Menden. Durch Friedhilde Trüün lernen Schüler am Hönne-Gymnasium den weltberühmten Komponisten Ludwig van Beethoven von einer anderen Seite kennen.

Für die Schülerinnen und Schüler des Hönne-Gymnasiums dürften es Unterrichtsstunden der etwas anderen Art gewesen sein, die sie in dieser Woche mit Friedhilde Trüün erlebt haben. Die Kinderstimmpädagogin arbeitet mit rund 200 Kindern, um einen gemeinsamen Auftritt auf der Wilhelmshöhe umzusetzen. Was die Arbeit Trüüns so besonders macht – und wie die Kinder die deutsche Komponisten-Legende Ludwig van Beethoven dadurch kennenlernen.

Corona bremst Planungen aus

Vor der Aula im neuen Anbau des Hönne-Gymnasiums stapeln sich die Jungen und Mädchen regelrecht. Dabei hat der Unterricht noch längst nicht angefangen. Auf dem Schulhof kicken ein paar Schüler noch gemütlich einen Fußball hin und her. Es ist schließlich Pause. Das macht den Trubel vor der Aula umso erstaunlicher. Und doch merkt man schnell, warum das bei der Kinderstimmpädagogin Friedhilde Trüün so ist. Sie begrüßt jedes einzelne Kind persönlich. Mit Namen. Das, so sagt Lehrerin Julia Klute, sei halt eben ihre Art. Auch für die Kinder selbst scheint das zumindest eine neue Erfahrung zu sein, sie sind direkt auf Augenhöhe mit den Erwachsenen.

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Eigentlich war der Unterricht der etwas anderen Art bereits für 2020 geplant, erklärt Klute. Doch dann kam bekanntlich die Corona-Pandemie und machte den Planungen einen Strich durch die Rechnung. Und das ausgerechnet im Beethoven-Jahr, anlässlich seines 250. Geburtstages.

Mondscheinsonate zum Mitsingen

Die bahnbrechenden Kompositionen Ludwig van Beethovens sind auch zweieinhalb Jahrhunderte nach seinem Wirken noch immer spürbar. Und genau das will Friedhilde Trüün auch den Jungen und Mädchen deutlich machen. Sich auf die Musik und die Texte zu konzentrieren, sagt die Stimmpädagogin, funktioniere nur, wenn es in Kopf und Herz gleichermaßen ankommt. Die Mondscheinsonate bekommt durch eine neue Komposition Rumba-Elemente ab, „Freude schöner GötterfunkenRap-Elemente. Ein Stil-Mix, der hängen bleibt. Sowohl musikalisch als auch gesanglich. „Es ist ein Unterricht, aus dem man positiv ‘raus geht“, sagt Friedhilde Trüün. Damit die Texte schnell sitzen, setzt sie vor allem auf Eselsbrücken für die Kinder. Trüün formt bei der Mondscheinsonate etwa einen Mond mit ihren Händen oder erzählt vor den Proben kleine Anekdoten.

Dass das so gut zu funktionieren scheint, liegt vor allem an der Art, wie die Kinder lernen würden. „Die Musikalität haben wir alle, genau wie ein harmonisches Gedächtnis“, erklärt Trüün. Doch den Kids falle es schlichtweg einfacher, parallel auch Texte auswendig zu lernen als das bei älteren Kindern und Jugendlichen der Fall sei. Und selbst wenn ein Kind mal doch keine Lust auf Musik hat. Dem Sog, der Energie Trüüns und des gemeinsamen Singens kann sich kaum ein Schüler entziehen. „Und die Ohrwürmer bleiben auch hängen“, sagt die Kinderstimmpädagogin mit einem Schmunzeln. Obwohl Beethoven bereits in jungen Jahren sein Gehör Stück für Stück verliert, „seine Musik ist unsterblich“.

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Dann geht’s sprichwörtlich ans Eingemachte. „Woop! Woop! Woo-woo-woo-woop!“ schallt es durch die Aula. Stimme lockern, Stimmung lockern. Friedhilde Trüün ist unkonventionell, sie fuchtelt wild gestikulierend in der Luft herum, sie erzählt lockere Anekdoten.Ludwig Van Beethoven hatte keinen Bock auf den Adel, obwohl er unsterblich in Gräfin Josephine Brunsvik verliebt war. Diese Mischung kommt an. Neuer Text und die Interpretation der Mondscheinsonate sind in wenigen Minuten so sicher einstudiert, dass die Kinder das Stück ohne Probleme nachsingen.

Auf der Wilhelmshöhe gibt’s am Freitagabend den großen Auftritt der 200 Schülerinnen und Schüler, der vor allem von Familie und Freunden frenetisch gefeiert wird.