Menden. Nordwall oder Altes Rathaus – auf diese beiden Optionen fokussiert sich die Diskussion um den zukünftigen Standort der Stadtbücherei.
Soll die Stadtbücherei in den Neubau am Nordwall ziehen, wo die Abrissarbeiten des Dieler-Gebäudes inzwischen beendet sind? Oder ist sie an ihrem jetzigen Standort im Alten Rathaus doch besser aufgehoben? Auf diese durchaus bedeutenden Fragen muss Mendens Kommunalpolitik eine Antwort finden. Es geht in die heiße Phase.
Ein Umzug in das neue Siepmann-Gebäude am Nordwall ist für viele Menschen, die mit der Dorte-Hilleke-Bücherei zu tun haben, reizvoll. Eine Gruppe aus Politikern und Vertretern der Stadt hat zuletzt zwei Bibliotheken besucht. Dabei wurde deutlich: Ein Umzug zum Nordwall wäre mehr als ein Ortswechsel, er würde auch konzeptionell viele Chancen bieten. Das weiß auch Bürgermeister Dr. Roland Schröder, der die Bücherei-Tour selbst mitgemacht hat und sich an eine besondere Situation erinnert. „Als da mittags die vielen jungen Menschen rein kamen, hat mir das schon ein bisschen das Herz geöffnet“, erklärte er jetzt im Kulturausschuss.
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Diese jungen Leute, das weiß auch Mendens Stadtbüchereileiterin Veronika Czerwinski, kommen aber nicht in erster Linie zum Bücherlesen oder -ausleihen in Bibliotheken. „Die suchen Plätze, an denen sie arbeiten und sich informieren können“, sagt sie. Eine Bücherei, das hat man auch in der Nachbarstadt Fröndenberg erkannt, wird mehr und mehr zu einem „Dritten Ort“ – neben dem eigenen Zuhause und dem Arbeitsplatz oder der Schule.
Stadtbücherei stößt bei Modernisierung an Grenzen
Veronika Czerwinski ist stolz darauf, dass ihr Team mit ihr zusammen schon viele Entwicklungsschritte gemacht hat. Doch sie erkennt auch, dass es Grenzen gibt. „Wir haben hier im Alten Rathaus keine großen Räume, wo sich Gruppen treffen und zusammen arbeiten können.“ Der Denkmalschutz mache Umbauten nahezu unmöglich. Dass die Bücherei an ihrem jetzigen Ort nicht barrierefrei ist – auch mit Blick auf die Toilettensituation – kommt noch hinzu.
Spricht also alles für den Wechsel? Mitnichten, findet eine Gruppe um Alexander Zibis. Diese Initiative macht sich für den Erhalt der Bücherei am jetzigen Standort stark und hat eine eigene Zukunftskonzeption erstellt, die sie in diesen Tagen in Politik und Verwaltung verbreiten will. „Dies geschieht mit der Absicht, dass man entweder zu unseren Bedenken Stellung nimmt und diese entkräftet oder aber sich gemeinsam mit uns gegen den Umzug ausspricht“, erklärt Zibis. Er bedauert, dass eine von der Initiative vorgeschlagene öffentliche Diskussion zwischen Veronika Czerwinski und Bürgermeister Dr. Roland Schröder als Verfechtern des Büchereiumzugs einerseits und einigen kritischen Schülerinnen und Schülern andererseits von der Stadt „auf bislang unbestimmte Zeit verschoben“ worden sei.
Kritik an Konzept: „Sanierungsszenario nicht untersucht und dargestellt“
Die von der Bücherei-Initiative erstellte Analyse der für die Stadtbücherei erstellten Zukunftskonzeption von Diplom-Bibliothekar Andreas Mittrowann kommt zu dem Schluss, dass die Bücherei am bestehenden Standort saniert werden müsse. Es wird Kritik daran geübt, dass ein Sanierungsszenario nicht ins Auge gefasst und dargestellt wurde. Aber auch die Arbeit des Teams wird kritisiert. Angebote im Bereich Kreativität und Gaming seien fehl am Platze. Auch Social-Media-Auftritte sieht die Initiative kritisch, wenn dadurch zu viele Ressourcen von Mitarbeitenden gebunden würden.
Fazit ist für die Initiative, dass „großzügige Investitionen“ in die Stadtbücherei „unerlässlich“ sind. Die dafür verwendeten Mittel müssten „dazu eingesetzt werden, die vorhandenen Strukturen zu stärken und sinnvoll sowie zielorientiert weiterzuentwickeln“. Bei der Planung müsse viel stärker als bislang in den Blick genommen werden, dass das historische Gebäude, in dem sich die Bücherei befindet, keine Belastung sei, sondern vielmehr einen kostbaren Schatz darstelle. Der Auszug der Bücherei aus dem Alten Rathaus sei auch aufgrund des Fehlens eines überzeugenden Nachnutzungskonzepts zu vermeiden.
Nachnutzung für Altes Rathaus im Blick
Einen Antrag, genau solche Nachnutzungsmöglichkeiten durch den Immobilienservice prüfen zu lassen, gibt es aber inzwischen. Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat ihn politisch durchgesetzt und will bei alternativen Nutzungsmöglichkeiten für das Alte Rathaus vor allem wissen, ob dort gastronomische Angebote gemacht werden könnten.
Zu den Befürwortern eines Bücherei-Umzugs zum Nordwall zählt auch der Bücherei-Förderverein Scriptum, der ebenfalls über das Thema beraten hat und in neuen Räumen eine bessere Möglichkeit sieht, die Bildungseinrichtung moderner aufzustellen.
Bürgermeister Dr. Roland Schröder hat im Kulturausschuss angekündigt, die Verwaltung werde eine umfangreiche Vorlage „mit allen Vor- und Nachteilen sowie Chancen und Risiken“ erstellen. Auf Grundlage dieses Papiers wäre dann eine Entscheidungsfindung möglich. Ob die Initiative zum Standorterhalt ihre Argumente dort ausreichend gewürdigt sieht, bleibt abzuwarten.