Menden. Wo ist die Dorte-Hilleke-Bücherei am besten aufgehoben? Mit dieser Frage befasste sich jetzt auch der Inklusionsbeirat der Stadt Menden.
Wie gut kommen Menschen mit Behinderungen in Menden zurecht? Dieser Frage geht der Inklusionsbeirat immer wieder nach. Er macht auch Verbesserungsvorschläge, die allerdings nicht immer so deutlich ausfallen wie jetzt im Fall der Stadtbücherei. Die soll umziehen, weil sie für Menschen mit Beeinträchtigungen an ihrem jetzigen Standort im Alten Rathaus nur bedingt nutzbar ist.
Inklusionsbeirat nimmt Bücherei genau unter die Lupe
Am 3. März besuchte eine Abordnung des Inklusionsbeirates um seinen Vorsitzenden Olaf Jung die Dorte-Hilleke-Bücherei. Die Gruppe wollte mit Büchereileiterin Veronika Czerwinski darüber sprechen, wie behindertengerecht die Einrichtung ist. Das Ergebnis ist vernichtend, kommt aber nicht unerwartet. Die Bücherei ist nach Ansicht von Jung in einem für sie nicht passenden Gebäude untergebracht. Das machte der Vorsitzende in der jüngsten Sitzung des Beirats deutlich.
„Wir haben einige Dinge aufgelistet, die nicht behindertengerecht sind“, erklärte Jung. Dazu gehört etwa, dass am Eingang Hinweisschilder darauf fehlen, dass der allerdings in die Jahre gekommene Treppenlift mit einem Euroschlüssel für gehbehinderte Menschen nutzbar ist. Jung weiß, wovon er spricht. Er ist selbst Rollstuhlfahrer.
Ist das Problem mit den Schildern noch einfach lösbar, ergeben sich im Inneren des Gebäudes weitaus größere Hürden für Rollstuhlfahrer. „Die Toilettensituation gehört dazu“, sagt Jung. Dass es im ersten Stock keine behindertengerechte Toilette gebe, sei ein Problem. Noch gravierender ist etwas anderes: Viele Bücher sind für Menschen im Rollstuhl ohne Hilfe nicht zu erreichen. Damit sind sie vom eigentlichen Zweck einer Stadtbücherei weitgehend ausgeschlossen.
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Büchereileiterin Veronika Czerwinski und ihr Team wissen um die Probleme, auch der Förderverein Scriptum hat sich für einen Umzug der Bücherei in den Bau ausgesprochen, der am Nordwall an der Stelle des ehemaligen Dieler-Gebäudes entsteht. Ein Votum des Inklusionsbeirates könnte da Rückenwind bringen. Das Gremium beschloss am 10. Mai nämlich einstimmig, einen Antrag zu stellen, nach dem die Stadtbücherei in ein Gebäude umziehen soll, das barrierefrei erreichbar ist.
Neues Gebäude am Nordwall ist ein denkbares Umzugsziel
Der Neubau am Nordwall wird nicht explizit genannt, erscheint aber die einzig realistische Option zu sein. Teil des Bürgerhauses jedenfalls kann die Bücherei nicht werden – das ist nämlich durch Fördergelder an bürgerschaftliches Engagement, also ehrenamtliche Zwecke geknüpft. Ein komplett barrierefreier Umbau des Alten Rathauses wäre sehr teuer, wenn angesichts von Denkmalschutzkriterien überhaupt umsetzbar.
Mit dem Antrag des Inklusionsbeirates wird sich der Haupt- und Finanzausschuss befassen. Die Stimme derer, die sich für Inklusion in Menden starkmachen, wird also gehört. Ohnehin steht eine Entscheidungsfindung zur Bücherei und der Nutzung der durch die Stadt am Nordwall bereits angemieteten Flächen am Nordwall an.