitberaten werden.

All das aber sind Gedanken, die weit in die Zukunft gerichtet sind. Am Nordwall wird gebaut, einen Termin für einen möglichen Umzug der Dorte-Hilleke-Bücherei kann seriös niemand nennen. Und: Das Bibliothekskonzept ist auf das Jahr 2027 ausgelegt. Es handelt sich also nicht um einen Schnellschuss.