Balve. Seit 1963 gibt es die Balver Grundschule. Was sich seit Gründung der Schule verändert hat – und welche Lehrmethoden wiederkehren könnten.
1963 war ein Jahr in Balve, in dem das Maurerhandwerk einiges zu tun hatte. Der St.-Blasius-Kindergarten und das Schwesternheim wurden durch die Katholische Kirche erbaut und parallel dazu baute die Stadt Balve das heutige Rathaus sowie die St.-Johannes-Grundschule. Und diese feiert ihr Jubiläum am 17. Juni ganz groß mit einem bunten Fest auf dem Schulhof.
Das Wort des Lehrers war damals auch Gesetz
„Es wird ein buntes Fest mit vielen tollen Attraktionen“, verspricht Schulleiterin Birgit Heckmann der Westfalenpost. „Wir haben an diesem Tag viel zu feiern, denn schließlich hat diese Schule eine lange Geschichte und ist sehr wichtig für die Stadt Balve.“ Der 10. Juli 1969 war der letzte Schultag und gleichzeitig der letzte Tag für die katholische und evangelische Grundschule. Seit dem 1. August gibt es folglich in der Hönnestadt keine konfessionellen Schulen mehr. Damit war die Geschichte dieser beiden Schulen zu Ende und die Geschichte der Balver Grundschule St. Johannes nahm ihren Lauf.
Der Lehrer Alfons Mölle bewarb sich als erster auf die Stelle des ersten Direktors dieser neuen Einrichtung. Zuvor war Mölle als Lehrer an der katholischen Volksschule St. Johannes und später an der Hauptschule als Lehrer beschäftigt. Nachdem er seine Qualifikationen in einer entsprechenden Revision beim Schulamt nachgewiesen hatte, wurde er als neuer Schulleiter durch den Balver Rat in sein Amt gewählt. „Seitdem hat sich in der Art und Weise, wie hier gelehrt wird, sehr viel verändert.
Vor 60 Jahren war doch noch einiges anderes. Früher gab es oft große Klassen mit meist 30 bis 40 Kindern. Auch herrschte an den Schulen eine strenge Disziplin“, erzählt Birgit Heckmann. Meist seien die Kinder in Reih und Glied in die Klassen gegangen, die Sitzordnung war konkret nach vorne ausgerichtet. Das sei damals in allen Schulen „gang und gäbe“ gewesen. Zudem herrschte damals in den Klassen noch ein deutlich harscherer Umgangston und auch Bestrafungen waren ein Mittel zur Erziehung der Kinder. „Es gab damals noch das In-der-Ecke-Stehen, wenn einer im Unterricht nicht aufgepasst hat oder sonstigen Blödsinn verzapft hat. Es ist ja auch öfter vorgekommen, dass die damaligen Lehrer Kreide oder sogar Schlüsselbunde auf die Schüler geworfen haben, wenn diese nicht ganz bei der Sache waren“, so Heckmann weiter. Ohrfeigen und gar Schläge mit dem Zeigestock waren ebenso drastische Maßnahmen zur Erziehung, was „heute zum Glück nicht mehr gemacht werden darf“. Was der Lehrer damals sagte, sei absolutes Gesetz gewesen und auch im Elternhaus wurde diese Art der Erziehung durchgesetzt.
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Im Laufe der Jahre machte die Pädagogik an den Schulen einen Umbruch durch, der dazu führte, dass heute in den Schulen solche Art Unterricht und erzieherischer Maßnahmen nur noch Geschichte sind. „Heute wird hier kein Kind mehr geschlagen oder so hart bestraft. Wir versuchen, mit modernen pädagogischen Ansätzen die Kinder zu unterrichten. Es hat lange gedauert, dieses neue System umzusetzen, weil gerade bei den älteren Lehren noch im Kopf die sprichwörtlich ’Alte Schule’ vorhanden war.“ Auch die Ausbildung und das Studium für Lehrer seien gänzlich anders gewesen. „Früher wurde oft nur ein kurzes Studium von zwei bis drei Semestern benötigt, um Lehrer zu werden. In der jetzigen Zeit sieht das ja ganz anders aus. Wir sind alle studierte Pädagogen“, betont Birgit Heckmann.
Schulleiter mit anderem Status in der Gemeinde
Schulleiter waren damals auch in der Gesellschaft hoch angesehen. „Das waren die Schulmeister und in der Gesellschaft hatten diese einen extrem hohen Stellenwert. Das waren ganz hohe Persönlichkeiten in der Gemeinde mit einem hohen Status“, erinnert sich die heutige Rektorin.
Aber auch im Unterricht hat sich in den vergangenen 60 Jahren so einiges geändert. „Zum Beispiel gibt es das klassische Diktat nach dem Motto ‘Hefte raus, ich diktiere euch was’ so nicht mehr im Unterricht. Wir machen heute Rechtschreibarbeiten, die dann schon zum Teil klassisch diktiert werden, aber es ist eher eine Mischung aus Diktat und Rechtschreibüberprüfung“, so die Pädagogin. Geht es nach ihr, könnte das klassische Diktat allerdings eine Art Revival erleben. „Dieses hatte sich ja schließlich jahrelang bewährt und viel Lerninhalt gebracht.“
Nun lädt die Grundschule zum großen Schulfest auf dem Schulhof ein. „Es gibt ein buntes Programm. Es wird einen Lehrerchor geben, der musikalisch für gute Laune sorgen wird. Auch wird sich der Förderverein der Grundschule präsentieren und auf seine wichtige Arbeit aufmerksam machen und eine schöne Tombola mit tollen Preisen machen“, verspricht Heckmann vor dem großen Tag. Musikalisch werde die Bläserklasse mit im Boot sein „und wer mag, kann sich auf einer Hüpfburg austoben“.
Obendrein erwartet man an der Balver Grundschule für den festlichen Tag auch die rollende Waldschule von Maria Waterman. „Natürlich wird auch für das kulinarische Wohl gesorgt werden. Es gibt ein Küchenbuffet und andere Köstlichkeiten. Wir freuen uns alle auf diesen tollen Tag“, sagt Heckmann.